„Worms rockt“ mit Mr. Williams, Alex im Westerland, U12, ABBAdream und Viva la Vida
Für fünf Wochen lang, jeweils mittwochs, hieß das Motto auf dem Festplatz „Worms rockt!“ Mit Coverbands von welt- bekannten Bands und Musikern, die allesamt problemlos Fußballstadien füllen, lockten die Veranstalter in Spitzenzeiten über 1.500 Besucher*innen auf den zumeist sonnenüberfluteten Festplatz.
Das Konzept von „Worms rockt“, das nach 2019 zum zweiten Mal auf dem Festplatz stattfand, ist denkbar einfach und findet auch in anderen Städten mittlerer Größe guten Anklang. Bei kostenlosem Eintritt können die Besucher hochkarätige Coverbands erleben, die Finanzierung der Veranstaltung läuft über die Gastronomie, so dass man für ein Bier nun mal 5.- Euro zahlen musste und auch das angebotene Essen war nicht unbedingt günstig. Trotzdem kann man den Veranstalter, die Bankett Plus GmbH aus Leonberg, nur loben, dass man in der Nachcoronazeit an dem Konzept fest- hielt, obwohl auch im Veranstaltungsbereich die Kosten massiv explodiert sind. Dass ein solches Festival nur funktioniert, wenn die Besucher keine eigenen Getränke mitbringen, darauf musste der Veranstalter noch einmal gesondert in einer Ansprache an das Publikum hinweisen. Bei der ersten Auflage von „Worms rockt“ im Jahr 2019 hatte man Coverbands großer Gruppen wie Queen, Pink Floyd, Rolling Stones, AC/DC und den Beatles eingeladen und damit eine ältere Generation angesprochen. In diesem Jahr war man etwas mutiger und hatte mit Coverbands von Robbie Williams, Die Toten Hosen/Die Ärzte, U2 und Coldplay eine jüngere Besuchergruppe im Visier. Einzig am vierten Mittwoch gab es mit einer ABBA Coverband ein risikoloses Programm, das in der Regel alle Zielgruppen anspricht. Die Bands spielten zwischen 18:30 Uhr und 22 Uhr jeweils drei Sets mit zwei Pausen dazwischen.
Den Anfang machten am 29.06. MR. WILLIAMS, eine Robbie Williams Coverband, die standesgemäß mit „Let me entertain you“ in den Abend startete. Von einer Coverband erwartet man in erster Linie eine stimmliche Ähnlichkeit mit dem Original. Bei Mr. Williams war sogar noch eine optische Ähnlichkeit vorhanden; erst wenn man näher Richtung Bühne rückte, wurden die Unterschiede deutlich. Stimmlich wurde der echte Robbie gut getroffen, auch wenn man bei den hohen Tönen gemerkt hat, dass man einen herausragenden Sänger wie Robbie Williams nicht eins zu eins kopieren kann. Sehr zur Freude des weiblichen Anhangs spielten Mr. WILLIAMS nicht nur Songs aus dessen Solokarriere, sondern ebenso Klassiker aus seiner Boyband- zeit, wobei „Back for good“ von Take That an diesem Abend besonders gefeiert wurde. Auch an anspruchsvolle Werke wie „Mr. Bojangles“ aus Robbie Williams Swingalbum „Swing when you’re winning“ wagte sich die Band. „Feel“ und „Come Undone“ kamen sogar in zwei Sets zum Einsatz, ehe „Angels“ einen Abend beendete, bei dem sowohl in Sachen Publikumszuspruch (ca. 500), als auch stimmungstechnisch durchaus noch Luft nach oben war.
