Dieses Zitat aus dem Mund von Domprobst Engelbert Prieß strahlt eine erstaunliche Ruhe aus, nachdem das geplante „Haus am Dom“ so viel Staub wie selten zuvor ein Thema aufgewirbelt hatte. Nicht mehr viel Zeit haben dagegen SPD und CDU, die in einer Stellungnahme Anfang Juli forderten, dass die Domgemeinde „unverzüglich“ einen neuen Entwurf vorlegen solle. Derweil hat die Bürgerinitiative „Kein Haus am Dom“ 14.000 Unterschriften gesammelt und an Oberbürgermeister Kissel überreicht. Der öffentliche Druck wächst. Aber die Vertreter der Domgemeinde lassen sich weder drängen, noch vom geplanten Standort abbringen…
Um zu erahnen, warum den beiden Großen im Wormser Stadtrat die Zeit davon läuft, muss man nur mal einen Blick auf den politischen Kalender 2014 werfen, stehen doch am 25. Mai 2014 wieder Kommunalwahlen an. Da möchten SPD und CDU natürlich ungerne, dass ihnen ein Streitthema in die Parade fährt, das unglaublich viele Wormser mobilisiert hat und die beiden Volksparteien einige Sitze im Stadtrat kosten könnte. Dabei hatte jener Stadtrat zuvor die Möglichkeit gehabt, den Bauplänen der Domgemeinde einen Riegel vorzuschieben, wenn man von der Möglichkeit Gebrauch gemacht hätte, einen Bebauungsplan und eine Veränderungssperre für den sensiblen Bereich rund um den Dom aufzustellen. Bekanntlich hatte die FWG Bürgerforum, mit Unterstützung von FDP, Grünen und Linkspartei, dies gefordert, aber die rot-schwarze Mehrheit im Wormser Stadtrat entschied sich für die Variante, das Heft in der Hand der Domgemeinde zu lassen und auf einen „offenen Dialog“ zu setzen. Seitdem sind drei Monate vergangen – und es ist nichts passiert. Jetzt entschieden sich die Fraktionschefs, Timo Horst (SPD) und Dr. Klaus Karlin (CDU ), dazu, den Druck auf die Domgemeinde zu erhöhen, da man nach diversen Gesprächen – sowohl mit der Domgemeinde als auch der Bürgerinitiative – nicht die „notwendige Kompromissbereitschaft“ erkennen konnte. Denn bekanntlich wollen die Kirchenvertreter an dem bisherigen Standort festhalten, während die BI kategorisch fordert, über andere Alternativen nachzudenken und den Blick auf den Dom grundsätzlich frei zu lassen. Von Seiten der BI wurde die Aufforderung zum Handeln durch SPD und CDU grundsätzlich begrüßt: „Nicht die Kirche ist in dieser wichtigen kommunalen und baupolitischen Frage der Souverän, sondern die Bürger und der Rat der Stadt.“
14.000 Unterschriftenan OB übergeben
Um dieses Anliegen zu untermauern, übergab die Bürgerinitiative „Kein Haus am Dom“ kurz später eine Petition sowie einen kompletten Satz aller 14.000 von ihr gesammelten Unterschriften an Oberbürgermeister Michael Kissel. Als Chef der Verwaltung und Vorsitzender des Stadtrates sei Kissel der richtige Adressat, sowohl für die an die Stadtverwaltung und alle Stadtratsfraktionen gerichtete Petition, als auch zur Entgegennahme der Unterschriftenlisten, sagte die Sprecherin der BI, Dr. Christine Grünewald. Sowohl der Stadtrat als auch die Verwaltung stünden angesichts des immensen Bürgerprotests in der Pflicht, alle Möglichkeiten zum Schutz des Dom-Panoramas zu nutzen. In der jetzt übergebenen Petition werden von der Bürgerinitiative verschiedene, wirksame Handlungsoptionen aufgezeigt, wie der freie Blick auf den Dom und ein effektiver Schutz der Domumgebung zu gewährleisten ist. „Der südliche Domvorplatz sollte zum Beispiel per Rechtsverordnung ausdrücklich zur Denkmalzone erklärt werden, was in den zurückliegenden Jahren leider nicht erfolgt ist“, sagte Dr. Grünewald. Dabei sehe das rheinland-pfälzische Denkmalschutzgesetz diese Möglichkeit ausdrücklich vor. In der umfassenden Petition zeigt die Bürgerinitiative weitere, rechtlich fundierte Handlungsoptionen auf, in der Hoffnung, dass sie von der Verwaltung und dem Stadtrat aufgegriffen werden. Neben einer Denkmalzone „Domhügel“ fordert die BI in der Petition auch eine Grabungsschutzzone am Dom. Der langfristige, dauerhafte Schutz des Domvorplatzes sei zudem nur mittels eines Bebauungsplans möglich, stellt die BI abschließend fest. Ein Grundsatzbeschluss hierzu – mit dem klar formulierten Kernziel der Planung „Schutz des jetzt sichtbaren Dom-Panoramas“ – sei auch keine Frage von Jahren, sondern schnell zu fassen, falls man dies politisch tatsächlich wolle. Das eigentliche, langwierigere Bebauungsplanverfahren könne sich dann, auf dem Grundsatzbeschluss basierend, anschließen.
Oberbürgermeister Kissel versprach schon einen Tag später in der Wormser Zeitung, dass er die Anregungen der BI aufgreifen wolle. Somit ist nun die Domgemeinde am Zug, die auf die neuen Pläne des Architekten wartet, die ganz andere Varianten aufzeigen würden. Wann der neue Entwurf fertig ist? Sie wissen schon: „Wir lassen uns Zeit…“