Zur Faschingszeit bewies auch Oberbürgermeister Kissel Humor. Für die Wormser Straßenfastnacht zwängte er sich in ein Feldhamsterkostüm und hängte sich ein Schild um den Hals: „Wo geht’s hier zum Hohen Stein?“
Der Hintergrund: In dem schwelenden Streit um das geplante Gewerbegebiet „Am hohen Stein“ hatte die Bürgerinitiative „Bündnis Hoher Stein“ als Argument eine vermehrte Feldhamster-Population ins Feld geführt. Dort, wo 140 Hektar bestes Ackerland vor den Toren von Worms-Heppenheim für alle Zeiten versiegelt werden sollten und sich immer mehr Anhänger um eine fleißig mit Fakten argumentierende Bürgerinitiative scharten, die zuletzt auf 9.000 Unterstützer verweisen konnte. Eine beachtliche Anzahl, weshalb zuletzt auch die Wormser SPD kalte Füße bekam, schließlich sind im Mai 2014 Stadtratswahlen. Während sich die Kleinen im Stadtrat – Grüne, FWG und FDP – schon frühzeitig gegen den unnötigen Flächenverbrauch ausgesprochen hatten, scherte zuletzt auch die CDU aus, so dass der SPD nur noch die Flucht nach vorn blieb. In einer legendären Stadtratssitzung, die als „Hamstertheater“ in die Geschichte eingehen wird, trug Professor Koch aus Stuttgart die Ergebnisse seines 33.000 Euro teuren Gutachtens vor, in denen der Eindruck erweckt wurde, dass es in der Hamsterfrage einen neuen Sachstand geben würde. Dabei waren die vorgetragenen Fakten hinlänglich bekannt und standen schon seit gut einem Jahr auf der Website des Bündnisses Hoher Stein. Als offizieller Grund für das Scheitern des Gewerbegebietes musste also der ganz gewöhnliche Feldhamster herhalten, vermutlich, weil sich OB Kissel an den besten Witz seiner Amtszeit zurückerinnert hatte. Wir haben daraufhin den Feldhamster auf den Titel unserer Oktober-Ausgabe gepackt, mit einem Schild um den Hals: „Wo geht’s hier zum Haus am Dom?“. Leider hat es nicht mehr gereicht, das possierliche Tierchen im Dombereich anzusiedeln, so dass der ebenso umstrittene zweite Entwurf für ein „Haus am Dom“ aller Voraussicht nach gebaut wird. So ein Feldhamster kann halt nicht überall sein.