Wormatia Worms hat sich nach einem Drittel der Saison in der Spitzengruppe festgesetzt
Selbst der mit weitem Abstand auf Platz eins thronende Tabellenführer Eintracht Trier konnte Wormatia Worms beim leistungsgerechten 1:1 im Moselstadion nicht die erste Niederlage beibringen. Die neuformierte Mannschaft von Trainer Peter Tretter präsentierte sich den bisher elf absolvierten Partien in einer beachtlichen Frühform und liegt weiter ungeschlagen in Schlagweite zu Relegationsplatz zwei.
Es läuft bei der Wormatia. Damit war nach dem personellen Aderlass nach dem Ab- stieg aus der Regionalliga zu so einem frühen Zeitpunkt nicht unbedingt zu rechnen. Bereits im August ließen der 3:2-Auswärtssieg bei Angstgegner SV MORLAUTERN und das überraschende 4:1 beim heimstarken FV 07 ENGERS aufhorchen. Und die in Morlautern gestartete Siegesserie der Wormatia sollte noch für die nächsten drei Spiele Bestand haben. Auch im folgenden Heimspiel am 26.08. gegen ALEMANNIA WALDALGESHEIM ließ der VfR von Beginn an erkennen, dass man zum Auftakt des Backfischfestes unbedingt einen Dreier einfahren will. Nach einem für die Gäste schmeichelhaften torlosen Unentschieden zur Pause, war es wieder einmal Torjäger Kasper, der die Abwehr der Waldalgesheimer knackte (48.). In der Folge schossen je zwei Mal Loechelt (59./87.) und Fesser (74./77.) einen 5:0-Heimsieg heraus, der auch von der Höhe her verdient war, da in der zweiten Halbzeit von den bis dahin wackeren Gästen nicht mehr viel kam, während der VfR bis zum Schlusspfiff wacker nach vorne spielte – getreu dem Motto des feierwilligen Anhangs: „Immer vorwärts, VfR!“.
Dass es eine Woche später bei Regionalliga-Absteiger FC ROT-WEISS KOBLENZ den nächsten 5:0-Kantersieg geben würde, war trotz- dem nicht unbedingt zu erwarten. Tatsächlich war die Partie in Koblenz eine halbe Stunde lang vollkommen ausgeglichen, ehe Kasper in bester Torjägermanier binnen fünf Minuten zwei Mal zuschlug (34./39.) und den Grundstein für den nächsten Auswärtssieg legte. Anfang der zweiten Hälfte verstärkten die Gastgeber ihre Bemühungen, während der VfR mit schnell vorgetragenen Kontern stets gefährlich blieb. Einer dieser Konter führte zur Vorentscheidung, als Azahaf auf der linken Seite ein gutes Auge bewies und auf Sentürk an der Strafraumgrenze zurücklegte, der mit einem Flachschuss abstaubte (56.). Vor dem vierten Tor schickte Loechelt mit einem Zuckerpass aus der eigenen Hälfte Maximilian Fesser auf die Reise, der weder den beiden Verteidigern noch dem Koblenzer Torwart eine Chance ließ und den Ball humorlos unter die Latte knallte (60.). Der eingewechselte Manganiello (90.+3) sorgte für den kaum für möglich gehaltenen 5:0-Endstand.
Unter der Woche wartete mit dem FC COSMOS KOBLENZ bereits der nächste Koblenzer Verein auf die Wormatia. Wer nach zuletzt 17:3 Toren in Folge erneut einen deutlichen Sieg erwartete, wurde schnell eines Besseren belehrt, denn der Aufsteiger entpuppte sich als der bis dato hartnäckigste Gegner. Mit groß gewachsenen Spielern, giftig geführten Zweikämpfen und einem dicht gestaf- felten Mittelfeld kauften die Gäste der Wormatia den Schneid ab und gingen bereits nach acht Minuten in Führung. Zwar konnte Sentürk (32.) noch vor der Pause ausgleichen, aber auch in der zweiten Halbzeit waren es zunächst die Gäste, die mit einem verwandelten Handelfmeter die erneute Führung herausschossen (59.). War es bis dahin ein zerfahrenes Spiel des VfR, dem wenig gelingen wollte und der sich mit ungenauen Abspielen immer wieder selbst das Leben schwer machte, ging in den letzten 20 Minuten noch einmal ein spürbarer Ruck durch die Mannschaft und es spielte fortan nur noch ein Team. Als dann dem eingewechselten Azahaf (76.) nach einer feinen Einzelleistung der Ausgleich glückte, stand die EWR Arena Kopf. Jetzt war die Flutlicht-Partie so recht nach dem Geschmack der 812 Zuschauer, die ihr Team nun lautstark nach vorne trieben, auch wenn trotz weiterer Möglichkeiten der Siegtreffer einfach nicht fallen wollte. Bis drei Minuten vor Schluss wieder einmal die große Stunde des Daniel Kasper schlug. In unnachahmlicher Manier erkämpfte sich Wormatias Nummer neun noch in der eigenen Hälfte den Ball, ließ mal eben drei Gegenspieler aussteigen und zog Richtung Sechzehner. Und als ihn niemand ernsthaft angriff, fasste sich Kasper an der Strafraumgrenze ein Herz und schweißte einen Flatterball in den gegnerischen Winkel, der das Wormatia Stadion schier zum Explodieren brachte (87.). Und so feierte man gegen einen überraschend starken Gegner in letzter Minute noch einen Sieg des Willens – zweifellos der bisher geilste Dreier der Saison.
