Der humanistische Gesprächskreis hat sich zum Ziel gesetzt, in den Diskussionsrunden der nächsten Monate verschiedene Humanismusbewegungen vorzustellen und zu diskutieren.

Der Ausdruck Humanismus als Charakterisierung einer philosophischen Betrachtungsweise, die den Menschen im Gegensatz zu ihm angeblich übergeordneten Wesenheiten in den Mittelpunkt ihrer Überlegungen stellt, ist ein Kind des frühen 19. Jahrhunderts. Mit „den Menschen“ waren allerdings bis in die Neuzeit nie alle Menschen gemeint, und schon gar nicht beinhaltete der Begriff Menschen alle Menschen und ihr Verhältnis untereinander. So zählten Sklaven, Unfreie, Kinder und Frauen nicht als „Menschen“ in diesem Sinne; Sklaven wurden sogar als Sache betrachtet und oft so behandelt. Bereits in der Antike existierte das Konzept der Humanitas, mit dem die Normen und Verhaltensweisen, die den Menschen ausmachen sollten, beschrieben wurden und das sowohl auf römischen als auch auf griechischen Einflüssen aufbaut. Wegen dieser allgemeinen Definition lassen sich mühelos auch solche römischen, griechischen oder religiösen Philosophen bis in die Neuzeit in die Reihen der Humanisten eingliedern, die nach heutigen Maßstäben die Kriterien für Humanisten nicht mehr erfüllen würden.

Anfänge in der Antike I.
Humanistisches Denken stammt ursprünglich aus dem antiken griechischen Ideal einer kulturellen Höchstentfaltung der menschlichen Kräfte (arete). Es war insbesondere die griechische Bildung (paideia), die das Vorbild für spätere Humanismusbewegungen lieferte. Dieses Vorbild war das Fundament, auf dem sich die nachfolgenden Bewegungen entwickelten und hat diese inspiriert, ohne selbst (im heutigen Sinne) ein Humanismus zu sein.

Obwohl es also die antiken Griechen waren, die sich der Betrachtung des Lebens erstmals vom Standpunkt des Menschen aus annahmen, waren es die Römer, die eine erste systematische Beschreibung dessen vornahmen, was den Menschen ausmacht. Es waren die Tugenden: concordia (Eintracht), fides (Vertrauenswürdigkeit), iustitia (Gerechtigkeit), audacia (Wagemut) und disciplina (militärische Disziplin).

Der römische Begriff Humanitas beschreibt demnach mehr einen Wert, der mit einer Erwartungshaltung einherging, so musste z.B. dem iustitia-Zustand eine iustitia-Handlung eines Menschen vorausgehen.

Die römische Kultur hat damit wie die griechische keine Aussagen über allgemeine zwischenmenschliche Verhaltensvorgaben gemacht, sondern diese Tugenden als handlungsregulierende Funktionen aufgefasst, die dann situationsbestimmend waren. Mit anderen Worten: Der Humanismus der Antike hat mit unserem heutigen Humanismusbegriff über die beschriebene Denkposition hinaus nichts zu tun. Um dies zu verdeutlichen, wurde er kurz erklärt.

Der Hauptgrund, warum sich der im 14. Jhd. aufkommende Renaissance-Humanismus auf den Humanismusbegriff der Antike stützt, war das im 2. Jhd. aufkommende Verständnis, welches die humanitas schließlich als Menschsein durch das Streben nach Wissen und Bildung nach griechischem und römischem Vorbild beschreibt.

Karl-Heinz Büchner
für den Humanistischen Verband Rheinland-Pfalz, Gruppe Worms

Wer sich für eine Diskussion humanistischer, politischer oder entsprechender Themen interessiert, ist zu unserem Gesprächskreis herzlich eingeladen. Wir treffen uns an jedem letzten Sonntag des Monats zu unserem Humanisten- Frühstück ab 10.00 Uhr in Worms, Speyerer Str. 87. Im Oktober werden wir uns am Sonntag, dem 29.10.2017 um 10.00 Uhr treffen.

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