Wie sah das Leben in der DDR aus? Einblicke gibt die Ausstellung „DDR: Mythos und Wirklichkeit“, die derzeit im Rathaus zu sehen ist. Der Ausstellungszeitraum ist perfekt gewählt, beginnt sie doch im Jubiläumsjahr des Mauerfalls und endet im Jubiläumsjahr der Wiedervereinigung.
Der Fokus liegt auf dem Einfluss der SED auf das Leben der DDR-Bürger, deshalb lautet der Untertitel „Wie die SED den Alltag der DDR-Bürger bestimmte“. Dabei beleuchtet die Ausstellung zahlreiche gesellschaftspolitische Aspekte und räumt mit bekannten und weniger bekannten Mythen auf. „Ich freue mich, dass die Wanderausstellung nun zu Gast in Worms ist und hoffe, dass wir möglichst viele Menschen, auch Schulklassen, damit erreichen“, betonte Beigeordnete Petra Graen bei der Ausstellungseröffnung.
Marita Ellenbürger von der Konrad-Adenauer-Stiftung, die die Ausstellung konzipiert hat, wies in ihren Erläuterungen auch auf die spürbare Verklärung der DDR hin. „Im Laufe der Jahre verblassten die negativen Erinnerungen an die SED-Diktatur. Von vielen Menschen wird die DDR heute wieder positiv gesehen“, berichtete Marita Ellenbürger. Sie wünscht sich deshalb eine realistische Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit und dem Alltag in der DDR.
Gleich das erste Roll-up der Ausstellung geht der Frage nach, inwieweit die DDR ein demokratischer Rechtsstaat war, wie der Mythos behauptet. Dabei wird deutlich: Eine von der SED unabhängige, freie Meinungsbildung und eine kritische Öffentlichkeit gab es nicht. Selbst Medien wurden zensiert und kontrolliert. Eine „echte“ politische Opposition suchte man ebenfalls vergeblich: Vier kleinere Parteien neben der SED blieben einflusslos, weil die SED weder einen Regierungswechsel noch einen Wettbewerb der politischen Parteien zuließ. Wahlergebnisse standen bereits im Vorfeld fest oder wurden gefälscht.
Was die Diktatur für den Alltag der Bürger bedeutete, machen weitere Informationstafeln deutlich: Es gab ein breit angelegtes Spitzelsystem, Fluchtmöglichkeiten hatten die Menschen kaum oder nur unter Einsatz ihres Lebens. Mangels Alternativen fanden sich die Bürger nach dem Bau der Mauer allmählich mit den Verhältnissen ab. Entgegen heutiger Behauptungen mangelte es zudem an Wohnraum, insbesondere alleinstehende, kinderlose Frauen wurden häufig abgewiesen. Die Wirtschaft wurde in sämtlichen Bereichen durch den Staat gelenkt, was unter anderem dazu führte, dass Innovationen gebremst und der Einsatz bestmöglicher Technologien verhindert wurde.
Auch das Schulsystem war bestimmt vom Sozialismus: Alle Kinder sollten nach einem einheitlichen Bildungskonzept unterrichtet werden, eine freie Berufswahl war kaum möglich, ebenso wie die freie Wahl des Studienfachs.
Auch die Freizeitgestaltung sollte so weit wie möglich kontrolliert werden, sämtliche Bereiche des kulturellen Lebens wurden überwacht und bei Bedarf zensiert.
Für Schulklassen bietet die Konrad-Adenauer-Stiftung ein Begleitheft an, das vor Ort kostenlos ausgeliehen werden kann. Die Ausstellung ist bis Donnerstag, 30. Januar, im zweiten OG des Rathauses zu sehen.