Kritik zum Kinofilm „Oasis: Knebworth 1996“

23. September 2021 | Lux-Kino Frankenthal:

Ein Vierteljahrhundert ist es nun her, dass die Britpopper von Oasis auf dem Zenit ihres kometenhaften Aufstiegs standen. Eine kurze Zeit schien ihr Rock’n’Roll Star heller als jede andere Champagne Supernova. Von diesem Höhenflug erzählt nun die britische Dokumentation „Oasis: Knebworth 1996“, als die Band mit ihren beiden Konzerten 250.000 Menschen in die britische Landidylle lockte.

Der britische Dokumentarfilm ist jedoch nicht einfach nur ein Konzertfilm, der in knapp zwei Stunden den Auftritt als Konserve für die Nachwelt aufbereitet, sondern vielmehr ein Zeitdokument, in dem Fans befragt werden und das ganz nebenbei die Zuschauer schmerzlich erfahren lässt, wie unbeschwert die Welt in dieser Zeit war. Anders gesagt, er lässt darüber nachdenken, wie sehr Massenpaniken auf Großveranstaltungen, Terror und das Internet die Welt verändert haben. Lakonisch merkt dann auch Noel Gallagher gegen Ende des Films an, dass die Zuschauer damals noch ein Konzert komplett genießen konnten. Heute sei man damit beschäftigt, ein nettes Video oder Fotos zu machen, um zu beweisen, dass man auch da war. Der Film macht aber auch bewusst, wie sehr sich die Musiklandschaft verändert hat. War es damals noch möglich, dass sich eine Band quasi aus der Garage heraus an die Spitze der Welt spielte, dominieren zwischenzeitlich Casting Show Stars und akademisierte Popmusiker. Öffentliche Exzesse ganz nach dem Gestus des Rock’n’Roll Lifestyles, wie ihn Oasis pflegten, gehören längst der Vergangenheit an. Es wirkt fast, als wären die 90er Jahre das Jahrzehnt gewesen, an dessen Ende die Unschuld verloren ging. „Oasis waren wir“, erzählt ein Fan und bringt damit das Phänomen auf den Punkt. Oasis waren einfache Jungs aus einem Arbeiterviertel mit schlechter Schulbildung, die es geschafft hatten. Anders gesagt, sie ermöglichten einer ganzen Generation, eine kurze Zeit gemeinsam zu träumen.

Fazit: „Oasis: Knebworth 1996“ ist eine mitreißende Zeitreise, die den Hype um die Briten aus Manchester greifbar macht. Zudem untermauert er auch die Zeitlosigkeit von Noel Gallaghers Überhits wie „Live Forever“, „Champagne Supernov“ oder „Don’t look back in anger“, die er zwischen 1994 und 1996 scheinbar mühelos aus dem Ärmel schüttelte. Der Film lässt aber auch erahnen, warum nach diesem Höhenflug der tiefe Fall folgen musste.