Nach nunmehr fünf Siegen in Folge musste man drei Tage später zum nächsten Aufsteiger reisen, der SPVGG. QUIERSCHIED, wo man mit einem 0:0-Unentschieden erstmals wieder Punkte lassen musste. Nach dem Kraftakt unter der Woche fehlte diesmal ein wenig die Frische, um den Aufsteiger auf seinem gewöhnungsbedürftigen Kunstrasenplatz entscheidend unter Druck setzen zu können. Deutlich frischer präsentierte sich die Mannschaft von Peter Tretter im folgenden Heimspiel gegen Tretters vorherigen Verein, den 1. FC KAISERSLAUTERN II. Die Garanten für den etwas zu hoch ausgefallenen 4:1-Sieg waren ein überragender Pedretti im Tor, der in den entscheiden- den Phasen zur Stelle war, und mit Kasper ein Mittel- stürmer, der drei Mal ins gegnerische Tor traf und damit wieder einmal zum Matchwinner avancierte. Vor 948 Zuschauern gehörte die erste halbe Stunde gegen die kleinen „Roten Teufel“ eindeutig den Wormsern, die durch zwei Treffer von Kasper (12./27.) schnell die Weichen auf einen scheinbar ungefährdeten Heimsieg stellten.
Dass sich der VfR anschließend zu sehr auf der frühen Führung ausruhte, bestraften die nun stärker werdenden Gäste mit dem Anschlusstreffer noch vor der Pause (Blum /39.). Gästetrainer Alexander Bugera reagierte und brachte zur zweiten Hälfte gleich vier neue Spieler. Tatsächlich gehörten die ersten 25 Minuten der zweiten Hälfte der U21 des 1. FC Kaiserslautern, die nun vermehrt Druck aufbaute, während der Wormatia kaum Entlastungsangriffe gelangen. Gleich mehrmals musste Torhüter Pedretti sein ganzes Können aufbieten, um die knappe Führung festzuhalten. Erst mit der Einwechslung des angeschlagenen Kapitäns Sandro Loechelt, knapp 20 Minuten vor Schluss, fand der VfR wieder Zugriff auf das Spiel. Mit einem der seltenen Gegenangriffe über Linksverteidiger Sonn glückte Kasper mit seinem dritten Treffer die Vorentscheidung (80.), ehe Loechelt kurz danach nach einem Foul an Fesser den fälligen Strafstoß zum 4:1-Endstand versenkte (84.). Das war vom Ergebnis her ein fettes Ausrufezeichen in Richtung Trier.
Spitzenduell in Trier
Tatsächlich mussten die Trierer unter der Woche alles aufbieten, um auf dem Betzenberg einen 2:0-Auswärtssieg beim 1. FC Kaiserslautern II einzufahren, während das Spiel der Wormatia gegen den SV Gonsenheim auf Wunsch der Gäste auf den 07.11.23 verlegt wurde. Die Spielpause machte sich entsprechend beim Spitzenspiel der Wormatia am 23.09. beim souveränen Tabellenführer SV EINTRACHT TRIER bemerkbar. In der ersten Halbzeit waren die Wormser das aktivere Team, das nicht unverdient durch Fesser (31.) in Führung ging. Mit drei neuen Spielern kamen die Trierer deutlich motivierter aus der Kabine, um schon vier Minuten später den Ausgleich zu erzielen, als der Trierer Kinscher einen Strafstoß verwandelte, der eher nach einer Schwalbe roch (49.). Auch danach blieben die Moselstädter am Drücker. Wie sich die junge Wormatia-Truppe vor der Rekordkulisse von 4.352 Zuschauern in dieser Phase verkauft hat, verdient Respekt. Cool, abgezockt, aber giftig genug, um den Gegner auf Distanz zu halten. Die Schlussphase gehörte dann wieder dem VfR, der in den Schlussminuten noch zwei dicke Chancen hatte, während den Gastgebern zunehmend die Kräfte schwanden. So stand am Ende ein gerechtes 1:1-Unentschieden im Spitzenspiel bei Eintracht Trier, mit dem beide Mannschaften, die somit weiterhin ungeschlagen blieben, sehr gut leben konnten.
