Mehr Natur wagen. Das ist das Motto der Wormser Umweltverbände NABU, BUND, POLLICHIA und GNOR. 2017 schlossen sich die Verbände zusammen, um lokale Unternehmen dazu bewegen, ihre häufig großen Freiflächen naturnaher zu gestalten. Belohnt wird das Engagement mit einem Preis, dem Wormser „Umwelt-Star“. Dieser ging in diesem Jahr an den bekannten Schmierstoffhersteller ROWE und dessen Hauptsitz im Industriegebiet Nord unweit der B9.
Das Projekt wurde 2017 ins Leben gerufen. Seitdem haben die Naturschützer zwölf Unternehmen beraten. Der Titel „Umwelt-Star“ wurde erstmals 2018 verliehen. Damals erlangte die EWR AG das begehrte Zertifikat. In den Folgejahren wurden der Malermeisterbetrieb Hess von Stefan Vonderschmitt sowie das Ebwo-Team „Arbeitsgelegenheit“ (AGH) ausgezeichnet. In diesem Jahr wurde ROWE diese Ehre zu Teil. Am 18. Mai wurde der Preis überreicht. Zuvor lobte Michael Leukam (BUND Kreisgruppe Worms) ausdrücklich die erfolgreichen Bemühungen des Unternehmens, sein 110.000 Quadratmeter großes Gelände Natur nah zu gestalten.
Die Aktiven der vier Umweltverbände erfassten bei einem ersten Ortstermin das Potential des Geländes und erstellten die Planung für die naturnahe Umgestaltung des Firmengeländes. Zudem lieferten sie heimisches Saatgut für die Wildblumenwiese. Bei dem Preisübergabe erläuterte Leukam den Zusammenhang zwischen heimischen Pflanzen und Artenvielfalt: „Viele Insekten sind spezialisiert auf heimische Pflanzen. Da zunehmend Pflanzen aus Übersee in Deutschland Einzug halten, bedeutet das unweigerlich ein Artensterben.“ In diesem Sinne ist das Erfolgsrezept für mehr Artenvielfalt aus der Sicht der Umweltverbände ganz einfach: heimische Pflanzen einsetzen, unterschiedliche Lebensräume schaffen, wilde Ecken zulassen und auf Gifte und Düngemittel verzichten.
Immo Kosel, Mitlgied der ROWE Geschäftsleitung ergänzte in diesem Sinne: „Industrie und Umwelt sind definitiv miteinander vereinbar! Im Bereich Nachhaltigkeit haben wir mittlerweile eine Vorreiterrolle eingenommen und sind weltweit der erste Schmierstoffhersteller mit großem Nachhaltigkeitsangebot für unsere Kunden. Mit dem Projekt „Mehr Natur wagen“ erweitern wir unser Nachhaltigkeitsengagement und stellen auch die Natur in unmittelbarer Umgebung unseres Produktionsstandorts in den Fokus.“ Der Presse erklärte Kosel, dass das nachhaltige Engagement weit über die naturfreundliche Gestaltung des Außengeländes hinausgehe und verwies auf energiefreundliche Konzepte wie der Stromgewinnung durch die hauseigene 4000 Quadratmeter große Photovoltaik Anlage. Auch versuche man, Mitarbeiter für mehr Nachhaltigkeit zu begeistern. Dazu gehören verschiedene Angebote, z.B. den vergünstigten Tarif zur Nutzung von E-Bikes. Auch in puncto Energiemanagement, Ressourcenschonung und CO2-Reduktion präsentiert sich der Schmierstoffhersteller als Vorreiter in der Branche.
Zu den Maßnahmen in Verbindung mit dem Projekt „Mehr Natur wagen“ gehörten wiederum:
- Aufbau einer Benjeshecke (Totholzhecke): Sie dient als Quartier für den Winter sowie Unterschlupf zahlreicher Kleintiere und Insekten: Insekten, Spinnen, Mäuse und Igel
- Mehrere Totholzhaufen und zwei Reisighaufen
- Nisthilfen für im Erdboden nistende Insekten: Hier fühlen sich besonders Wildbienen wohl.
- Bepflanzung der Parkplatzflächen mit Färberkamille: Sie dient als Nahrungsquelle für zahlreichen Bienenarten, Hummeln und andere Insekten. Darüber hinaus wurden viele Staudenarten, in Summe über 600 gepflanzt, die gepaart mit der Aussaat von Wildblumenmischungen in diversen Gräben eine zusätzliche Nahrungsquelle darstellen.
- Bau von fünf Insektenhotels: hier schaffen wir geschützte Lebensräume für zahlreiche Insekten, die zum Unterschlupf, aber auch zur Überwinterung wichtig sind.
- Anlegen vieler dauerhaften Naturwiese: Mit ihrem üppigen Angebot an Pollen und Nektar helfen diese naturbelassenen Wiesen, die Vielfalt von Insekten zu stärken. Die Reduktion auf lediglich zwei Mähtermine im Jahr schafft Artenvielfalt und eine natürliche Entwicklung.
- Zahlreiche Vogelhäuser und ein Nistkasten für den Turmfalken runden die Umgestaltung der ROWE Außenflächen ab.
- Anlage eines großen Teichs mit zahlreicher Bepflanzung: dieser dient Insekten, Amphibien und Vögeln als erweiterter Lebensraum.
- Anlage eines Lesesteinhaufens: dieser dient vor allem Reptilien und anderen kleinen Lebewesen als wichtiger Unterschlupf.
All diese Maßnahmen wurden in ganzjähriger Projektarbeit vom ROWE-Landschaftsgärtner-Team umgesetzt und von einer hausinternen Arbeitsgruppe sowie dem Projektteam „Mehr Natur wagen“ begleitet und dokumentiert. Um Mitarbeiter und Besucher auf dem ROWE-Gelände nachhaltig in die Maßnahmen zu integrieren, wurde ein Lehrpfad geschaffen, der einzelne Stationen genauer beleuchtet. Mit weiteren Umwelt-Projekten im Außenbereich soll der Pfad zukünftig weiter wachsen.
Text und Fotos: Dennis Dirigo