KURZBIO Geboren ist er in Ludwigshafen, aufgewachsen in Speyer, doch die Nibelungenstadt Worms ist längst mehr als eine zweite Heimat. Seit 2004 ist sein Name eng mit den städtischen Museen verbunden. Dabei wollte er anfangs einen gänzlich anderen Weg einschlagen, nämlich den des Journalismus. Seine Liebe zur Kunst führte ihn zum Studium der Kunstgeschichte, daneben studierte er auch noch Germanistik und Politikwissenschaften. Seine Doktorarbeit schrieb er über den Bildhauer Wilhelm Gerstel (1879 bis 1963) und Kunst um die Jahrhundertwende. Die Thematik war stark an die umfangreiche Sammlung moderner Plastiken in der Kunsthalle Mannheim angelehnt, wo er viele Jahre durch Ausstellungen und die Sammlung führte und Fortbildungen abhielt. Nach dem Aufbau der Museumsvermittlung und Öffentlichkeitsarbeit am Nibelungenmuseum folgte 2008 die Übernahme der kuratorischen Verantwortung für das Museum Heylshof und 2013 die Aufgabe, das Museum der Stadt Worms im Andreasstift gemeinsam mit dem Nibelungenmuseum weiter zu entwickeln. Wenn er nicht in Worms ist, lebt Olaf Mückain in Mannheim.

Erklären Sie bitte in einem kurzen Satz, was ist die Aufgabe eines wissenschaftlichen Leiters?
Diese sehr schöne und verantwortungsvolle Aufgabe bedeutet heutzutage die wissenschaftlich fundierte Pflege bedeutender Kulturschätze in einer immer schnelllebigeren Zeit. Die Herausforderung besteht darin, die Verantwortung gegenüber dem kulturellen Erbe zu wahren und zugleich den Bedürfnissen der Menschen von heute gerecht zu werden.

Sie werden zum Essen eingeladen und haben eine unbegrenzte Auswahl, was bestellen Sie?
Seit langem ernähre ich mich gerne vegetarisch. Mein Sinn steht am ehesten nach italienischer Kultur und das beinhaltet gerade auch die Tafelkultur und Lebensart der Italiener. In und um Worms gibt es dafür hervorragende Gelegenheiten. Zum krönenden Abschluss gehören ein „Dolce“ und ein italienischer Espresso.

Was sind Ihre Lieblingsplätze in Worms und warum?
Abgesehen von den Museen – und da bin ich eben befangen – suche ich sehr gerne auch das Paulusstift mit seiner wunderbaren Atmosphäre auf. Ich mag gerne die Rheinpromenade und schätze (als „Außenposten“) Schloss Herrnsheim. Das „jüdische Worms“ übt auch eine Anziehungskraft auf mich aus. Es gibt aber auch Plätze, die durch nahestehende Menschen oder attraktive Angebote oder als Treffpunkte anziehend wirken: Cafés, die Stadtbibliothek und andere mehr.

Wie würden Sie einem Fremden Worms beschreiben?
Eine charmante, traditionsreiche und ehrliche Stadt mit Lebensqualität, die manchmal noch ein wenig unter „falscher Bescheidenheit“ leidet. Und vor allem: Besuchen Sie uns und bilden Sie sich gerne ein eigenes Urteil.

Was ist das schönste Museum, das Sie kennen?
Außerhalb von Worms, aber immer noch in Rheinland-Pfalz, ist das Arp-Museum Rolandseck eine sehr gelungene Synthese aus Altbau und fast spektakulärem Neubau in einer fantastischen Lage. Es ist keines der „ganz großen“ Häuser, aber eines mit einer sehr guten Mischung aus Architektur, Umgebung, Sammlung, Ausstellungen und besucherfreundlichem Angebot. Faszinierend ist die Eremitage in St. Petersburg und natürlich die Mixtur einer Museumsstadt wie Neapel, die von Antikenmuseum bis Madre (Museum für Moderne Kunst) reicht. Für Deutsche noch immer ein Geheimtipp ist die „Glasi“ in Hergiswil unweit von Luzern, kein Museum im engeren Sinn (Glasi ist eine 1817 gegründete Glashütte, Anmerkung der Redaktion).

Welche lebende Persönlichkeit würden Sie gerne treffen und was würden Sie fragen?
Vor dem Hintergrund von „Worms: Jazz & Joy“ bekenne ich mich zur anspruchsvollen U-Musik und zu dem charismatischen Sänger Peter Gabriel. Meine Fragen bezögen sich auf seine nächsten Projekte und auf den ein oder anderen kryptischen Text. Sokrates würde natürlich meine besondere Neugierde wecken. Ich fürchte nur, er würde die Fragen stellen!

Welche Kunst inspiriert Sie?
Ich liebe die klassisch-antike Kunst, Geschichte und Kultur, vornehmlich aus Griechenland und Italien. Zum Kontrast finde ich aktuelle Ausstellungen wie die documenta dieses Jahr in Kassel und Athen und die Kunstbiennale zu Venedig äußerst spannend, da sie am Puls der Zeit sind und gesellschaftlich relevante Fragen reflektieren. Auch empfehlenswert ist das Filmfestival „Tiger“ in Rotterdam, einer zugleich herben und faszinierenden Museums- und Kulturstadt.

Was ist Ihr Lieblingsgeräusch?
Ich kann mich hier nicht entscheiden zwischen dem Innenraumgeräusch eines startenden Flugzeugs, dem Zischen einer Espressomaschine und dem wohligen Schnurren einer Katze.

Sie müssen plötzlich auf eine Mars-Mission und Sie dürfen nur drei Dinge mitnehmen, was würden Sie einpacken?
David Bowie – zur Inspiration und Navigation. Den ausgezeichneten Film „Brazil“ von Terry Gilliam, damit einem der Abschied von der Erde leichter fällt. Ein Buch von Alfred Döblin, Jean Paul, Nicolai Gogol oder Marcel Proust. Meine Lieben natürlich, aber es ist ja nur nach Gegenständen gefragt. Auf keinen Fall Schokoriegel – das hieße „Eulen nach Athen tragen“.

Bevor Sie abfliegen, dürfen Sie der Bundeskanzlerin noch einen Rat geben, den sie umsetzen muss. Was würden Sie ihr sagen?
Das würden wir wohlweislich und zu beider Vorteil ganz für uns behalten. Außerdem würde ich nicht ungefragt Ratschläge erteilen und schon gar keine bindenden.