Die Stammelf steht
Schon zu einer frühen Phase der Saison hat sich bei Wormatia Worms eine Stammelf herauskristallisiert, die das Vertrauen von Wormatia-Trainer Peter Tretter genießt. LUCA PEDRETTI strahlte in den bisherigen Partien sehr viel Ruhe aus, spielt bisher eine nahezu fehlerfreie Saison und ist im Tor die unangefochtene Nummer eins. Die Abwehrformation präsentierte sich zuletzt immer sattelfester, kassierte zehn Gegentore in elf Spielen und ist mit einem Durchschnittsalter von 19 Jahren mit sehr jungen Spielern bestückt. Mit SIMON LUDWIG und IVAN SMILJANIC verfügt der VfR über großgewachsene, zwei-kampfstarke Innenverteidiger, die auch stark in der Spieleröffnung sind. Als Außenverteidiger erspielten sich PASCAL NICKLIS (rechts) und PHILIPP SONN (links) einen Stammplatz und wussten in den letzten Spielen immer wieder durch gelungene Offensivaktionen aufzufallen. Im Mittelfeld konnte sich Neuzugang VINCENT HABER (TSG Pfeddersheim) aufgrund seiner Robustheit und Passgenauigkeit als „Sechser“ durchsetzen.
Unterstützung erhält er im Mittelfeld von den beiden gesetzten Routiniers JANNIK MARX und SANDRO LOECHELT, der nach einer halbmonatigen Verletzungspause direkt im ersten Spiel gezeigt hat, wie wichtig er für die Mannschaft ist. In den sieben Spielen seit seiner Rückkehr sind Loechelt bereits vier Tore und vier Assists gelungen, der gewohnt solide Mittelfeldmotor Marx traf zwei Mal, darunter der Last-Minute-Siegtreffer in Morlautern. In der Offensive haben die beiden Außenstürmer UMUT SENTÜRK (4 Tore, 4 Vorlagen) und MAXIMILIAN FESSER (5 Tore, 6 Vorlagen) bereits für ordentlich Alarm im gegnerischen Strafraum gesorgt. Während Fesser immer wieder bei Kontern seine beachtliche Schnelligkeit ausspielt, fällt Techniker Sentürk durch seine feine Ballbehandlung auf. Mit YOUNES AZAHAF steht zudem ein perfekter Joker zur Verfügung, der nach seiner Einwechslung regelmäßig für Alarm auf den Außen sorgt und bei seinen Kurzeinsätzen zwei Treffer erzielt hat. Und dann gibt es noch in vorderster Front die Lebensversicherung der Wormatia in Person von DANIEL KASPER, der mit elf Toren in elf Spielen (+3 Vorlagen) eine starke Bilanz vorzuweisen hat und mit seinem Ehrgeiz und Torwillen Mannschaft und Fans mitreißt. Dabei waren es in erster Linie entscheidende Tore, die der 21-jährige Goalgetter beisteuern konnte. Alleine in fünf Spielen war Kasper für den ersten Treffer der Wormatia verantwortlich und legte den Grundstein für einen Dreier, in zwei Spielen gelang ihm sogar der spielentscheidende Treffer bei.
Machbares im Oktober
Nachdem die Aufgabe bei Klassenprimus Trier mit Bravour gelöst wurde, ist Wormatia Worms nach elf absolvierten Spielen immer noch ungeschlagen (7 Siege, 4 Unentschieden). Aktuell auf Platz vier (mit zwei Spielen Rückstand) liegt die Wormatia in Lauerstellung zu Platz zwei, der zur Teilnahme an der Aufstiegsrelegationsrunde berechtigt. Während der Abstand zu Tabellenführer Trier bereits 12 Punkte beträgt, liegen die dahinter platzierten FK Pirmasens und der SV Gonsenheim in Schlag- weite zur Wormatia, die mit zwei Siegen in den Nachhol- spielen beide überholen könnte. Abgesehen von dem Spitzenspiel am 07.10. gegen den direkten Konkurrenten FK Pirmasens warten im Oktober vom Papier her lösbare Aufgaben auf die Wormatia. Wenn man allerdings sieht, dass die bisherigen Punktverluste in erster Linie gegen Mannschaften aus der unteren Tabellen- hälfte erfolgten, wird speziell in diesen Spielen eine hundertprozentige Einstellung erforderlich sein.
Text: Frank Fischer, Fotos: Andreas Stumpf