„Wir wollen flexiblere Preismodelle anbieten“
WO! im Gespräch mit Markus Reis (Geschäftsführer KVG), Frank Schumann (Projektmanager) und Eveline Wallach (Leiterin Tagungszentrum)
Im kommenden Jahr feiert das Wormser Tagungszentrum seinen 15. Geburtstag. Aktuell scheint es so, als seien die besten Jahre schon vorbei. Hohe Mietkosten und steigende Gagen sorgen insbesondere im Mozartsaal für gähnende Leere. Das soll sich allerdings ändern, so Geschäftsführer KVG Markus Reis im Gespräch mit WO! Aufgrund des Umfangs des Gesprächs beleuchten wir die Situation rund um das Tagungsgeschäft in der November-Ausgabe.
WO! Der ehemalige Oberbürgermeister Michael Kissel sprach 2011 im Zusammenhang mit dem Mozartsaal vom „Wohnzimmer für alle Wormser“. Ist es das knapp 15 Jahre später geworden?
Markus Reis: Also der Ansatz, das Haus für alle Wormser, also auch für Wormser Vereine zu werden, das ist es so leider nicht ganz geworden. Das hat aber unterschiedliche Gründe. Einer ist sicherlich die Preissituation. Der andere, dass es oft Termine gibt, für die sich viele Vereine interessieren, aber eben nur einer zum Zug kommen kann. Wiederkehrendes Thema ist aber der Preis. Grundsätzlich gibt es einen Unterstützertopf, den die Kulturkoordination verwaltet. Darüber können von Vereinen Gelder zur Unterstützung von Veranstaltungen beantragt werden. Leider wissen viele darüber nicht Bescheid, wodurch viele Vereine oder Personen erst gar nicht nachfragen. Andererseits haben wir durchaus ein Portfolio an Vereinen als Kunden. Etwas über 30 Vereine sind bei uns wiederkehrend im kompletten Gebäudekomplex als Mieter unterwegs. Insbesondere im Rahmen der Fastnachtszeit. Aber es ist durchaus ausbaufähig.
WO! Was können Sie zur aktuellen Auslastung des Tagungszentrums sagen?
Eveline Wallach: Die Frage nach der Auslastung des Tagungszentrums muss im gesamtheitlichen Kontext des Hauses betrachtet werden. Wenn man über den Tagungsbereich, also den gesamten Vermietungsbereich des WORMSERS spricht, muss man alle Arten von Vermietungen berücksichtigen. Für das laufende Jahr kommen wir im Moment auf eine Auslastung von 175 Tagen im kompletten Gebäudekomplex. Und mit unseren eigenen Veranstaltungen, wie dem Theaterprogramm, kommen wir auf 290 Veranstaltungstage. Und da muss man natürlich berücksichtigen, dass wir zwischendrin auch einen Puffer brauchen, wenn Reparaturarbeiten im Mozartsaal anstehen oder sonstige Wartungen durchgeführt werden. Also daher sieht es im Moment gut aus.
WO! Was auffällt, im Bereich Mozartsaal ist ein Rückgang von Kulturveranstaltungen. Hier scheint es einen Knick gegeben zu haben?
Frank Schumann: Ganz genau genommen betrifft der Rückgang nicht die Kulturveranstaltungen insgesamt, sondern vor allem die Konzerte mit größeren Namen, und das hat vielerlei Gründe. Zum einen sind wir geografisch schon mal in einer Konkurrenzsituation. Das heißt, die großen Agenturen entscheiden sich mit ihren Künstlern meistens in Richtung größerer Städte.
WO! Die Situation war aber vor 2020 nicht anders und doch spielten durchaus große Namen im Mozartsaal.
Frank Schumann: Ein wichtiger Faktor ist hier sicherlich die Gagenentwicklung. Nicht wenige Künstler, die vor 2020 zu Gast waren, sind heute für uns nicht mehr zu bezahlen. Sobald der Erfolg wächst, steigen leider auch die Preise. Und manchmal ist es auch Glück, das richtige Timing oder die richtigen Beziehungen. Dennoch schauen wir ständig, wie wir das Programm vor allem auch für ein jüngeres Publikum attraktiver machen können. Wir sind kontinuierlich an Künstlern für die jüngere Zielgruppe dran, die aber nicht immer ganz einfach zu bekommen sind. Im Bereich Comedy klappt es hingegen gut, und so finden sich dort auch immer wieder neue Gesichter, die auch die junge Zielgruppe ansprechen.
