12. Oktober 2020 | Jazzclub Ella und Louis in Mannheim:
Es ist gefühlt eine Ewigkeit her, dass man – abseits von Cover-Musikern – eine junge aufstrebende Band live auf der Bühne sehen konnte. Das Jazzfestival „Enjoy Jazz“ machte es möglich und lud die Preisträger des Landesjazzpreises Baden-Württemberg 2020 zu einem Konzert in den Mannheimer Jazzclub Ella und Louis.
Da in Corona Zeiten alles ein wenig anders ist, spielte das junge Quartett nicht ein Konzert, sondern gleich zwei an einem Abend. Aufgeteilt in zweimal 50 Besucher konnten so deutlich mehr Zuhörer den ungewöhnlichen Klängen dieser spannenden Newcomer lauschen. Franziska Ameli Schuster, Stimme und Namensgeberin der Band, erklärte dementsprechend zu Beginn des Konzerts, dass ihre Konzerttätigkeiten eingeschränkt seien und es gerade deswegen ein großes Geschenk sei, vor Publikum zu spielen. Ein Geschenk mit Überraschungspotential war dann auch der rund 65-minütige Auftritt, der für die Zukunft der Band, die sicherlich ein perfekter Kandidat für Jazz & Joy wäre, Großes erwarten lässt. Die Musik in Worte zu fassen, scheint nahezu unmöglich. Ameli in the Woods bewegen sich gekonnt zwischen den musikalischen Welten und vereinen in einem Song mühelos Soul, Classic Jazz, Prog Rock und Pop zu einem faszinierenden Klangkosmos, der zwischen episch-psychedelisch und intim-melancholisch oszilliert. Gegensätze werden vereint und bilden einen homogenen Sound, der gelegentlich fast schon zu groß für den kleinen Club im Keller des Rosengartens ist. Schicht um Schicht türmen sich die Klangebenen, um abrupt wieder zu stoppen und den Zuschauer in die Einsamkeit seiner eigenen Fantasien zu entlassen, zu denen die vier Musiker den passenden Soundtrack spielen.
Fazit: Streamingkonzerte in Zeiten von Corona sind sicherlich eine nette Sache. Dieser Abend veranschaulichte aber eindrucksvoll, warum Musik live und mit Publikum gespielt werden muss. Musik muss spürbar sein – und das ermöglichten Ameli in the Woods mit einem famosen Konzert.