WO! auf der Suche nach der Wormser Impfquote

2021 endete zwar nicht mit einem Lockdown, so wie das Jahr zuvor, dafür aber mit einer Politik, die zwischenzeitlich Opfer ihrer eigenen Strategie wurde. Und so mäanderte die Corona-Politik unentschlossen zwischen dem Spannungsfeld von Experten, die drastischere Maßnahmen fordern und einem Volk, das einfach Corona müde ist.

Mit dem Booster aus der Pandemie

Es sollte der Weg raus aus der Pandemie werden. Wer geimpft ist, sollte keine Einschränkungen mehr erdulden müssen. Zudem wurden Politiker im Frühjahr 2021 nicht müde zu betonen, dass der Geimpfte sich nicht nur selbst schütze, sondern zudem nur noch unwesentlich zur Verbreitung des Virus beitrage. Doch dann kam alles anders. Im Spätsommer zeigte sich, dass man das von der Regierung angestrebte Ziel einer Impfquote von 80 Prozent verfehlen werde, dennoch entschied man sich, die Impfzentren zum 30. September zu schließen. Zwar wurden Ende des vergangenen Jahres mit den mitarbeitenden Personen Verträge bis Ende 2021 geschlossen, doch der Bund zog kurzerhand die Finanzierung zurück. Fortan sollten Hausärzte das Impfen übernehmen. Dabei zeichnete sich zum selben Zeitpunkt bereits ab, dass der Impfstoff doch nicht ganz so lange wirksam bleibt. Gesprochen wurde bald von einer Zunahme an Impfdurchbrüchen, sodass nun eine dritte Impfung von Nöten sei, der sogenannte Booster. Zeitgleich beschloss man, die kostenlosen Schnelltests einzustellen, da Ungeimpfte nun mal nicht auf Kosten der Gesellschaft ihre Verweigerung ausleben dürften. Pandemisch gesehen war dies ein Fehler, denn damit begann die Politik auch, den Überblick über das Corona Geschehen zu verlieren.

Impfstelle statt Impfzentrum

Das zeigte sich auch in Worms. Mit dem Ende der Impfzentren verlor auch die Stadt selbst den Überblick über die aktuelle Quote. Ein transparentes Impfmonitoring im Internet gibt es nicht. Zumindest haben die Gesundheitsämter in den letzten Wochen damit begonnen, bei den Verstorbenen zu differenzieren zwischen Geimpften und Ungeimpften. Nachdem Ende Oktober die Zahlen überall steil anstiegen, begann die Politik eiligst Impfkampagnen aus dem Boden zu stampfen, die möglichst niederschwellig sein sollten. Sprich: ohne Termin. Bald rollten die ersten Impfbusse an und Worms eröffnete in der Klosterstraße Ende November die städtische Impfstelle, die erneut von Dieter Hermann (Impfkoordinator der Stadt Worms) geführt wird. Im Gespräch mit WO! merkt man, dass die vergangenen Monate Spuren hinterlassen haben. Die Euphorie des Neuen, als das Impfzentrum geschaffen wurde, ist verflogen. Stattdessen ist eine Ernüchterung eingetreten. Die Vorgaben der Politik, gemessen an den zur Verfügung stehenden Impfdosen, hält er für unrealistisch. Der Bund erklärte, dass man bis zum Ende des Jahres 25 Millionen Booster Impfungen anstrebt. Die hat man auf Bundesebene mit aktuell rund 28 Millionen Impfungen zwar übertroffen (Quelle: Robert Koch Institut), in Worms ist man aber wohl noch ein ganzes Stück davon entfernt.

Mit vielen Angeboten zur erhofften Quote

Wie hoch die Impfquote derzeit bei den Zweitimpfungen ist, bei denen also zumindest der minimale Schutz besteht, können weder Dieter Hermann, noch die Bürgermeisterin Stephanie Lohr sagen. Eine Antwort auf eine Anfrage unseres Magazins an das zuständige Gesundheitsministerium des Landes steht noch aus. Klar sind lediglich die Zahlen bis Anfang September (rund 47.000 vollständige Impfungen). Zwischenzeitlich addieren sich noch Hausarztimpfungen, private Impfinitiativen, wie das Adventsimpfen der Domgemeinde, und Impfbusse hinzu. In der Impfstelle wurden in den vergangenen vier Wochen rund 4.100 Dosen Moderna und Biontech verimpft. Ein Drittel der Impflinge habe sich erstmals impfen lassen. Das Angebot ist bewusst niederschwellig gehalten. Vorbeikommen, Ausweis vorzeigen, impfen lassen und wieder gehen. Das führte in den vergangenen Wochen dazu, dass sich auch das Publikum veränderte. So seien zuletzt deutlich mehr Menschen mit Migrationshintergrund vorbeigekommen, als im Impfzentrum über eine Zeit von neun Monaten. Die Gesamtzahl für Worms vermag er indes nur zu schätzen und rechnet vor, dass die Hausärzte derzeit zwischen 500 bis 1000 Dosen bekämen. In den Impfbussen werden zweimal die Woche 300 bis 400 Dosen verabreicht, plus die privaten Initiativen, die zumeist maximal 200 Dosen haben. Um das Ziel der Bundesregierung zu erreichen, müssten 25.000 Wormser/innen geboostert sein. Das dürfte bis Ende des Jahres allerdings nicht mehr zu erreichen sein. Gefragt nach der Zukunft der Impfstelle, erklärt Hermann, dass die Finanzierung bis Ende April geregelt sei und er von einem Betrieb bis mindestens Ende Februar ausgehe. Zum Abschluss fügt er dann noch hinzu, dass das aus seiner Sicht auch gut so sei. Schließlich ist Impfen nicht die originäre Tätigkeit einer Stadt.