Pressegespräch zum Wormser Backfischfest vom 28.08. bis 05.09.21

Es eine Frage, die viele Bürgerinnen, Bürger und Schausteller gleichermaßen bewegt: Gibt es in diesem Jahr ein Backfischfest? Wie mittlerweile bekannt ist, lautet die Antwort: „Ja, aber….!“

Das Wetter meinte es nicht gut mit den Hauptakteuren des Backfischfests. Unablässig prasselte mal wieder der Regen in diesem Sommer auch auf die klimatisch begünstigte Nibelungenstadt. Derweil lud die Stadt Worms an das Rheinufer zu einem Pressegespräch im Schatten Hagens. Mehrere Pavillons wurden aufgestellt, um zu vermeiden, dass bereits der Schulterschluss von Sponsoren, Stadt, Winzern und Schaustellern komplett im Regenguss unterging. Die Botschaft, die man der Presse mitbrachte, war klar und hörte auf die kurze Formel: „Wir wollen ein Zeichen setzen und zeigen, dass man ein Fest auch in Corona Zeiten durchführen kann“ (Angelika Zezyk, Bereichsleiterin Sicherheit und Ordnung). Etwas salopper formulierte der Vorsitzende des Wormser Schaustellervereins, René Bauer, das Vorhaben: „Der Himmel weint, das Schaustellerherz strahlt.“ Für nicht wenige der Wormser Schausteller ist das Backfischfest die erste Möglichkeit, seit dem letzten Weihnachtsmarkt 2019 endlich wieder ihrer Profession nachzugehen. Markus Trapp, Bojemääschter der Fischerwääd, ergänzte mit Blick auf Oberbürgermeister Adolf Kessel: „Worms kann es sich nicht leisten, dass man erneut auf neun Tage Regentschaft der Fischerwääder verzichtet“. Markus Walden, Vorstand der Sparkasse Alzey-Worms-Ried, die einer der Hauptsponsoren ist, fasste die Pläne optimistisch zusammen: „Der Sommer wird gut, was sich nicht auf das Wetter im Moment bezieht. Das Backfischherz soll einfach temperamentvoll wieder schlagen“. Die Zeichen sind derzeit gut. Der Inzidenzwert ist nach vor in einem niedrigen Bereich, die Betten im Krankenhaus glücklicherweise leer und die Impfquote in Worms zwischenzeitlich ganz ordentlich.

„FAST WIE EINE WAGENBURG“
Klar ist aber trotzdem, dass es ein Backfischfest wie früher nicht geben wird. Wie früher, ist natürlich relativ. Denn die Zeiten, in denen man auf dem Platz oder in den umliegenden Kneipen unbeschwert bis in die Morgenstunden feiern konnte, sind längst vorbei. Die Angst vor Terror, Beschwerden von Anwohnern über Lärm, Dreck und Sachbeschädigungen haben dem Fest in den letzten Jahren längst seine Unschuld genommen. Corona wird nun ein weiteres Mal an Traditionen zerren, manches ermöglichen, aber manches gänzlich unmöglich machen. Sascha Kaiser, Geschäftsführer der Kultur und Veranstaltungs Gesellschaft (KVG), die für die Organisation des Rahmenprogramms sowie das Sponsoring verantwortlich ist, erklärte in diesem Sinne: „Alles, was nicht geordnet organisiert werden kann, ist nicht umsetzbar.“ Sprich, es wird keinen Umzug geben und auch kein Feuerwerk. Ob es eine Eröffnung mit Ledertänzern auf dem Obermarkt geben wird, ist dementsprechend unklar. Ebenso wie das traditionelle Fischerstechen. Klar ist indes der Rahmen, wie das Fest auf der Kisselswiese gestaltet werden soll. Eingezäunt wird es, führt Bürgermeister und Dezernent für Sicherheit und Ordnung, Hans-Joachim Kosubek, aus. Seine Bereichsleiterin Zezyk ergänzt: „Fast wie eine Wagenburg.“ Soll heißen, die Wohnwagen, Fahrgeschäfte und sonstige Buden werden wie ein Bollwerk entlang der Zäune aufgestellt, sodass es unmöglich ist, ohne Kontrolle auf den Platz zu gelangen. Dieser ist zurzeit laut Corona-Bekämpfungsverordnung auf 5.000 Besucher begrenzt, die die Einlasskontrolle passieren und sich gleichzeitig auf dem Festplatz aufhalten dürfen.

WEINDORF STATT WEINZELT UND DIE SUCHE NACH GELD
Ein essentieller Teil des Festes sind natürlich nicht nur die vielfältigen Jahrmarktsbuden und Fahrgeschäfte, sondern auch die herzhafte Kombination aus Weck, Worscht und Woi. Der gastronomische Bereich soll in diesem Jahr um den Brunnen herum positioniert werden, sozusagen: Trinken unter Beobachtung. Dort wird voraussichtlich auch das geplante Weindorf seine Heimat finden. Dies dient als Ersatz für den fehlenden Wonnegauer Weinkeller. Bereits früh im Jahr hatten die Winzer erklärt, dass ein Zelt nicht vorstellbar sei. Das sieht auch Zezyk so, die anführt, dass die Durchführung des Backfischfestes nur möglich sei, da, entgegen anderer Feste, der Schwerpunkt nicht auf dem Feiern in geschlossenen Zelten liegt. Das Weindorf soll wiederum eine Mischung aus Winzern des Weinkellers und der Wormser Vinothek werden. Die Abwesenheit des beliebten Weinkellers, der ja eigentlich eher ein riesiges Weinzelt ist, verleitete deren Vorsitzenden, Winzer Dr. Andreas Schreiber, abermals zu der Feststellung, dass ein Backfischfest unter diesen Bedingungen allenfalls ein Backfischfest light sein könne. Dem widersprach bei der regnerischen Pressekonferenz Markus Trapp mit einem brüsken, aber selbstbewussten „Nein“. Aus werbetaktischen Gründen ist der Wunsch nach dem vertrauten Namen nachvollziehbar, auch wenn es sich bei dem diesjährigen Fest eher um ein Rumpf-Backfischfest handelt. Dennoch, ein Fest dieser Größenordnung unter diesen verschärften Auflagen durchzuführen, kostet natürlich mehr Geld, weshalb Sascha Kaiser deutlich machte, dass man mehr Unterstützer außer der Sparkasse benötige. Um dafür zu werben, hat die KVG eine Kampagne ins Leben gerufen, in der jeder aufgefordert ist, sich Gedanken zu machen, wie er helfen kann. Für Unternehmen hat man verschiedene Partnermodelle entwickelt, die vom reinen Unterstützer bis zum Präsentator reichen. Wer mehr erfahren möchte, kann sich direkt an die städtische KVG wenden. Am Ende des rund einstündigen Gesprächs hatte der Himmel seine Schleusen endlich wieder geschlossen und die Sonne suchte sich zögerlich ihren Weg durch die grauen Wolken, als wolle sie sagen: Kopf hoch, alles wird gut und bald können alle wieder zu einem dreifach donnernden „Ahoi“ ausholen.

Das Backfischfest findet in diesem Jahr vom 28. August bis zum 5. September 2021 statt.
Weitere Informationen gibt es auf der Homepage:
www.backfischfest.de