27. Oktober 2019 | Das Wormser Kulturzentrum (Ausstellungsfläche):
„Der kleine Eckhard ist dick. So dick wie ein Luftballon. Nur fliegen kann er nicht.“ Mit diesen bewusst einfach gewählten Worten beginnt das ausstellungsbegleitende Buch. Zugleich verrieten sie so viel über den Künstler und dessen umfangreiche Werkschau, die er von Ende Oktober bis Ende November auf der Ausstellungsfläche des Wormsers präsentierte.
Verfasst wurden die Worte von der Wormser Kinderbuchautorin Florentine Hein, der das Kunststück gelang, in kindlicher Sprache, aber dennoch tiefgründig das Leben des in Herrnsheim lebenden Künstlers Eckhard Schembs zu skizzieren. Die Kunst des hünenhaften Künstlers vermittelt einerseits das Kind, das er auch mit Mitte 60 immer noch ist, aber auch den feinsinnigen und kritischen Beobachter. Seine Skulpturen sind biografisch gefärbt, erzählen oft von seiner Zeit in Afrika. Unzählige Skulpturen von Menschen, die mal tanzen oder würdevoll inmitten der Ausstellungsfläche saßen, zeugen von der Liebe zu den Bewohnern Afrikas. Oftmals vermitteln sie einen sehnsuchtsvollen, sinnlichen Blick des Künstlers auf die stolzen Einwohner. Doch der kleine Junge, der einst gegen seinen Willen Schlosser lernte, findet auch einen Blick für die bitteren Momente der oftmals in Armut lebenden Menschen. Es ist dann auch die Vielschichtigkeit, die an seinem bisherigen Lebenswerk begeistert und die Ausstellungsfläche, auf der sonst Partys oder Tagungen stattfinden, zu einem Wunderland werden ließ, durch das man stundenlang streifen konnte. Mit einbezogen wurde auch die Terrasse. Auch hier zeigte sich immer wieder das Spielerische in Eckhards Kunst. Im richtigen Winkel positioniert, konnte man dort als Besucher den ausdrucksstarken Kunstwerken im Gegenlicht des Wormser Doms neue Perspektiven abgewinnen. Ausdrucksstark war auch des Künstlers kurze Rede bei der Eröffnung. Statt auf seine Kunst einzugehen, übte er Kritik an seinen Gastgebern, die für die tags darauf folgende After Work Party unter dem Motto „Amsterdam“ drei großflächige Bilder mit leicht bekleideten Menschen in rotem Licht aufhängten. Die Assoziation war für Schembs klar, was ihn zu der Kritik verleitete, dass Amsterdam mehr sei als Prostitution und fügte an: „Menschenhandel auf flotte Damen zu reduzieren, das sollte für eine Kulturgesellschaft nicht würdig sein“.