Baustart im Paternusbad und Heinrich-Völker-Bad schließt im Herbst

Ohne Fördermittel sind in Worms viele bauliche Maßnahmen seit Jahren nicht mehr umsetzbar, so auch beim Pfeddersheimer Paternusbad, dessen Zukunft lange Zeit ungewiss war. Nachdem im vergangenen Jahr vom Land die Fördersumme von 888.884 Euro genehmigt wurde, erfolgte im April der Baustart zur Errichtung eines neuen Hauptgebäudes.

Das Martyrium des beliebten Freizeitbades in Pfeddersheim begann mit einem Riss im Hauptgebäude. Wie Baudezernent TIMO HORST bei dem öffentlichen Termin des Baustarts erklärte, sei das Hauptgebäude seinerzeit oberhalb des Mühlbachs errichtet worden. Das führte über die Jahrzehnte zu schwerwiegenden statischen Schäden. Nachdem diese erkannt wurden, entschied man sich schweren Herzens, das Schwimmbad zu schließen. Bei dieser Gelegenheit entdeckte man gleichzeitig erhebliche Mängel in den Schwimmbecken. Da es sich bei dem Betrieb von Schwimmbädern um sogenannte freiwillige Leistungen handelt, war allerdings unklar, wie es mit dem Bad weitergeht. Oberbürgermeister ADOLF KESSEL kritisierte bei seiner Ansprache dementsprechend die Einordnung von Schwimmbädern als freiwillige Leistung. „Schwimmbäder sind ein wichtiger Baustein beim Schwimmunterricht. Schwimmunterricht ist wiederum ein unverzichtbarer Teil der kommunalen Versorgung“, sagte Kessel mit Blick in Richtung RANDOLF STICH (Staatssekretär im Innenministerium), der ebenfalls als Geldbote anwesend war. Kessel ergänzte seine Aussage mit dem Hinweis, dass schwimmen lernen insbesondere in einer Stadt am Wasser überlebenswichtig sei. Stich nahm wiederum den Ball auf und ergänzte seinerseits, dass man sich als Land dieser Verantwortung bewusst sei und eben deswegen die Stadt mit entsprechenden Fördergeldern unterstütze. Stich gab aber auch zu bedenken, dass es insbesondere die enormen laufenden Kosten seien, die dem Land zu denken geben. Für die Wormser Freizeitbetriebe, eine Tochter der Stadt, die den Tiergarten und die beiden Schwimmbäder unterhält, heißt das in Zahlen für alle drei genannten Betriebe jährliche Kosten von rund 1,6 Millionen Euro laut Wirtschaftsplan 2017. Zwar gibt es für das Paternusbad seit ein paar Jahren einen Förderverein, der den Betrieb finanziell unterstützt, aber das ist nur ein kleiner Wassertropfen hinsichtlich des Geldbedarfs des Freibads. 45.000 Euro sammelte der Verein im Rahmen des Pfeddersheimer Kultursommers 2020 für die Sanierung ein. Benötigt wird aber ein Vielfaches, sodass der Geldsegen des Landes ein erster Schritt in Richtung Rettung des 1934 erbauten Schwimmbades ist. Gelöst ist das Problem damit aber nicht, da die Fördersumme lediglich den Neubau des Hauptgebäudes abdeckt. Für die Erneuerung der Becken hofft die Stadt auf einen weiteren Geldsegen aus Mainz. Bis Schulklassen oder Familien dort wie- der ins kalte Nass springen können, wird es nach vorsichtigen Schätzungen allerdings noch zwei bis drei Jahre dauern.

Kein Schwimmunterricht ab Herbst?

Mit Blick auf den Sportunterricht offenbart sich für die Stadt damit eine weitere Herausforderung, denn ab Herbst ist auch das Heinrich-Völker-Bad nur eingeschränkt nutzbar, da das Warmwasserbecken zu- rückgebaut wird (wir berichteten) und in diesem Zusammenhang das Hallenbad ebenfalls für circa drei Jahre seine Pforten schließt. In der Theorie ist dann lediglich die Traglufthalle nutzbar, doch auch hier offenbaren sich so manche Probleme. 14 Jahre ist es schon her, dass der „Luftikus“ erstmals über dem 50 Meter Außenbecken aufgeschlagen wurde. Nun hat das beheizte Zelt das Ende seiner Lebensdauer erreicht, weshalb die Stadt eine neue Traglufthalle anschaffen muss. Zudem muss ein neuer Eingangsbereich geschaffen werden, da der alte bei den umfänglichen Bauarbeiten mit- einbezogen wird. Auf Nachfrage von WO! erklärte TIMO HORST, dass man sich der Probleme und deren Auswirkungen auf den Schwimmunterricht bewusst sei und man dementsprechend fieberhaft an Lösungen arbeite. Wie diese aussehen, wollte er an dieser Stelle noch nicht verraten. Spannend wird vor allem die Beantwortung der Frage sein, wie man in den nächsten Jahren den Schwimmunterricht für die Wormser Schulen gewähr- leisten möchte. Selbst wenn der Luftikus wieder errichtet ist, ist die zur Verfügung stehende Fläche reduziert auf die Bahnen des Schwimmerbeckens. In Anbetracht dessen, wie sehr Kessel die Notwendigkeit des Schwimmunterrichts betonte, wird die Suche nach Lösungen für alle Beteiligten auch eine Frage der Glaubwürdigkeit.

Update: Im Text wollte sich Dezernent zu den Planungen bezüglich des Schwimmunterrichts im Herbst nicht weiter äußern. Zwischenzeitlich informierte die Stadt Worms per Pressemitteilung über die aktuellen Pläne:

https://wo-magazin.de/stadt-setzt-sich-fuer-hallenschwimmbecken-ein/

Text und Fotos: Dennis Dirigo