Seit Wochen sorgen die zwei Unternehmer Christian Ruppel und Patrick Mais mit ihren beiden Projekten CARantena Arena und WOpen Air für Zerstreuung in Zeiten von Corona, während ihre eigentlichen Geschäfte gänzlich zum Stillstand gekommen sind.
Eigentlich wäre Christian Ruppel jetzt auf Tournee und hätte gar keine Zeit, ein Open Air-Kino zu betreiben, denn eigentlich ist er Veranstaltungstechniker und dafür da, Konzerten das richtige Licht und den perfekten Ton zu verpassen, während sich Patrick wiederum dem Kino verschrieben hat und dementsprechend die Kinowelt Worms seine Heimat ist. Doch dann kamen Corona und der Lockdown, der beide von dem einen auf den anderen Tag arbeitslos machte. Sämtlich Tourneen und Großveranstaltungen wurden gecancelt. Die Verleihe nahmen bis heute alle Filme aus dem Programm. Zwar ist der Kinobetrieb generell wieder erlaubt, aber was will man zeigen, wenn es keine aktuellen Filme gibt? Da beiden zuhause rumsitzen nicht liegt, machte man sich darüber Gedanken, wie man aus der Not eine Tugend machen kann. Christian Ruppel hatte schließlich die Idee mit dem Autokino. Patrick Mais war wiederum der Mann mit dem Kontakt zu den Filmen. Vermittelt durch Dr. David Maier und Sascha Kaiser lernte man sich schließlich kennen und schätzen. Es war die Geburtsstunde der CARantena Arena auf der Kisselswiese. Für beide steht allerdings fest, dass die beiden Formate mehr Beschäftigungstherapie sind. Ihren Lebensunterhalt können sie damit nicht bestreiten.
Seit 28 Jahren ist Christian Ruppel bereits Veranstaltungstechniker. Mit dem bundesweit operierenden Unternehmen Medienpark Vision hat er sich seinen Lebenstraum verwirklicht. Umso schmerzhafter ist es für ihn, nun dabei zuzuschauen, wie sein Unternehmen am Boden liegt. Zwar dürfen mittlerweile wieder Veranstaltungen mit bis zu 350 Personen im Freien stattfinden, dennoch lassen sich unter den derzeitigen Bedingungen nur schwer Veranstaltungen realisieren. Die Folge daraus: Kaum ein Veranstalter traut sich, Events durchzuführen, zumal größere Tourneen auch eine entsprechende Vorlaufzeit brauchen. Aktuell hat Christian Ruppel lediglich noch eine Veranstaltung in diesem Jahr in seinem sonst prall gefüllten Terminplaner stehen, nämlich das Mittelalterfest „Spectaculum“, das vom 25. bis 27. September im Wormser Wäldchen stattfinden soll. Wie das Fest, das normalerweise für ein Besucheraufkommen von 7.000 Menschen pro Tag sorgt, unter den aktuellen Bedingungen durchgeführt werden soll, ist zwar unklar, Ruppel gibt sich aber optimistisch. Im Gespräch mit WO! erklärt er, dass die veranstaltende KVG ihm versichert hätte, ein entsprechendes Konzept zu haben. Sollte es dennoch zu einer Absage kommen, wäre das für den Wormser eine Katastrophe. Im Moment, sagt er, hat er noch Luft bis zum Ende des Jahres. Um in diesen Zeiten zu überleben, hat er bereits im Frühjahr einen Kredit aufgenommen, damit er seine monatlichen Kosten von 50.000 Euro decken kann und um seine Mitarbeiter zu halten. Diese sind mittlerweile im vierten Monat in Kurzarbeit, arbeiten derzeit auf 50 Prozent. Die Soforthilfe hat er natürlich auch beantragt, aber das war nur der sprichwörtliche Tropfen auf dem heißen Stein. Seine Mitarbeiter zu halten, ist ihm das wichtigste, da er weiß, dass gute Leute in der Branche schwer zu finden sind. Ruppel erzählt dann auch, dass er von anderen Veranstaltungsunternehmen schon vernommen