Laut einer neuen Studie hat es die junge Generation schwerer denn je, sich im Berufsleben zurechtzufinden. Ich höre Sie deshalb schon wieder zu Tausenden fragen: „Sagen Sie mal, Herr Bims, was halten Sie denn von der Jugend von heute?“

Ich will gar nicht erst das gemeinhin bekannte Vorurteil aufgreifen, die Jugend von heute würde nur noch irgendeinen Bildschirm – ob PC, Playstation oder Smartphone – anstarren. Weil es schlichtweg nicht stimmt. Also dass es ein Vorurteil ist. Die meisten glotzen wirklich ununterbrochen auf ihr beschissenes Smartphone. Dummerweise auch beim plötzlichen Überqueren einer Straße. So wie eine junge Dame, die mir kürzlich beinahe vors Auto gelatscht wäre, um mich danach, auf ihre Ohrstöpsel zeigend, anzuböffen: „Hallo?! ich kann Ihr Auto mit Kopfhörern leider nicht hören!“ Ein ehemaliger Lehrer von mir pflegte in solchen Fällen zumeist zu sagen: „Ab und zu das Gehirn einschalten, kann nicht schaden!“ Wenn dir also die neue Beyonce so wichtig ist, dass deine Fresse demnächst auf der Motorhaube eines fetten SUVs landet, dann glotz halt weiter auf dein Smartphone und latsch mit Kopfhörern unkontrolliert über die Straße. Ich hab ja Verständnis dafür, dass die neue Generation 24/7 erreichbar sein muss. Aber es gibt Grenzen, zum Beispiel im Wartezimmer beim Arzt, im Zug oder mitten auf der Straße. Ich hab einfach keine Lust mehr auf völlig belanglose Gespräche wie „Ey Langer, wo hängst du ab, Mann?“ oder „Hey krasse Sache, Alter“. Bitte nicht falsch verstehen. Ich nehm das den jungen Leuten nicht übel, dass sie neue elektronische Medien nutzen. Wenn es früher statt einem Atari mit Pac-Man und Space Invaders bereits Nintendo oder Playstation gegeben hätte, wäre ich wohl auch schwach geworden. Aber die jungen Leute müssen auch mal wieder raus in die Natur, anstatt stundenlang mit Zocken vorm Bildschirm zu verbringen. Kürzlich habe ich gelesen, dass die heutigen Jugendlichen arbeitsunfähig, verwöhnt, unselbstständig und weltfremd sind, was auch daran liegt, dass sie die Welt nicht mehr physisch, sondern nur noch virtuell entdecken. Manche Jugendliche glauben sogar, dass Sonnenblumen reine Emojis sind und gar nicht als echte Pflanzen existieren. Kürzlich bin ich einem hippen trendigen jungen Paar im Edeka begegnet. Er am ganzen Körper, inklusive Hals, mit Tätowierungen übersät – Zwischenfrage: weißt du eigentlich, dass du irgendwann auch mal alt wirst und dass das dann unter Umständen scheiße aussieht? – Sie, attraktiv und gepflegt, aber offensichtlich nicht die hellste Kerze auf der Torte: „Guck mal Chips mit Currywurstgeschmack. Da muss ich direkt mal googeln, wie das schmeckt!“ Äh, schon mal was von Ausprobieren, also quasi: selbst essen, gehört? Aber was will man machen, wir leben nun mal in einer Zeit, in der sich überwiegend dumme Narzissten pseudopolitisch äußern, aber eigentlich nur sich selbst und ihr bedeutungsloses Leben meinen. Die sind auch nicht besser als Leute, die in die Politik gehen, „um was zu verändern“, aber nur sich selbst ein paar Vorteile verschaffen wollen. Nach dem Motto: „Ich bin schwanger. Lasst uns das Kindergeld erhöhen…“ Wer für die freie Wirtschaft nicht hell genug ist, kann außer Politiker ja schließlich auch noch Superstar, Blogger oder Influencer werden.

Mein Lieblings-Infuencer-Witz lautet übrigens:

„Was machst du eigentlich beruflich?“
„Ich bin Influencerin bei Instagram, und du?“
„Ich bin Soldat bei Call of Duty.“
„Aber das ist doch gar kein Beruf?!“
„Ja, genau.“

Kürzlich hab ich übrigens gelesen, dass ein Drittel aller Studenten die erste Arbeitsstelle nach ihrer Studienzeit bereits in der Probezeit wieder verlassen, weil sie keine Lust mehr hatten oder weil ihnen gekündigt wurde. Jeder Dritte ist also unfähig, nach dem Studium zu arbeiten? Da muss ich mich nicht wundern über die Studenten-WG in unserer Nachbarschaft, in der im Sommer bis spät in die Nacht rauschende Partys stattfinden. Auch kürzlich wieder, nur haben es die Studentenköppe diesmal maßlos übertrieben und weit nach Mitternacht die „längste Single der Welt“ von PUR gehört und dabei lauthals mitgesungen. Lasst euch das gesagt sein, PUR war noch nie cool, nicht einmal in meiner Jugend. Wie können also Studenten von heute das cool finden? Aber dann fiel es mir ein: Na klar, die PUR-Honks von damals (Abenteuerland war 1995) haben halt auch irgendwann Kinder gezeugt. Also hab ich mich massiv in der Nachbarschaft beschwert, woraufhin ein Hänfling von Student zu mir meinte: „Hey Digger, bleib mal locker!“ Ich muss gestehen, ich hab in jungen Jahren schon Leuten für einen weitaus harmloseren Spruch die Fresse poliert. Aber vermutlich hat mich die Weisheit des Alters zurückgehalten. Im Alter wird man eben reifer und weiser. Also hab ich nur die Stereoanlage von den Studenten zertrümmert. Selbstverständlich, als die PUR CD noch drin war. 😉

In diesem Sinne wünsche ich ein frohes und besinnliches Fest!

Ihr Bert Bims