Eine Pressemitteilung von Warmaisa e.V.
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Auf Einladung Warmaisas liest Frau Elke Scheiner aus Gabsheim im Rahmen der diesjährigen SchUM-Kulturtage am 6. Oktober um 19 Uhr im Lincoln-Theater aus dem Buch „Capinero“. Autorin des Buches ist Tanya Josefowitz, geb. Kagan. Die mittlerweile 93-Jährige ist die Tochter des Wormser Möbeldesigners Illy Kagan, der aufgrund seines jüdischen Glaubens Worms 1938 mit seiner Familie überstürzt verlassen musste. In den USA fand die Familie ein neues Zuhause. Dort heiratete Tanya Kagan 1949 den Musiker David Josefowitz und zog 1958 mit ihm und den gemeinsamen Kindern in die Schweiz.
In „Capinero“ erzählt die Autorin über Leben, Überlebenskampf und Sterben der kleinen Mönchsgrasmücke, der Capinera, die sie einst in einem Ferienort in Italien erworben hatte. Mit ihren eigenen Zeichnungen und Schwarzweiß-Fotos bebildert erzählt Tanya Josefowitz in diesem Buch eine sehr einfache, dabei äußerst bewegende Geschichte der besonderen Beziehung zu Capinero.
Zur Person Tanya Josefowitz:
Tanya Josefowitz‘ Leben und ihr künstlerisches Werk ist gekennzeichnet von einer Zäsur, die eigentlich nur als Leerstelle sichtbar gemacht werden kann. Die Zäsur ist bestimmt von ihrer unvorstellbaren Rettung vor der Ermordung durch die Nazis.
Diese Lebensleerstelle ist eingebettet in ein warmes Zuvor und ein umfangreiches Danach. Aber diese Leerstelle ist weder in ihrem bildnerischen noch in ihrem schriftlichen Werk dokumentiert. Es gibt keine Dokumente, in denen Tanya ihre Erfahrungen zwischen 1938 und 1949 ausgedrückt hat.
Es ist aber auch gut, diese Leerstelle so zu belassen. Sie ist der Raum, in dem die Mehrheit der Juden in Deutschland dem Morden anheimgefallen sind, während einer kleinsten Minderheit eine Flucht vor dem Holocaust gelang und ein Überleben gewährt wurde.
Das Zuvor ist die behütete Kindheit in ihrer assimilierten jüdischen Familie, die sie anschaulich in ihrem Buch „I Remember“ beschreibt.
Das Danach fängt an mit dem neuen Leben in New York und gewinnt eine erste Kontur mit dem Zeitpunkt ihrer Ausbildung als Modezeichnerin.
Tanya’s Leben ist typisch und untypisch zugleich. Auf alle Fälle ist es gekennzeichnet vom Trauma des Holocaust und damit von der Bedrohung des eigenen Lebens. In ihren beiden Büchern zieht sich die Traumaspur unverkennbar hindurch.
Neben dieser Bedrohung steht die positive Erfahrung einer außergewöhnlichen Rettung und des Überlebens mit der Möglichkeit eines Neubeginns.
Nicht jedem Überlebenden gelang und gelingt der Neubeginn. Viele sind unter der Erfahrung der Bedrohung und des Verlustes zusammengebrochen. Oder sie waren so beschädigt, dass Lebensfreude und Kreativität für immer ausgelöscht waren.
Anders bei Tanya Josefowitz.
Die Dokumentation wichtiger Stationen ihres Lebens in ihren zwei schlanken Büchern gibt Zeugnis, wie trotz des Traumas ein Neubeginn und die Entfaltung von Talenten möglich waren, die sich in vielfältiger Weise in Wort und Bild erkennen lassen. Ihr Leben gibt dem Leser Mut, sich auf das Thema Überleben einzulassen; denn es gibt Zeugnis davon, dass es ein „Jenseits“ von dem gibt, was ursprünglich als Auslöschung durch das nationalsozialistische System konzipiert wurde.
Tanyas schriftliche und bildhafte Kreativität, die mit dem Neubeginn ihres Lebens in New York ihren Anfang nimmt, wird somit zum Dokument einer realistischen Hoffnung, dass Trauma bedingte Leerstellen in einem Leben durchaus mit einem Wegweiser auf ein mögliches Überleben verbunden werden dürfen.
Das Buch „Capinero“ wurde am 25.02.1992 in Lausanne/ Schweiz im Eigenverlag gedruckt.
Das Buch „I Remember“ wurde in London im Juni 1999 ebenfalls im Eigenverlag gedruckt; Tanya verfaßte es erst nach dem Tode ihrer Mutter Hildegard Kagan, geb. Wallach ( 1904 – 1997 ).
Der Eintritt kostet 8,- €, für Warmaisa-Mitglieder 5,- €.