Bei dem Richtfest zum Haus am Dom vergas keiner der Redner zu erwähnen, dass man hinsichtlich der Gestaltung auf die Wünsche aus der Bevölkerung eingegangen sei. Man habe es hier mit einem „Kompromiss“ zu tun. Betritt man dann den neuen Gemeindesaal im zweiten Stock und sieht das meterhohe, wunderschön anzusehende, aber unnötig hohe Spitzdach, muss man die Scheinheiligkeit dieser Aussage kritisch hinterfragen. Sicherlich hat man bei dem ersten Entwurf, einem nicht gerade schön anzusehenden Betonflachbau, der bei der Bevölkerung mehrheitlich durchgefallen war, Einsicht gezeigt und einen neuen anfertigen lassen. Der kam zwar besser an, berücksichtigte aber die Hauptkritik, dass der Dom verdeckt wird, genauso wenig. Statt einem Flachdach hat man nun ein Spitzdach, das aber nur unwesentlich niedriger ist und den Dom genauso verdeckt wie beim ersten Entwurf. Wer das aufgrund der vom Bürgerverein angefertigten Grafiken nicht glauben wollte, sieht sich eines Besseren belehrt. Dass die Domgemeinde nun die Bevölkerung auffordert, sich an der Gestaltung des Domvorplatzes zu beteiligen – diese Bürgernähe kommt reichlich spät. Wer nicht auf die Meinung von 17.000 Wormsern gehört hat, wird sich wohl kaum für die Meinung von einer Handvoll Leute interessieren, die an dem Gestaltungswettbewerb teilnehmen. Aber immerhin: Oberbürgermeister Kissel gefällt das Haus am Dom. Das ist aber nur seine rein private Meinung. Kundtun, dass man enttäuscht ist über die Vorgehensweise und die letztendliche Umsetzung, darf man allerdings auch. Und dass man das als Kompromiss angepriesene Spitzdach als maßlos empfindet ebenfalls. Das sieht nicht aus wie ein Kompromiss, sondern eher wie eine Machtdemonstration.