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Wormser Stadtsplitter: Brunnen, Hagen, Rad und Frieda

Aktuelles kurz und knapp zusammengefasst

HAGEN KEHRT ZURÜCK

Am 29. September 2023 hieß es, „Das neue Hagen Mural am Dom Hotel ist fertig!“ Gemeint war damit ein großflächiges Bild auf der zur Hafergasse ausgerichteten Fassade des Hotels. Zu sehen war eine Reproduktion der bekannten Denkmalpose am Rhein, die den Nibelungen Antagonisten Hagen von Tronje zeigt und im poppigen Stil eingerahmt wurde. Geschaffen wurde das Werk von Graffiti Künstler Daniel Ferino im Rahmen des Innenstadtprojektes „Worms wird wow“. Die Begeisterung war groß, das Medienecho positiv, allerdings hielt die Freude nur sieben Wochen lang. In der Nacht zum 22. November brach im benachbarten Gebäude ein Brand aus, wodurch das Mural signifikant beschädigt und schließlich entfernt wurde. Für Hotelbetreiber Joachim Ernst war von Anfang an klar, dass das beliebte Motiv wieder zurückkehren muss. Zuerst mussten jedoch die aufwendigen Sanierungsarbeiten beendet werden, was zwischenzeitlich geschehen ist. Am 23. Juni kehrte schließlich Ferino nebst Team und Kran zurück. Ende Juni konnte schließlich der Künstler stolz verkünden: Hagen ist zurückgekehrt

UND SIE SPRUDELN WIEDER

Politik liebt Symbole! Oberbür germeister Adolf Kessel war bisher allerdings nicht bekannt dafür, ein Freund solcher politischen Spielereien zu sein. Und doch war es Kessel, der am 7. April verlauten ließ: „Städtische Brunnen bleiben vorerst trocken“. Kerbotschaft der Maßnahme: Wir sind pleite und brauchen einen genehmigungsfähigen Haushalt. Adressat war wiederum „Worms will weiter“, die sich zu dem Zeitpunkt in Verhandlungen um eine Koalition mit CDU und SPD befanden. Auch wenn die Brunnen unter die sogenannten freiwilligen Leistungen fallen, wäre ein Weiterbetrieb möglich gewesen. So wurde dem Stadtrat wiederum gespiegelt, sobald es einen Haushalt gibt, geht es weiter. „Worms will weiter“ nutzte in bester Wahlkampf- manier diesen Akt der Symbolpolitik und machte unter der Leitung von Dominique Denschlag eine Spendenaktion daraus, frei nach dem Motto „Lasst die Brunnen wieder sprudeln!“. Immer- hin 8.074 Euro an Spendengeldern kamen zusammen, die nun in den Haushaltsposten Brunnen fließen. Die sprudeln zwischenzeitlich wieder und das bereits, kurz nachdem die Unterschrift unter den Koalitionsvertrag gesetzt wurde. Damit steht einem zwar nach wie vor defizitären, aber immerhin genehmigten Haushalt nichts mehr im Wege.

KEIN GUTES KLIMA IN WORMS FÜR RADFAHRER

Einmal mehr hat es die Stadt schwarz auf weiß, Radfahrer empfinden die Ver- kehrssituation als Zumutung. Das schlägt sich im Städteranking entsprechend nieder. Unter 104 Städten in der Ortsklasse zwischen 50 und 100.000 Einwohnern belegt Worms einen ruhmlosen 84. Platz mit der Schulnote 4,25. Klassenprimus in dieser Gruppe ist übrigens Tübingen. Beim ADFC Fahrradklimatest wird den Radfahrern ein umfangreicher Themenkatalog vorgelegt und mit Schulnoten von 1 bis 6 bewertet. Die mieseste Note in Worms, eine 5,2, gab es für „Falschparkerkontrolle auf Radwegen“. „Breite der Wege für Radfahrer“ oder „Führung der Radfahrer an Baustellen“ erhielten ähnlich schlechte Zensuren. Lediglich in zwei Kategorien gab es Noten besser als eine 3. Positiv bewerteten Radfahrer die „geöffneten Einbahnstraßen in Gegenrichtung“ (2,7) und zum anderen die Leihmöglichkeiten von „öffentlichen Fahrrädern“, also Rädern, die im Stadtgebiet verteilt zur Verfügung stehen. Doch Worms ist nicht alleine in Rheinland-Pfalz. Bei Städten über 50.000 Einwohner erzielte das Bundesland eine Durchschnittsnote von 4,2 und damit den schlechtesten Wert aller Flächenländer.

KATEGORIE NOTE

   Falschparkerkontrolle auf Radwegen: 5,2

? Breite der Wege für Radfahrer: 5,1

? Führung der Radfahrer an Baustellen: 5,0

? Geöffnete Einbahnstraßen in Gegenrichtung: 2,7

? Leihmöglichkeit von öffentlichen Fahrrädern: 2,7

SCHON MIT FRIEDA GEPLAUSCHT?

Was haben Frieda und die Schatzinstallation am Rhein gemeinsam? Man sieht sie, wenn überhaupt, nur wenige Stunden. Worms ist nicht arm an innovativen, aber doch seltsam eigenwilligen Kunstinstallationen. Neben der Schatzinstallation am Rhein, die es sogar in „Das Schwarzbuch“ vom Bund der Steuerzahler schaffte (wir berichteten), muss man auch für die virtuellen Denkmäler der Ausstellung #makeusvisible viel Geduld und Neugierde mitbringen. Nun gibt es „Frieda“, eine virtuelle Installation, die aktuell im Schaufenster des früheren Co-Working-Space-Büros am Lutherplatz untergebracht ist. „Im Zentrum steht Frida – ein lebensgroßes, projiziertes, digitales Wesen, das, immer wenn es dunkel wird, plötzlich erscheint“, heißt es in der Pressemitteilung von „Worms wird wow“, in dessen Rahmen das Projekt finanziert wurde. Wie viel „Frieda“ gekostet hat, ist nicht bekannt. Gehört wurde lediglich der Begriff „sündhaft teuer“. Und so stößt das Konzept einer KI geführten Person, die Pas- santen zum gemütlichen Plausch einlädt, nicht überall auf Begeisterung. Im Zentrum der Kritik steht vor allem die eingeschränkte Sichtbarkeit der Dame im Verhältnis zu den Kosten. Aktuell will sie lediglich von 20 bis 23 Uhr für ein Gespräch zur Verfügung stehen, wobei auch dieser Plausch nicht sicher ist, da Frieda dazu neigt, sehr leise zu sprechen oder auch mal gar nicht auf ihr Gegenüber reagiert. „Worms wird wow“ gibt zugleich noch den Tipp für die hellen Sommermonate: Je später, desto größer der Effekt. Das gilt übrigens auch für die Schatzinstallation, sollte sie überhaupt derzeit aktiv sein.

Texte und Fotos: Dennis Dirigo