WO! Ist einer der Gründe nicht auch, dass der Mozartsaal mit seiner Kapazität zu klein für große und zu groß für kleine Künstler ist?
Frank Schumann: Nicht unbedingt. Manchmal gibt es Künstler, die wir für den Mozartsaal wollen, die aber von sich aus im Theatersaal spielen möchten. Auch gibt es viele Alt-Rock-Bands oder Tribute-Bands, die genau diese Größe wollen.
Markus Reis: Grundsätzlich ist es ja im Konzertbereich so, dass man in Segmenten denken muss. Das heißt, zunächst der Abschnitt bis 1.000 Zuschauer, schließlich folgt der 3000er Sprung und dann 10.000. Und da sind wir im ersten Abschnitt gut mit drin.
WO! Wenn allerdings die Gagen steigen, dann ist die Raumgröße dann doch ein Problem, um die gewünschten Einnahmen zu erreichen?
Markus Reis: Es ist natürlich im Konzertbereich auch mit Blick auf Jazz and Joy zu enormen Preissteigerungen gekommen. Das Musikgeschäft hat sich gravierend verändert und Live Einnahmen sind heute die Haupteinnahmen der Künstler. Das hat eben zur Folge, dass die Gagen stark gestiegen sind.
WO! Dem gegenüber steht, dass auch für Fremdveranstalter die Preisstruktur im Wormser Tagungszentrum recht kostspielig ist. So kostet die Raummiete für den Mozartsaal netto 2.400 Euro. Ist das richtig?
Eveline Wallach: Mittlerweile rund 2.600 Euro.
WO! Mit Zusatzpaketen, die man zum Teil mieten muss (Technik, Projektmanagement etc.), sind es rund 6.000 Euro. Ist das korrekt?
Eveline Wallach: Das kommt ungefähr hin.
WO! Im Vergleich zu anderen Anbietern. Wie würden Sie Ihre Preise verorten?
Markus Reis: Wir sind nicht der günstigste Anbieter, aber auch nicht der teuerste. Ich denke, wir bewegen uns im Mittelfeld.
WO! Allerdings kann man festhalten, zu teuer für viele Vereine und für Abibälle?
Markus Reis: Parallel zu dem Koalitionsvertrag von SPD, CDU und WWW, in dem das Thema politisch angesprochen wird, haben wir uns auch mit dem Thema beschäftigt. Natürlich gibt es weiterhin die Möglichkeit, über die Kulturkoordination Unterstützung zu beantragen. Was die Preisgestaltung generell betrifft, ist es so, dass wir aus rechtlichen Gründen nicht einfach Spezialpreise nur für Wormser Vereine etc. abrufen können. Das heißt, wir werden zukünftig allen Vereinen und Schulen, auch außerhalb von Worms, vergünstigte Preise anbieten, während für Worms explizit noch die Fördermöglichkeiten über die Kulturkoordination dazu kommen. Im Grunde also eine zweifache Rabattierung.
WO! Lässt sich ausdrücken, was dieser Nachlass konkret bedeutet?
Markus Reis: Das kann bis zu 80 Prozent der Raummiete sein.
WO! Allerdings sind es ja auch die Zusatzkosten, die die Miete verteuern…
Markus Reis: Auch hier wollen wir flexiblere Modelle anbieten. Natürlich müssen externe Leistungen, wie Reinigung oder Brandschutz ganz regulär bezahlt werden. Aber bei Technikpaketen werden wir individuell schauen, was wir übernehmen können und was wir abrechnen. Für kommerzielle Anbieter werden sich die Preise hingegen nicht ändern. Ein Umstand, der von Vereinen oft diskutiert wurde und ebenfalls zur Nichtanmietung führte, war die Catering Bindung. Auch diese fällt zukünftig weg.
WO! Ist auch eine Öffnung für reine Privatpersonen im Kontext mit Hochzeiten, Jubiläen angedacht?
Markus Reis: Ja, grundsätzlich wollen wir zukünftig die Möglichkeit geben, dass man das machen kann.
WO! Ab wann gilt die neue Preisgestaltung für Vereine etc.?
Markus Reis: Ab 1. Januar. Aber natürlich können alle Schulen, die ihren Abiball für 2026 planen, sich jetzt schon melden und Räume anmieten.
WO! Wir danken Ihnen für das Gespräch!
Das Gespräch führte Dennis Dirigo
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