Unverhoffter Geldsegen für das Großprojekt
Noch braucht es viel Fantasie, um sich vorzustellen, wie man als Besucher der Erlebnisgastronomie Matadero entspannt einen Cappuccino genießt und sich das Auge an dem sanierten, historischen Gemäuer ergötzt. Geht es nach dem Willen des Eigentümers Marc Baumüller, soll dies bereits Ende 2024 der Fall sein. Bis dahin ist aber noch viel zu tun.
Dass etwas getan wird, ist unschwer zu übersehen, wenn man das 1912 erbaute Gebäude betritt. Ein großer Bagger steht in der größten Halle bereit, weiteren Bauschutt ins Freie zu transportieren. Überall verteilen sich Kabel quer über die Böden. Historische Fliesen, die Jahrzehnte verborgen unter einer Putzschicht lagen, sind wieder sichtbar geworden. Die Zwischenetage wurde komplett entfernt und zugebaute Fenster im Erdgeschoss freigelegt. Dennoch gibt Baumüller bei einem Pressetermin vor Ort unumwunden zu, dass die Arbeiten sich zeitlich verzögert haben. Steigende Kosten aufgrund von Zinsen und Materialverteuerung, Corona und Lieferschwierigkeiten machen derzeit jedes Bauprojekt zu einem wahren Krimi. Anlass für den Termin war aber nicht einfach nur ein aktueller Einblick in die Bau- arbeiten, sondern das Überreichen eines Schecks durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz. Deren Gelder speisen sich aus den Erträgen der gemeinwohlorientierten Lotterie GlücksSpirale. Wie der Darmstädter Unternehmer Baumüller erklärte, sei dies das erste Mal, dass er für ein Projekt finanzielle Unterstützung anforderte. Dabei führte er aus, dass zwischenzeitlich die Kosten explodiert seien, sodass er sich auf die Suche nach weiteren Finanzspritzen machte. Fündig wurde er eben bei dieser Stiftung. Die Bewerbung wurde eingereicht und für unterstützungswert befunden.
Überreicht wurde ein Scheck in Höhe von 58.000 Euro. Damit soll die Dach- und Fassadensanierung finanziell unterstützt werden. Freilich ist das nur ein kleiner, wenn auch wichtiger Geldsegen in Anbetracht des finanziellen Kraftaktes. Baumüller freut sich dennoch und sieht dies als Bestätigung, dass man „bisher alles richtig gemacht hat“. In diesem Zusammenhang betont er, wie wichtig ihm der Erhalt der historischen Substanz sei und lobt ausdrücklich die Zusammenarbeit mit der Denkmalschutzbehörde. Allerdings erklärt er auch, dass ein altes Gebäude eine Vielzahl von Überraschungen bereithält, mit denen man vorher nicht rechnete. So führte Baumüller die anwesenden Personen in das Dachgeschoss, in dem sich der zu sanierende Dachstuhl befindet. Im Laufe der letzten 100 Jahre haben sich dort die das Dach stützenden Querbalken abgesenkt. Dies muss nun aufwendig korrigiert werden. So wird zunächst das eigentliche Dach abgeräumt, anschließend rückt ein Spezialkran an, der den gesamten Dachstuhl 30 Zentimeter anheben muss, sodass die neuen Stützbalken eingezogen werden können. Nicht minder aufwendig und kostenintensiv ist die Fassadensanierung. Mit einem Wasserdruck von 2.500 Bar werden zunächst Wände und Fassaden abgestrahlt, Stahl und Eisen freigelegt, um anschließend mit Dämmputz überzogen zu werden. Dieser ist notwendig, da es Baumüllers Ziel ist, das erste CO2 neutrale Gebäude in Deutschland zu eröffnen. Um diesen Putz anzubringen, bedarf es eines speziellen Unternehmens. Das fand der Oldtimer Liebhaber Baumüller auf einer Baumesse in Leipzig und kommt ironischerweise aus Worms. Geplant ist derzeit, dass all diese Arbeiten Ende 2023 abgeschlossen sind, sodass man sich im kommenden Jahr auf den Innenausbau konzentrieren kann, ehe die neue „Heimat für Genuss“ zu ebensolchem lädt.
Text: Dennis Dirigo, Fotos: Andreas Stumpf