Veranstalter und weitere Akteure des 88. Wormser Backfischfests ziehen Bilanz
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„Das war mein 59. Backfischfest und es war eines der besten, das ich bisher erleben durfte“, fasste René Bauer, Vorsitzender des Wonnegauer Schaustellerverandes, die vergangenen neun Tage prägnant in einem Satz zusammen. Dem stimmten auch die weiteren anwesenden Personen eines Pressegesprächs am letzten Backfischfest Sonntag uneingeschränkt zu, außer dass es bei den meisten nicht gerade das 59. Backfischfest war.
Obwohl oder vielleicht weil die Zeiten für viele Menschen nicht gerade einfach sind, erfreute sich das Wein- und Volksfest in seiner 88. Auflage eines enormen Besucherandrangs. Wie Dennis Ottinger, Abteilung Sicherheit und Ordnung Stadt Worms, vermeldete, besuchten alleine bis zum Freitagabend rund 200.000 das Fest, Fischerwääder Kerb, Eröffnung und Umzug. Bis zum Abschluss mit der Drohnenshow rechne man mit 300.000 Menschen. Doch Masse heißt nicht automatisch Kasse. Aber auch da konnte René Bauer nur positives vermelden und erklärte: „Die Besucher haben die Teuerungen akzeptiert“. Dabei war es ihm wichtig zu erklären, dass man diese in Anbetracht der steigenden Ausgaben in nahezu allen Bereichen moderat gestaltet hätte. Wie schwer es für einen Gastronom derzeit sei, wirtschaftlich zu arbeiten, erklärte er beispielhaft an der Fischbraterei, die ebenfalls zur Bauer Reisegastronomie gehört: „Alleine während der neun Tage ist der Einkaufspreis für frischen Fische für uns um drei Euro gestiegen. Eine Teuerung, die wir natürlich nicht während dem Fest weitergeben konnten“.
Um Verständnis warb auch Dr. Andreas Schreiber, Vorsitzender des Wonnegauer Weinkellers. Dort stieg der Flaschenpreis in der günstigsten Kategorie gegenüber 2019 um satte fünf Euro auf 17 Euro. Steigende Kosten hätten ebenfalls die Winzer gezwungen, die Preise anzupassen. Doch steigende Kosten stehen natürlich auch einer angespannten Geldbörse vieler Bürger/innen gegenüber. Ob sich dies auf die Umsätze niederschlug, vermochte der Winzer noch nicht sagen, da der Kassensturz noch anstehe. Sein erster Eindruck ist jedoch, dass der Wein vielleicht ein bisschen weniger floss, das Zelt aber trotzdem bestens gefüllt und die Stimmung gut war. Bestens gefüllt mit Menschen war auch die Fischerwääder Kerb oder wie der Bojemääschter Markus Trapp es auf den Punkt brachte: „Volle Gassen, volle Kassen!“
Neben der Kerb, die im letzten Jahr aussetzen musste, kehrte am Backfischfest Freitag auch die Kinderolympiade der Fischerwääder wieder zurück, bei der 130 Kinder teilnahmen. Marcus Reis, Projektmanager Kultur- und Veranstaltungsgesellschaft“, ergänzte, dass beim anschließenden Lampionsumzug ganze 400 Teilnehmer/innen gezählt wurde. Ein Rekord, wie er meinte. Auf einem richtigen Weg befindet man sich auch in Fragen des Sponsoring. So konnte Sascha Kaiser, Geschäftsführer Kultur- und Veranstaltungsgesellschaft, bei den Sponsorenaktivitäten eine Zunahme um 25 Prozent vermelden. Dankbar erläuterte Kaiser, dass gerade in diesen Zeiten, das nicht selbstverständlich sei. Da die Ausgaben steigen, der Geldbeute der Stadt indes klamm ist, seien diese Unterstützer für das Fest unerlässlich
Doch wo viele Menschen an einem Ort sind, gibt es auch oft Streitigkeiten. Entgegen der Erfahrungen der vergangenen Vor-Corona-Jahre konnte die Polizei sowie der ASB, der für die medizinische Betreuung auf dem Platz verantwortlich war, nur positives vermelden. Jan-Henrik Hitzler, ASB Worms, erklärte in Zahlen: „Es gab bis zum Samstagabend 238 medizinische Versorgungen. Davon 40 wegen Alkohol, von denen glücklicherweise nur vier minderjährig waren. Zudem gab es vier Notfälle sowie 40 Behandlungen, die im Krankenhaus fortgeführt wurden.“ Grundsätzlich betonte er die friedliche Stimmung. Nichts Besonderes hatte Thomas Lebkücher, Leiter der Polizeidirektion Worms, zu vermelden. Anders ausgedrückt: „Die Gewahrsamszellen blieben leer!“
Etwas arbeitsintensiver war hingegen der Alltag, insbesondere am ersten Wochenende, für die städtische Ordnungsbehörde. Parken im Halteverbot war hierbei der Spitzenreiter unter den Verstößen. Insgesamt stellte man 1.500 Ordnungswidrigkeiten fest. Zudem wurden 210 Autos abgeschleppt, von denen alleine 190 aufgrund des Umzugs weggebracht wurden. Ein teurer Spaß für die Betroffenen, der mit 216 Euro zu Buche schlägt. Für Angelika Zezyk, Leiterin Sicherheit und Ordnung, sorgte das Parkverhalten für Unverständnis, da man bereits Tage zuvor auf das umzugsbedingte Halteverbot aufmerksam machte. Bürgermeisterin Stephanie Lohr, die mehrfach in den letzten neun Tagen mit den Mitarbeitern der Behörde unterwegs war, beobachtete zudem, dass bei Ansprache die Menschen zunehmend aggressiver reagieren würden. Eine Entwicklung, die ihr Sorge bereite. Auf dem Platz zeigte sich indes das friedliche Bild eines Familienfestes, das zudem von bestem Wetter begleitet wurde. Oder wie es Lohr zusammenfasste: „Die Menschen haben sich verantwortungsvoll verhalten“.
Anmerkung der Redaktion: Natürlich hat beim Backfischfest nicht der ASB alleine die medizinischen Betreuung der neun Tage übernommen. Auch das DRK war mit ehrenamtlichen und hauptberuflichen Helfern vor Ort. Gerade den ehrenamtlichen Helfern gebührt ein außerordentlich großer Dank dafür, dass sie ihre Zeit und ihr Wissen zur Verfügung gestellt haben, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten. Leider war bei dem Pressegespräch kein Vertreter des DRK anwesend, sodass dieser wichtige Beitrag keine Beachtung fand. Nachdem zurecht ein Leser diesen Umstand kritisierte, möchten wir dies mit dieser Anmerkung korrigieren.
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Text und Foto: Dennis Dirigo