Lohr war im Gespräch mit Sandra Noppenberger, Monika Diel und Beate Siebecker, die das Leitungsteam des Wormser Frauenhaus bilden. Träger des Wormser Frauenhauses ist das Deutsche Rote Kreuz. Das Frauenhaus bietet Betroffenen und deren Kindern in Not eine Unterkunft. Es kann sieben Frauen mit bis zu elf Kindern aufnehmen. Angeschlossen ist eine Beratungsstelle, die auch denjenigen hilft, die nicht aufgenommen werden können, oder wollen. Wie Lohr erfahren hat, kommt häusliche Gewalt in allen gesellschaftlichen Schichten und Kulturen vor. „Die Bewohnerinnen finden hier Beratung, Unterkunft und Sicherheit nach oftmals langen Wegen der Gewalt in der Partnerschaft“, fasst Lohr zusammen. Das Frauenhaus, das zum Schutz der Frauen eine geheime Adresse hat, sei ein rettender Anker für all jene Frauen, die keine eigenen finanziellen Mittel oder familiären Rückhalt haben. Wie Lohr aus ihrem Gespräch berichtet, trifft dies derzeit bei vielen Frauen mit Migrationshintergrund zu. Das Ziel ist demnach, dass die Frauen nur wenige Wochen dort bleiben müssen und dann in eine eigene Wohnung ziehen – genau dies werde allerdings immer schwerer. „Zu wenig Wohnraum, zu hohe Mieten“. Diese Sorge hat Lohr als eine besonders große wahrgenommen in dem Gespräch. „Dadurch fehlen Plätze für Frauen und Kinder in akuten Notlagen“, fasst Sandra Noppenberger zusammen. „Im Frauenhaus keinen Platz zu bekommen ist das Schlimmste, was einer Frau in diesem Augenblick passieren kann“. Insgesamt fehlten in Deutschland 14000 Plätze, wie Lohr in Erfahrung gebracht hat.
„Obwohl im Frauenhaus alle hauptamtlichen Kräfte in Teilzeit angestellt sind, tut das Personal alles, damit die Frauen wieder ein selbstbestimmtes Leben führen können“, schildert Lohr ihren Eindruck. Die Hilfe reicht von Behördengängen, über die Versorgung, bis hin zu psychologischer Beratung. Seit 1993 ist das Frauenhaus, das vorher ehrenamtlich geführt wurde, in Trägerschaft des DRK. „Es gibt zwar Zuschüsse zu den Personal- und Sachkosten von Stadt und Land“, erklären Noppenberger, Diel und Siebecker. Sie sagen aber auch klipp und klar: Das Budget ist knapp und vieles kann nur mit der Hilfe des Fördervereins und mit Spenden geleistet werden. Wachsende Bürokratie, zunehmende Fallzahlen, aber auch die Sprachbarrieren führen demnach dazu, dass sich viele Überstunden ansammeln.
„Die Frauen kommen oft nur mit einem kleinen Koffer und den notwendigsten Papieren – sogar ohne eigenes Konto – ins Haus und müssen sich alles neu aufbauen“, gibt Lohr ihre Eindrücke weiter, die auf Schilderungen von Noppenberger, Diel und Siebecker beruhen. Dann gehe es darum, Möbel, Kleidung, Spielsachen für die oft mittellosen Frauen und Kinder zu organisieren. Als Landtagsabgeordnete wollte Lohr auch genau wissen, inwieweit man sich vom Land mehr Unterstützung erhofft. „Das Frauenhaus benötigt mehr Geld für Personal, aber auch Geld für Sachmittel und Projekte“, fasst Lohr zusammen. Weil schon bei der akuten Hilfe so viel zu tun sei, bleibe kaum Zeit für Lobbyarbeit und denen eine Stimme in der Öffentlichkeit zu geben, die in Not sind und auf das gesellschaftliche Problem hinzuweisen. Inzwischen habe sich zwar viel getan. „Gewalt im häuslichen Umfeld ist aber immer noch ein Tabuthema“, gibt Lohr weiter, was sie als weitere Botschaft mit auf den Weg bekommen hat und auch in ihrer Arbeit im Landtag in Mainz einfließen lassen will. Eine gute Entwicklung sieht Lohr darin, dass Polizei, Verwaltung und das Netzwerk der Frauenhäuser in schweren Akutfällen, etwa wenn einer Frau mit dem Tod gedroht wird, inzwischen sehr schnell und effizient zusammenarbeiten, wie sie von dem Leitungsteam erfahren hat.
„Trotzdem bleibt das große Problem, dass Frauen, die Gewalt erfahren in doppelter Hinsicht Opfer sind“, sagt Lohr. Denn sie seien es, die zudem noch ihr zu Hause und oft sogar die Stadt verlassen und einen neuen Job finden müssten. Eine große Belastung sei dies alles auch für die Kinder. Für die Täter hingegen gehe das Leben nicht selten einfach weiter. „Hier hilft nur eine konsequentere und schnellere Strafverfolgung“, stimmt Lohr dem Leitungsteam im Frauenhaus zu. Ein Folgeproblem, das schnell aus dem Blick gerate, sei auch, wie schwierig es für die Frauen ist, wenn sie den Männern, die ihnen lange Zeit Gewalt angetan haben, weiter begegnen müssten. Dies sei der Fall, wenn die Väter noch ein Umgangsrecht für die Kinder haben und die Kinder bringen und abholen. „Wir müssen hier ganz genau hinschauen, wo Hilfe nötig ist“, sagt Lohr.
Stephanie Lohr informiert sich über das Frauenhaus bei Beate Siebecker, Sandra Noppenberger und Monika Diel (v.lil.). Foto: CDU/Lohr