Theater Curiosum inszeniert und spielte „Die Schatzinsel“

27. Oktober 2021 | Lincoln Theater:

Nachdem man in den vergangenen beiden Jahren mit „Unterm Birnbaum“ und „Das Gespenst von Canterville“ zwei Klassiker adaptierte, die geradezu für das Theater geschaffen sind, wollte man es in diesem Jahr etwas epischer angehen und wagte sich mit der „Schatzinsel“ an die bisher aufwendigste Inszenierung.

Vor rund 130 Jahren schrieb der Brite Robert Louis Stevens die Romanvorlage, die mittlerweile so was wie der Prototyp einer Abenteuergeschichte ist. Zahlreiche Verfilmungen und Neuauflagen des Buchs zeugen von der ungebrochenen Faszination für diese Geschichte, die nicht nur prächtig unterhält, sondern das Kind in uns allen anspricht. Das Kind, das davon träumt, in die Südsee zu reisen, um einen sagenumwobenen Schatz zu suchen, der unermessliche Reichtümer verspricht. Auch das Ensemble von Theater Curiosum zeigte sich vom Abenteuerfieber angesteckt und hievte an zwei Abenden (der dritte musste abgesagt werden) den großen Traum vom Abenteuer auf die kleine Bühne im Lincoln Theater. Während die beiden oben genannten Aufführungen von der Atmosphäre der Kleinkunstbühne profitierten, geriet das Ensemble bei der Lincoln-Adaption jedoch schnell an seine Grenzen. Das Bühnenbild, liebevoll gestaltet, inklusive einer kleinen Drehbühne, konnte leider nicht den fehlenden epischen Gestus eines Stückes entfalten, das von England über eine beschwerliche Seereise in die Südsee führt. Da sich offenbar auch die Theatergruppe dieser Komplexität sowie Stevensons ausschweifender Erzählung bewusst war, entschied man sich dafür, ganze Handlungsstränge per Erzähler schildern zu lassen. Das führte wiederum zum Stillstand auf der Bühne. Dabei ist eines der ureigensten Credos auf der Bühne: Erzähle nichts, was du nicht zeigen kannst. Dem gegenüber stand wiederum die Spielfreude eines bestens aufgelegten Freizeitensembles, das durch den Erzähler immer wieder ausgebremst wurde.

Fazit: Es war die bisher ehrgeizigste Aufführung, die das junge Ensemble Theater Curiosum im Lincoln Theater aufführte. Dennoch entstand dieses Mal der Eindruck, dass das Ensemble deutlich weniger Zeit für die Vorbereitung hatte. Das führte dazu, dass die zahlreichen Actionszenen etwas chaotisch inszeniert wirkten. Der Spaß und ein kräftiges Augenzwinkern war den Beteiligten jedoch in jeder Minute anzumerken. Das garantierte zumindest, dass man auch als erwachsener Zuschauer seinen Spaß hatte und sich wieder wie ein Kind fühlen konnte.