Stadtverwaltung erklärt ehemals geplanten Parkring als nicht umsetzbar

Er war ein Relikt vergangener Tage. Einst in den frühen Nuller-Jahren begonnen, schien der unvollendete Einbahnstraßen Parkring in der Innenstadt längst zum Symbol für die langsam mahlenden Mühlen der Bürokratie geworden zu sein. Nun kam im Bau- und Mobilitätsausschuss das Aus. Für viele Ausschussmitglieder war dies gleichbedeutend mit der Hoffnung, den Verkehr in der Innenstadt zu beruhigen. Doch leider vergaßen sie die Mühlen der Bürokratie.

Geboren wurde die Idee noch in der Ära von JEANNETTE WOPPERER, die von 1999 bis 2006 als hauptamtliche Beigeordnete für Bauwesen und Verkehr zuständig war. Ganz nach dem Vorbild von Städten wie Mann- heim oder Mainz sollte ein Einbahnstraßenring die Besucher der Innenstadt an den Parkhäusern vorbeilotsen. Der Grundstein hierzu wurde in der Friedrichstraße gelegt, doch danach passierte lange Zeit nichts mehr im Sinne eines Parkrings. Knapp 20 Jahre später erfolgte Ende Januar im Ausschuss nun die Mitteilung: „Der Mobilitätsausschuss nimmt zur Kenntnis, dass die Einbahnstraßenregelung auf dem Parkring nicht umgesetzt werden soll.“ Im Rahmen einer Überprüfung des Parkrings – im Kontext mit dem angestrebten Mobilitätskonzept – kam die Verwaltung zu dem Schluss, dass ein Ring nicht notwendig sei und sogar zu einer Mehrbelastung führe. In der Vorlage heißt es: „Die Einbahnregelung führt zu Verlagerungen im Stadtgebiet. Logischerweise sind Mehrverkehre in Fahrtrichtung festzustellen, während in der Gegenrichtung Entlastungen zu verzeichnen sind. Die Bahnquerung Friedrich-Ebert-Straße erfährt eine Minderbelastung zu Lasten der klassifizierten Straßen (Gaustraße L439 mit „Neuhauser Tunnel“ und Alzeyer Straße K1).“ Doch es gab weitere Nachteile, die die Verwaltung ermittelte: Längere Wege, die sich insbesondere auf den Linienbusverkehr, Feuerwehr, Polizei und Einsatzwagen auswirken werden, sowie eine neue Buslinienführung und dadurch käme es zu nicht mehr notwendigen Bushaltestellen, die so- gar bereits barrierefrei ausgebaut wurden (z. B. Andreasstraße in Höhe Glaskopf). Ebenso vermuten die Experten höhere Geschwindigkeiten, da kein Gegenverkehr besteht. Und letztlich wäre noch die Änderung des Parkleitsystems erforderlich, da Parkhäuser nur noch aus einer Richtung angefahren werden könnten. Im Rückblick kann man sich als normaler Bürger durchaus fragen, warum im Angesicht des bereits beschlossenen Parkringkonzepts überhaupt Maßnahmen beschlossen wurden, die schließlich den Ring unmöglich machten?

In jedem Ende wohnt ein neuer Anfang, oder?

Stadtentwicklungsdezernent TIMO HORST merkte ergänzend zur Vorlage an: „Ich bezweifle, dass viele Wormser oder Besucher überhaupt wussten, was der Parkring sein sollte. Wir müssen nun neue Wege überlegen!“ Damit war der Parkring beerdigt und Alexandra Zäuner (SPD) erkannte: „Wir wollen ja den Durchgangsverkehr aus der Stadt raus- haben. Das hilft auch ein Parkring nichts.“ KARL MÜLLER (WWW) be- grüßte ausdrücklich die Entscheidung: „Der Ältestenrat hat eine weise Entscheidung getro?en. Es hätte eine Verlagerung stattgefunden. Das Problem ist der Durchgangsverkehr in der Petersstraße und der Stephansgasse“. Kämpferisch zeigte sich DR. KLAUS KARLIN (CDU): „Das müssen wir jetzt in Angri? nehmen!“ Karlin sah bereits eine Sperrung des Adenauerrings und damit die Anbindung der KW an den Rest der Fußgängerzone in greifbarer Nähe. Bei der Gelegenheit stellte er gleich noch die Gestaltung des Marktplatzes in Frage. Bei so viel Veränderungswillen drängte sich allerdings die Frage auf, was nun zu tun ist? Für DIRK BEYER (SPD) war die Sache klar. Die Verwaltung habe ja im Grunde längst den Auftrag, erklärte er und verwies auf die zahlreichen Konzepte von Mobilität bis Tourismus, die bereits eine Verkehrsberuhigung vorsehen. Der Euphorie über eine möglichst schnelle Verkehrsberuhigung machte er ebenfalls ein Ende, denn dazu müsse zunächst die Südumgehung fertiggestellt werden. Wann das sein wird, ist im Moment noch unklar. Zugleich vermeldete Beyer ein weiteres Aus und erklärte, dass in Verbindung mit der Südumgehung die Krankenhaustangente nicht gemeint sei: „Die ist gestorben.“ Dennoch motiviert vom Parkring-Aus bat KATHARINA SCHMITT stellvertretend für Bündnis90/Die Grünen im Innenstadtausschuss wenige Wochen später um Informationen über den Stand der Umsetzung der Maßnahme „verkehrsberuhigtes Stadtzentrum“. Die Antwort folgte kurz und bündig. Einzelmaßnahmen seien derzeit nicht geplant, zudem arbeite man am Mobilitätskonzept und überdies gibt es im April/Mai einmal mehr die Gelegenheit zur Bürgerbeteiligung. Denn dann startet eine Umfrage zum Radkonzept Innenstadt. Übersetzt heißt das, es wird noch Jahre dauern!

Text und Foto: Dennis Dirigo