Ilse Lang wird zur Ehrenbürgerin der Stadt Worms ernannt

Foto: Andreas Stumpf

Es gibt in Worms zahlreiche Menschen, die sich um ihre Stadt verdient machen. Einige von ihnen werden mit dem Ehrenring der Stadt belohnt, aber nur wenige werden zum Ehrenbürger ernannt oder im Falle von Ilse Lang zur Ehrenbürgerin. Am 19. April wurde ihr in einer etwas feierlicheren Stadtratssitzung die Urkunde durch Oberbürgermeister Adolf Kessel überreicht.

Nur 16 Mal verlieh die Stadt in den vergangenen 150 Jahren diese besondere Würdigung, die allerdings ohne besondere Rechten und Pflichten einhergeht, wie Dr. Klaus Karlin (CDU-Stadtratsfraktion) augenzwinkernd in seiner Rede bei der Verleihung im Mozartsaal erwähnte. Zuletzt wurde diese Ehre dem Unternehmer Erich Breiding 1995 zuteil. Eine Unternehmerin ist auch Ilse Lang und das in vielerlei Hinsicht. Sich ihres finanziellen Hintergrunds als Teil der Eigentümerfamilie der Renolit SE. bewusst, verwies die bescheiden auftretende Frau bei ihrer Dankesrede darauf, dass ihr Engagement ohne die Arbeit der Mitarbeiter der Firma Renolit nicht möglich wäre. Geboren wurde Lang vor 84 Jahren in Kirn. Ihre Eltern zogen allerdings mit ihr nach Worms, wo ihr Vater Jakob Müller die Renolit Werke 1946 gründete. Zu einem folgenschweren Schicksalsschlag kam es 2000, als ihre 30-jährige Tochter Alexandra an einem multiplen Organversagen verstarb. Die Unternehmerin rief daraufhin die Alexandra-Lang-Stiftung für Patientenrechte sowie die ALISA-Stiftung (Alexandra-Lang- Initiative Soziales und Arbeit) ins Leben. Die ALISA Stiftung ermöglicht Kindern und Jugendlichen den Zugang zu Bildung, Sport und künstlerischen Angeboten. Doch Lang engagiert sich nicht nur im sozialen Bereich, sondern unterstützte in den vergangenen Jahren zahlreiche Projekte, wie beispielsweise den Wiederaufbau des Kreuzgangs im Andreasstift. Zudem ist sie Kuratoriumsmitglied der Nibelungen-Festspiele, fördert die Lucie-Kölsch-Musik- schule, die Jugendkunstakademie, die Frauenmannschaft der Wormatia, die Big-Band des Gauß-Gymnasiums, den Tennisclub Bürgerweide wie auch Grün-Weiß oder die SG Eintracht Herrnsheim, den Skiclub Trappenberg und den TV Leiselheim.

Eine Wutbürgerin im besten Sinne

Für den Politikwissenschaftler Dr. Karl-Rudolf Korte stand in seiner Laudation fest, dass ihre Lebensgeschichte eine Freiheitserzählung sei, von einer Frau, die sich in einer Männerwelt behaupten musste. Für Korte war klar, dass ihre Verdienste ein Ansporn für andere sein sollen, aber dass diese Ehrung auch bedeutet, nicht nachzulassen. Der großen Worte nicht verlegen, sah er zudem eine Wutbürgerin im besten Sinne in ihr, eine, die Mauern einreist und Kämpfe nicht scheut. Doch bei allen Superlativen forderte er, sie nicht auf ein Podest zu setzen und schob noch hinterher: „Hört auf sie!“ Gerührt und mit brüchiger Stimme beteuerte Ilse Lang, ehrenvoll mit dieser Würdigung um- zugehen. Zugleich erklärte sie zum Abschluss der Veranstaltung verschmitzt an Bürgermeisterin Stephanie Lohr gewandt, dass sie noch so einiges in Bezug auf „Frauenpower“ vorhabe. Umrahmt wurde die Veranstaltung von musikalischen Beiträgen der Gauß-Big-Band und einer „Body Percussion“ zum Mitmachen, die von Kindern der ALISA Stiftung vorgeführt wurde. Für die Wormserin ist die Ehrenbürgerschaft im Übrigen nicht die erste Ehrung. 2007 erhielt sie bereits die Verdienstmedaille der Stadt Worms sowie das Bundesverdienstkreuz am Bande. 2013 ehrte das Gauß-Gymnasium Ilse Lang mit der Verleihung des „Gauß-Genius-Award“. 2013 wurde ihr der Verdienstorden des Landes Rheinland-Pfalz verliehen und 2017 der Ehrenring der Stadt Worms.

Text: Dennis Dirigo