SPD stellt Timo Horst als Wunschkandidaten vor
Es ist ein Job, mit dem man das Gesicht von Worms prägen kann. Die Herausforderungen sind enorm und die Gefahr ist hoch, ins Kreuzfeuer der Bürger und der Presse zu geraten, wenn nicht alles rund läuft. Die Rede ist von der aktuell ausgeschriebenen Stelle zum Beigeordneten der Stadt Worms für das Dezernat III, sprich den Baubereich.
Ausschreiben oder nicht ausschreiben?
Acht Jahre lang übte Uwe Franz diesen Job aus und musste sich mit jeder Menge Kritik auseinandersetzen. Immer wieder stand Franz im Fokus, insbesondere für das Parkhaus am Dom, das ihm auch schon mal einen Interviewplatz in einem Satiremagazin bescherte. Doch nun ist Schluss. Ende März verkündete er, dass er nicht mehr antreten werde, um erneut für den Stadtvorstand und dem damit verbundenen Posten als Baudezernent zu kandidieren. Ausschlaggebend sei für ihn eine schwere Erkrankung im Jahre 2019 gewesen. Da der Job eine „stabile Gesundheit“ erfordere und ihm Ärzte dazu rieten, kürzer zu treten, entschied er sich dafür, sich zukünftig neu zu orientieren. Da Franz insbesondere zu Beginn seiner Arbeit 2013 in der Kritik stand, dass das Parteibuch der SPD einen nicht unerheblichen Anteil an der Stellenbesetzung hatte, beschloss man dieses Mal, ein transparentes Bewerbungsverfahren durchzuführen, schließlich ist der Dezernent nicht dem Parteibuch verpflichtet, sondern der Stadt, also dem Bürger. Im Stadtrat stand Anfang April die Ausschreibung auf der Tagesordnung. Zusätzlich zum Dezernat III sollte auch über zwei weitere Dezernate beschieden werden. Grundsätzlich ist ein Dezernent für acht Jahre gewählt, danach kann der Amtsinhaber erneut antreten oder die Stelle muss eben neu besetzt werden. Da Hans-Joachim Kosubek, der derzeit das Dezernat II leitet und zugleich Bürgermeister ist, aus Altersgründen nicht mehr antritt, muss auch hier ein neuer geeigneter Bewerber gefunden werden. Gleiches gilt für das Dezernat IV (Soziales und Bildung), das aktuell von Waldemar Herder geführt wird. Als es im Stadtrat schließlich soweit war, erfolgte eine zunächst eigentümliche Kehrtwende der SPD. Jens Guth (SPD) forderte die Fraktionen dazu auf, von der Ausschreibung abzusehen, da man einen geeigneten Kandidaten hätte, diesen aber zu diesem Zeitpunkt nicht benennen wollte. War die Stunde des Parteibuchs wieder gekommen?
Turbulente Diskussionen im Stadtrat
Unstrittig für die Ratsmitglieder war, dass man sich vorstellen könne, auf die Ausschreibung der Stelle, die von Waldemar Herder begleitet wird, zu verzichten, da man parteiübergreifend mit der Arbeit des Sozialdezernenten sehr zufrieden sei. Der Katze im Sack, wie es Kurt Lauer (Bündnis 90/Die Grünen) nannte, wolle man allerdings nicht zustimmen. Mathias Englert (FWG/ Bürgerforum Worms) sah es pragmatisch und kam zur Feststellung, dass eine Bewerbung viel Arbeit mache und man Bewerber enttäuschen würde, wenn letzten Endes doch die GroKo über die Besetzung des Postens entscheidet. Jens Guth beteuerte abermals, dass man einen „hochqualifizierten Kandidaten“ hätte, überraschte jedoch, als man im Anschluss der turbulenten Debatte eine Pause einforderte und danach erklärte, dass man nun der Ausschreibung doch zustimmen würde. Als Erklärung für das nebulöse Vorgehen teilte er mit, dass der Kandidat sich natürlich gerne vorgestellt hätte, aber aufgrund diverser Abklärungen dies eben noch nicht könne. Wenige Tage danach lud man schließlich zu einer Pressekonferenz, bei der man den Kandidaten präsentierte. Dieser ist in der Wormser Kommunalpolitik kein Unbekannter, nämlich Timo Horst, der seit 16 Jahren im Stadtrat sitzt und als Ortvorsteher von Hochheim die Interessen des westlich gelegenen Stadtteils vertritt.
Viele Herausforderungen und ein selbstbewusster Kandidat
Sich des Umstandes bewusst, dass Timo Horst – ebenso wie Uwe Franz – keine beruflichen Grundlagen im Bauwesen hat, betonte Jens Guth bei der Vorstellung, dass man keinen „Oberbauleiter“ für diese Stelle benötige, sondern jemand, der Erfahrungen im Umgang mit der Verwaltung hat. Ganz in diesem Sinne betonte Timo Horst im Gespräch mit WO!, dass er seine Stelle als Mittler zwischen Bürger, Politik und Verwaltung sehe. Im Visier des Bewerbers steht zudem ein neuer Zuschnitt des Dezernats, in dem die Themen Stadtentwicklung und Stadtplanung mehr in den Vordergrund rücken sollen. Dementsprechend nannte er bei der Pressekonferenz als erstes Anliegen, das bereits oft zitierte neue touristische Zentrum von Worms, sprich, das Areal zwischen dem ehemaligen Hochstift und dem Wormser Dom, weiterzuentwickeln. Ebenso möchte er sich für ein stimmigeres Innenstadtbild stark machen, ein Thema, das ihn auch bereits als Ortsvorsteher umtrieb. Sich auch der Wohnproblematik bewusst, ergänzte er, dass man ein lokales Bündnis für bezahlbaren Wohnraum eingehen müsse. Ebenfalls im Fokus stehen die fehlenden Kita Plätze. Im Gespräch mit unserem Magazin verriet er, dass zukünftig die städtische Wohnungsbau GmbH sich diesbezüglich stärker engagieren werde. Ein erstes Projekt, das bereits läuft, ist das Bauvorhaben am Fischmarkt. Dort entsteht ein Wohnhaus, kombiniert mit Kindertagesstätte. Ein wichtiges Thema ist ihm auch ein nachhaltiges Klimamanagement und vor allem, zu jeder Zeit transparent zu arbeiten. Ein Thema, das in den letzten Jahren in Verbindung mit Bauvorhaben von Pressevertretern oftmals eingefordert werden musste. Wie Timo Horst selbstbewusst erklärt, wird er selbstverständlich eine ordentliche Bewerbung einreichen und scheut auch nicht die Konkurrenz von Mitbewerbern, auch wenn man davon ausgehen darf, dass diese nach dem politischen Vorspiel eher rar sein dürften. Wer sich für das Amt bewerben möchte, hat noch bis Ende Mai dazu die Gelegenheit. Was die Stelle des Bürgermeisters betrifft, so ist zu hören, dass in diesem Fall die CDU bereits einen geeigneten Bewerber hätte. Name bisher noch unbekannt.