hat, dass zahlreiche Techniker in andere Gewerbe gewechselt haben. Damit geht natürlich der Verlust von Expertenwissen einher. Ruppel bezeichnet die derzeitige Situation dementsprechend als Tod auf Raten, wenn nicht Hilfe vom Staat geht. Der hält sich derweil noch zurück. Ruppel erklärt, dass die Branche leider nicht gut organisiert sei, es aber auch an Wertschätzung von Seiten der Politik fehle. Die Politik könnte bereits im kommenden Jahr die Krise selbst mit voller Wucht zu spüren bekommen, denn dann stehen die Landtags- und Bundestagswahlen vor der Tür. Die Wahlveranstaltungen werden in der Regel von Veranstaltungstechnikern begleitet. Das könnte im kommenden Jahr schwierig werden, da derzeit rund 30 Prozent vor dem Aus stehen. Wie dramatisch die Situation ist, darauf machte die Branche in der „Night of the Light“ am 22. Juni in ganz Deutschland aufmerksam, auch in Worms tauchte Ruppel seinen Standort in der Alzeyer Straße in rotes Licht. Wir wollen von Ruppel wissen, ob Formate wie das WOpen Air für ihn nicht zukunftsfähig sind? Ruppel lacht und erklärt, dass zwar tatsächlich im Moment ein paar Euro verdient werden können, dies aber nicht reiche, um seine eigentlichen Kosten zu decken. Mit einem Blick auf seine Lagerhalle verweist er auf die zahlreichen Geräte, die einen Warenwert von rund zwei Millionen Euro haben, aber derzeit totes Kapital seien, außerdem sei er kein Veranstalter. Auch Patrick Mais sieht derzeit einer ungewissen Zukunft entgegen, da er seit 2011 Geschäftsführer der Kinowelt Worms ist und sein Kino seit dem 27. März geschlossen ist. Im Laufe der Jahre hat er das veraltete Kino mit Millionenaufwendungen auf den aktuellsten Stand der Kinotechnik gebracht. Vier Kinosäle beheimatet das Gebäude, vier Säle, die derzeit im Dunklen liegen. Eigentlich wollte er zum 13. August wieder loslegen. Die Verleihe kündigten bereits erste Filme wieder an, doch dann begannen in Amerika wieder die Fallzahlen zu steigen. Mais erklärt hierzu, dass Hollywood immer noch den Weltmarkt beherrsche und dementsprechend die gesamte Entwicklung in dieser Branche von Amerika abhinge. So ganz nachvollziehen kann er es nicht, da dies die Chance für deutsche Filmemacher sei, endlich mal ohne die Konkurrenz aus Hollywood Filme zu präsentieren. Erhört wurde er bislang nicht, sodass sein Kino bis auf Weiteres geschlossen bleibt. Aber selbst wenn der Betrieb wieder aufgenommen werden kann, weiß er, dass es nicht einfach werden wird. Unter der aktuellen Verordnung kann er nur 40 Sitze von 204 im größten Saal, dem KW4, belegen. Ein Umstand, den er deutlich kritisiert, da in anderen Bundesländern, wie Nordrhein-Westfalen, die Vorschriften deutlich lockerer seien. Aber selbst, wenn dies in Rheinland-Pfalz gelockert wird, ist ihm klar, dass sich die Leute zunächst schwertun werden, sich länger in einem geschlossenen Saal aufzuhalten. Hinsichtlich des potentiellen Risikos erklärt Mais, dass dies deutlich geringer sei als anderen Orten, da im Kino nur wenig geredet wird und die Aerosole dementsprechend niedrig ausfallen. Angesprochen darauf, wie es letztlich weitergehen könnte, erzählt Mais, dass er sich vorstellen könne, im Kino neue Konzepte zu etablieren und man vielleicht ein Theaterprogramm unterbringen können. Zunächst aber bleibt erst mal zu hoffen, dass sich sein Leben bald wieder normalisiert, da trotz finanzieller Rücklagen die Situation belastend ist.