Der Pressespiegel zu „Luther“

Auch wenn der Presseauflauf bei den Nibelungen-Festspielen diesmal geringer war als sonst, haben es sich die drei großen Tageszeitungen – FAZ, DIE ZEIT und Die SÜDDEUTSCHE – nicht nehmen lassen, eine Rezension über das „Luther“-Stück zu verfassen. Hier ein paar Ausschnitte.


FAZ: „Der Reformator als der große Abwesende“

„Es gibt viel Musik an diesem Abend auf der Freilichtbühne vor dem Dom in Worms. Irgendwelche Einsichten vermittelt sie nicht. Es gibt ein paar Takte von den Eagles (Hotel California, was sonst), ein paar Takte Madonna (Like a virgin, oh weh), und es gibt einige Schauspieler, die womöglich nur engagiert wurden, weil sie so gute Sänger sind, denn als Schauspieler sind sie leider weniger gut. Musikalisch machen Flora Lili Matisz, Anna Szandtner und Maté Borsi-Balogh aber wirklich Eindruck. Sie sorgen für nahezu alles, was dieser Inszenierung allzu oft fehlt: Atmosphäre, Tempo, Dynamik, Intensität.“

„Überraschende Einfälle bleiben die Ausnahme auf der von Lili Izsák erst funktional gestalteten und dann golden angepinselten Bühne.“

„Von Leos liebstem Gefährten, dem Elefanten Hanno, den ihm Portugals König zum Geschenk machte, sieht man an diesem Abend nur den Rüssel, der aus einer Luke ragt. Der Elefant spielte seine Rolle also eher zurückgenommen. Sein Rüssel war sehr überzeugend.“


DIE ZEIT: „Wurmbs! Was wäre der Papst ohne den Rüssel seines Elefanten?“

„Es ist deshalb verwunderlich, dass er (Lukas Bärfuss) nun ein Stück über Martin Luther geschrieben hat, in dem Martin Luther gar nicht auftaucht. Vielleicht ist das ein dramaturgischer Trick (der leider nicht aufgeht), vielleicht aber auch luthersche Widerspenstigkeit: Man bekommt von oben, also von den Wormser Nibelungenfestspielen, einen Auftrag – und verweigert die Kniebeuge.“

„Wenn jetzt Luther käme und widerständige Reden führte, würde alles gut werden. Aber er kommt nicht.“

„Warum das alles? Warum ein betulich historisierendes Stück mit teilweise pathetischer Sprache, dessen Figuren dann von der Regie in popbunte Kostüme gesteckt und immer wieder ins Hysterische getrieben werden? ….() Als Freiluftexperiment vor dem Dom ersäuft das leider in (zu) großer Weite.“


SÜDDEUTSCHE: „Grelle Historienseuche”

„Schon bei der Lektüre wundert man sich über das Ping-Pong aus brillant scharfen und lustigen Szenen, denen solche von bemerkenswerter Plumpheit gegenüber stehen. Und es sind viele Szenen.“

„Dem schaut man eine Zeit lang gern zu, in dem Moment allerdings, in dem man sich denkt, jetzt müsste der Irrsinn richtig abheben, geht dem Treiben vollkommen die Luft aus, und die Aufführung schleppt sich weitere zwei Stunden bloß von Loch zu Loch.“

„So grell die Farben dieses Historiengemäldes auch sind, es bleibt reine Oberfläche.“