Da Worms besonders im Innenstadtbereich verhältnismäßig eng gebaut ist, führt jede Baustelle zwangsläufig zu viel Aufregung. Jüngster Aufreger ist die Baustelle Kreuzung Lutherplatz/Kriemhildenstraße, die seit dem 8. Oktober eine Vollsperrung dieser Kreuzung zu Folge hat.
Hier soll zukünftig ein Kreisel entstehen. Als Bauzeit wurde von Seiten des EWR Ende 2019 angegeben. Grund der langen Bauzeit ist, dass man mehrere notwendige Maßnahmen zusammenlegte. Den Anfang macht die EWR Netz GmbH mit der Erneuerung der in die Jahre gekommenen Hauptwasserleitung. Außerdem werden in der Kreuzung liegende Gas- und Wasserversorgungsleitungen ausgetauscht, sowie einige Hausanschlüsse saniert. Diese Arbeiten sollen Ende des Jahres abgeschlossen sein. Im neuen Jahr beginnen die Stadt Worms und der Entsorgungs- und Baubetrieb der Stadt Worms (ebwo) mit den Renovierungsarbeiten des Hauptkanals sowie der Straßenherstellung. Im Bereich der Kreuzung Kriemhildenstraße/Lutherring soll schließlich ein Kreisverkehrsplatz entstehen, der die verkehrslähmende Ampelanlage ersetzen wird. Bei vielen Wormsern sorgte die immense Baudauer für Verwunderung. Die Stadt erklärt hierzu: „Aufgrund der massiven Eingriffe und örtlichen Umstände mit Hochdruckwasserleitung und Hauptkanal war von vornherein klar, dass die Arbeiten diesen Zeitraum in Anspruch nehmen. Parallele Arbeiten sind aufgrund der sensiblen alten Gusswasserleitung, die zuerst ausgetauscht werden muss und dem sehr tief in Straßenmitte liegenden Hauptkanal, räumlich nicht möglich.“ Zum zeitlichen Rahmen erklärt die Pressestelle der Stadt Worms, das ca. ein halbes Jahr auf EWR, ein weiteres halbes Jahr auf die Arbeiten der ebwo und schlussendlich noch einmal 10 Monate auf städtische Baumaßnahmen entfallen. Nach dieser Aussage wäre diese Stelle erst wieder im Frühjahr 2020 geöffnet.
Warum ein Kreisel an dieser Stelle?
Hierzu erklärte die Stadt, dass die lichtsignalisierte Kreuzung in Stoßzeiten deutlich an ihre Leistungsgrenze kommen würde und verspricht sich, dass der Kreisverkehr eine größere Leichtigkeit bringen wird. Allerdings ist eine der Folgen des Kreisverkehrs, dass zukünftig der Verkehr am Lutherring/Adenauerring in Richtung Siegfriedstraße deutlich zunehmen wird. Das widerspricht dem Gedanken, dass man den Übergang Wilhelm-Leuschner-Straße/Parmaplatz verkehrstechnisch beruhigen wollte. Bisher war ein Linksabbiegen von der Kriemhildenstraße kommend nicht möglich. Die Stadt begründet diese Änderung damit, dass u.a. der ADFC seit längerem genau diese Möglichkeit wollte. Ob es für Fußgänger eine Erleichterung bringt, bleibt abzuwarten. Immer wieder kommt es im Wormser Kreisverkehr für Fußgänger und Radfahrer zu brenzligen Situationen und Unfällen, da öfters zu beobachten ist, dass Autofahrer schnellstmöglich durch den Kreisverkehr kommen möchten und damit für gefährliche Situationen sorgen. An einer Stelle, die von vielen Touristengruppen passiert wird, drängt sich die Frage auf, ob diese Entscheidung verantwortlich ist. OB Kandidat Englert erklärt hierzu: „Verkehrsmäßig wird dieser Kreisel eine weitere Gefahr für Radfahrer sein und im Feierabendverkehr einen enormen Rückstau bilden.“ Richard Grünewald, Bündnis 90/ Die Grünen geht noch einen Schritt weiter: „Der künftige Kreisel am Lutherplatz ist ein Schritt in die falsche Richtung: Er soll‚ den Verkehr fließen lassen, doch was wir in der Stephansgasse brauchen, ist genau das Gegenteil, nämlich Verkehrsberuhigung. Wormser und Touristen müssen einladend und sicher vom Lutherplatz hinüber zum Heylshof und den bald sehr schönen Anlagen kommen. Der Kreisel aber wird mehr Verkehr anziehen und das Quartier unattraktiver machen.“
Bäume als Opfer für Autos?
Seit die Baustelle eröffnet wurde und bekannt ist, dass hierfür der Lutherplatz eine Verkleinerung hinnehmen muss, stellen sich viele Wormser die Frage, ob hierfür Bäume entfernt werden. Auf Nachfrage unseres Magazins erklärt die Pressestelle der Stadt Worms am 22. Oktober, dass zwar auf dem Lutherplatz keine Bäume gefällt werden, aber dafür auf der gegenüberliegenden Seite (Lutherring/Kriemhildenstraße) zwei Bäume dem Verkehr weichen müssen. Allerdings wird der Lutherplatz an Raum verlieren. Insgesamt wird der Platz um 178 Quadratmeter verkleinert. In Anbetracht dessen, dass dieser erst vor wenigen Jahren für viel Geld (700.000 Euro) saniert wurde, stellt sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit, zumal der Lutherplatz touristisch gesehen der wichtigste Platz in der Innenstadt ist. Die Stadt kann allerdings die Aufregung nicht nachvollziehen, da man bereits frühzeitig informiert hätte (Stadtrat, Innenstadtausschuss, Bürgerversammlung). In Zeiten, in denen Städte sich mit dem Gedanken beschäftigen, wie man den Verkehr beruhigen kann, wirft die Maßnahme dennoch viele Fragen auf.