28. Januar 2017 | Die Funzel in Worms:
Seit mehr als zehn Jahren sind die Funzel Acoustics fester Bestandteil des Konzertprogramms der urigen Kultkneipe. Ganz dem Namen verpflichtet, wird an diesem Wochenende ausschließlich akustisch geklampft und natürlich live gesungen.
Es ist keine Überraschung, wenn man berichtet, dass die Kneipe bestens besucht war und das Bier bei ausgelassener Stimmung in Strömen floss. Auch wenn das erste Duo des Abends etwas auf sich warten ließ, änderte das nichts an der guten Stimmung. Die Funzel Acoustics Wiederholungstäter Weedy Jackson überzeugten mit ihrer üblichen Songauswahl aus dem Best of Alternative Rock Katalog. Sänger Schäfer klang zuweilen, als würde er der aufgestauten Wut der vergangenen Monate mit seiner Reibeisenstimme Raum gewähren. Das klang nach echter Arbeit! Die schönste, wenn auch melancholischste Idee des Abends hatten Maurice Fischer und Christian Engelke, die das Duo We Are The Dead nur für die Acoustics gründeten. Ganz verpflichtet den prominenten Toten des vergangenen Jahres, begeisterten sie mit Interpretationen von Hits wie „Wake me up before you go go“, „Kiss“ und dem großartigen „Heroes“. Gesanglich war das nicht immer sicher, aber auf jeden Fall sympathisch. Ein paar Jahrzehnte mehr auf dem Buckel als ihre Vorgänger hatten die drei Musiker der Band Istirahat, die bereits mit den ersten Takten des Stevie Wonder Hits „Superstition“ einen enormen musikalischen Druck entwickelten, der erst mit dem letzten Takt wieder nachließ. Neben altbekannten, gab es auch eigene Stücke zu hören. Eigenes gab es zwar bei E.V. nicht, dafür aber Exotisches aus der Türkei, denn hinter dem Kürzel verbargen sich die beiden Funzelgänger und Musiker Volker und Erkan, der einen Song aus seiner Heimat mit schlichter Stimme, aber ehrlichem Gefühl zum Besten gab. Dazwischen gab es Bewährtes, u.a. von Eurythmics, U2 und Nirvana. Da die Funzel Acoustics in ihrem Ablauf fast schon als rituell zu bezeichnen sind, gab es zum Abschluss einmal mehr das Quartett Toni Love. Nicht tot zu kriegende Gassenhauer wie „What’s up“ sorgten für eine kollektive stimmliche Unterstützung der Band durch das Publikum und einen entspannten Abschluss des ersten Tages.
FAZIT: Musik ist nicht nur Kunst und Anspruch, sondern manchmal einfach nur Unterhaltung. In diesem Sinne war auch dieser Abend rundum gelungen. Sicher wäre ein bisschen mehr Mut zu eigenem Material schön gewesen (siehe Weedy Jackson und Istirahat), dennoch sorgte das Programm für Kurzweil, Nostalgie und gute Laune.