Ein kritischer Blick auf „90 Jahre Backfischfest“ im Jahr 2023

Für die veranstaltende Stadt, den ehrenamtlichen Sanitätsdienst, Schausteller und Winzer stand beim abschließenden Pressegespräch fest, dass das Backfischfest 2023 eine rundum gelungene Sache war. Teilweise hohe Preise, viel Sicherheit und eigenwillige Regeln der Stadt trübten allerdings ein wenig das Vergnügen.

Die Zeiten, in denen man einfach auf den Festplatz schlendern konnte, ohne gleich das innerste seiner Tasche nach außen kehren zu müssen, sind lange vorbei. Übermäßiger Konsum mitgebrachten Alkohols unter Minderjährigen, insbesondere in den 10er Jahren, und diverse Terrorakte in Deutschland veränderten das Gesicht vieler Veranstaltungen. In Worms hat man es womöglich besonders gut gemeint. Eingezäunt und mit zahlreichen Anti-Terror Blockaden verziert, verteidigt von zahlreichen Securitymitarbeitern am Eingang, drängt sich augenblicklich die Frage auf, was in Worms anders ist als in anderen Städten. Selbstverständlich haben auch andere Volksfeste zwischenzeitlich umfangreiche Sicherheitskonzepte, doch im Vergleich zu Worms erweckt ein Besuch auf dem größten Volksfest in der Region, dem Bad Dürkheimer Wurstmarkt, geradezu entspannte Gefühle. Zäune sucht man vergeblich und kontrolliert wird lediglich stichprobenartig auf dem Platz. Schausteller René Bauer erzählt in diesem Zusammenhang gerne von der Reaktion des Präsidenten des Deutschen Schaustellerbundes, Albert Ritter, bei seinem Besuch in Worms. Der fragte nämlich spontan, ob es in dieser Stadt eine konkrete Bedrohungslage gebe? Das ist mitnichten so, sondern wohl eine Folge eines ausgeprägten bürokratischen Ehrgeizes.

Pech hatten auch jene Besucher, die eine verschlossene Wasserflasche mit auf den sonnig gelegenen Platz nehmen wollten. Denn auch hier kannten Stadt und Security kein Erbarmen. Auf Nachfrage unseres Magazins gab es zwar eine kurzfristige Lockerung, nur um ein paar Tage später erneut das Mitführen von alkoholfreien Getränken zu unterbinden. Damit wollte man einerseits das Schmuggeln von Alkoholika verhindern und zudem die Schausteller schützen, begründete die Stadt den Schritt. Dennoch sollte es ein grundsätzliches Recht sein, auf einer öffentlichen Veranstaltung ein alkoholfreies Getränk mitführen zu dürfen. Gerade für Familien zeigte sich, dass die Preiserhöhungen das Backfischfest zu einem teuren Vergnügen werden ließen. Im Internet sorgten die Preise dementsprechend für lebhafte Diskussionen. Zur Wahrheit gehört allerdings, dass natürlich auch der Betrieb für die Schausteller kostenintensiver geworden ist. Neben höheren Energie- oder Warenpreisen wurden 2023 zudem die Standgebühren von Seiten der Stadt angehoben. Dies begründete man unter anderem mit den aufwendigen Sicherheitsmaßnahmen. Für einiges Unverständnis sorgte zudem eine mangelhafte Beschilderung für Autofahrer. Da man es versäumte, bereits an der Kreuzung Ludwigstraße/Kyffhäuserstraße darauf aufmerksam zu machen, dass der Weg Richtung Festplatz in einer Sachgasse mündete, führte das zu teils chaotischen Verkehrssituationen insbesondere an den Wochenenden.

Zu den positiven Seiten des Festes gehörte wiederum, dass überwiegend friedlich gemeinsam gefeiert wurde, die Fischerwääder Kerb sich über Rekordbesucherzahlen freuen konnte und sich auch der Backfischfestumzug über einen ordentlichen Besucherzuspruch freuen konnte. Schade allerdings, dass bei dieser Geburtstagsedition 90 Jahre Backfischfest ausgerechnet die Stadt selbst mit ihrem Wagen nicht vertreten war. Dieser musste in der Garage bleiben, da er kein TüV-Stempel hatte, was wiederum zu den Auflagen der Stadt gehört. Wie zu hören ist, soll der Wagen aber 2024 wieder dabei sein. Darauf ein dreifach donnerndes Ahoi! Ahoi! Ahoi!

Text: Dennis Dirigo Fotos: Andreas Stumpf