Die Domgemeinde braucht ein neues Gemeindehaus, nicht wie bisher mit 25 m Abstand, sondern direkt vor dem Dom: So wurde es 2012 von der Bistums- und der Domgemeindeleitung beschlossen und von Oberbürgermeister Michael Kissel (SPD) massiv unterstützt. Diese Bauplanung löste bei den Wormser Bürgern Entsetzen und eine bisher nicht da gewesene Protestwelle aus: Schon 2013 forderten über 17.000 mit ihrer Unterschrift „Freier Blick zum Dom / Kein Haus am Dom“.

Reaktion der Verantwortlichen: 2,50 Meter weiter vom Dom weg, dafür mehr als 5 Meter höher. Also von wegen „Freier Blick zum Dom“. Deshalb ging der Protest gegen dieses Haus unvermindert weiter. Unter anderem mit diversen Petitionen, Briefwechsel mit Kardinal Lehmann, Demonstrationen, einem initiierten Bürgerbegehren und inzwischen über 120 Mahnwachen für den freien Blick. Vom Bürgerverein wurden mehrere bauliche Alternativen aufgezeigt: Geringfügig weiter vom Dom weg, dafür den bisherigen freien Blick erhaltend. Weiter forderten wir wiederholt, in dieser Sache unbedingt auch die Bürger und unabhängige Sachverständige zu hören. Doch die Verantwortlichen waren zu keinerlei Zugeständnissen bereit: Die Alternativvorschläge wurden kategorisch abgelehnt, der freie Blick als bedeutungslos abgetan. Kritische Sachverständige wurden nicht gehört. Weder die Mitglieder der Domgemeinde noch die Bürger der Stadt Worms wurden befragt: „Bürgerbefragung ist grober Unfug!“, so Oberbürgermeister Kissels typische Haltung, stellvertretend für die Bauverantwortlichen. Inzwischen haben die Bauarbeiten vor dem Dom begonnen, trotz weiterhin bestehender enormer Ablehnung durch Bürger und Touristen. Am 3. Juli findet die Grundsteinlegung statt. Immerhin ist der jetzige Dompropst Tobias Schäfer, der von seinem Vorgänger Prieß mit dem Haus am Dom eine schwere Bürde übernehmen musste, dem Bürgerverein entgegen gekommen: Er hat uns ein Bauzaunsegment mit kritischen Aussagen zum Bauvorhaben zugestanden und jetzt für die Grundsteinlegung einer Dokumentation des Bürgervereins zugestimmt. Dafür gebührt ihm unsere Anerkennung.

DIE DOKUMENTATION DES BÜRGERVEREINS ZUR GRUNDSTEINLEGUNG UMFASST:
Eine Edelstahlplatte mit dem bisherigen freien Blick zum Dom auf der Vorderseite und einer Chronologie der Bürgeraktionen gegen dieses Bauvorhaben auf der Rückseite sowie eine Liste von Teilnehmern an den zahlreichen Mahnwachen. Diese Dokumente befinden sich in einer aus Ton gebrannten Kassette, auf deren Deckel der unverbaute Domblick abgebildet ist: Eine Arbeit der aus Worms stammenden Künstlerin Christine Hach. Auch nach der Grundsteinlegung wird der Bürgerverein klar und deutlich zum Ausdruck bringen: Hier wurde den Menschen nach fast 200 Jahren der herrliche freie Blick zum Dom genommen und die Verantwortlichen benennen. Große städtebauliche Chancen werden durch dieses Haus am Dom zunichte gemacht, es entsteht die zweite große Bausünde in Worms. Nach der ersten großen Bausünde vor 40 Jahren, dem von der damaligen Stadtverwaltung gewollten Bankgebäude auf der anderen Seite des Doms. Daran soll am 10. Juli, also eine Woche nach der Grundsteinlegung, als vorläufiger Abschluss der Mahnwachen ein Zug von der ersten zur zweiten Bausünde erinnern.

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PRESSEMITTEILUNG: Bürgerverein Dom-Umfeld, Worms 16.06.2016

Infos unter: www.kein-haus-am-dom.de