Das sollte sich schon eine Woche später am 6.7. bei ALEX IM WESTERLAND, einer Die Toten Hosen/Die Ärzte Coverband, ändern. Diesmal hatten sich mehr als doppelt so viele Besucher eingefunden und auch das Stimmungspegel pendelte sich schon frühzeitig auf Festivalstimmung ein. In den ersten beiden Live-Sets kamen noch eher Songs aus der zweiten Reihe wie „Bonnie & Clyde“, „Pushed again“, „Bayern“ oder „Deine Schuld“, aber auch selten gespieltes wie „Elke“ oder „Claudia hat nen Schäferhund“ zum Einsatz. Zwischendurch gab es einen kurzen Punk- rock-Block mit Songs von Blink 182, Green Day oder Offspring. In Anbetracht der Fülle an Hits, die sowohl „Die Toten Hosen“ als auch „Die Ärzte“ zu bieten haben, hätte man allerdings darauf verzichten können. Im letzten Set ab 21 Uhr kamen dann die großen Hits wie aus der Pistole geschossen. „Zu spät“, „Schrei nach Liebe“, „Hier kommt Alex“, „Zehn kleine Jägermeister“, „Tage wie diese“, „Westerland“, „Freunde“ und „Junge“ zum Ende des Hauptprogramms. Für das entfesselte Publikum gab es als Zugaben noch die Mitsingnummer „Eisgekühlter Bommerlunder“ und die Hosen-Abschiedshymne „Schönen Gruß und auf Wiedersehn“.
Am 13.07. lockten U12 mit ihrem Tribut an die irischen Rocker von U2 etwas mehr Besucher als Mr. Williams an (ca. 600), aber deutlich weniger als Alex im Westerland. Auch hier kamen anfangs eher unbekanntere Songs zum Einsatz, so dass die großen Hits wie „Sunday Bloody Sunday“, „New Years Day“ oder „Bad“ zu den Höhepunkten der ersten beiden Sets gehörten. Der Frontmann der aus Frankfurt stammenden Coverband traf die Stimmfarbe von Bono ziemlich exakt, musikalisch hätte man sich bei Rocknummern wie „I will follow“, „Even better than the real thing“ oder „Beautiful Day“ etwas mehr Druck von der Bühne gewünscht. Auch „Where the streets have no name“, das bei den echten U2 stets zu den Konzerthöhepunkten zählt, verpuffte in der Liveversion von U12 nahezu wirkungslos, weil die präg- nanten Gitarrenparts von „The Edge“ viel zu leise abgemischt waren. Tatsächlich dauerte es bis zur letzten halben Stunde, bis der berühmte Funken endgültig auf das Publikum übersprang, denn jetzt kamen die Hits am Stück. „One“, „I still haven’t found what I’m looking for“ (mit Snippet „Stand my me“), „Pride“ und die Kopf-Hoch-Hymne „Walk on“ zum Abschluss. Als bis dato einzige Band bei „Worms rockt“ durften U12 dem Willen des Publikums Rechnung tragen und sogar nach 22 Uhr noch drei Zugaben spielen: Das wunder- bare „With or without you“, mit „Helter Skelter“ einen Song der Beatles, der auch von U2 gecovert wurde, und als letzte Zugabe das hymnische „40“. Hier verabschiedeten sich nacheinander die einzelnen Musiker und stöpselten ihre Instrumente aus, während das Publikum zum Takt des Drum- mers noch minutenlang weiter in die Dunkelheit sang: „How long, to sing this song…“. Das war ein schöner Abschluss eines Konzertes, das erst spät in Fahrt gekommen war – dann aber richtig.
Am 20.07. stand die ABBA-Coverband ABBADREAM auf dem Programm. Nicht erst seit dem sensationellen Erfolg ihres Comeback Albums „Voyager“ im letzten Jahr dürfte die genrationsübergreifende Popularität der vier Schweden allgemein bekannt sein. Dass die Zuschauerzahl trotz- dem hinter den Erwartungen zurückblieb, hatte in erster Linie mit dem Wetter zu tun. Knallte die Sonne am Nachmittag noch erbarmungslos vom Himmel, kündigte sich für den Abend ein saftiges Gewitter an. Auch der WO! Rezensent entschied sich gegen einen Besuch und bekam von Augen- und Ohrenzeugen übermittelt, dass ABBADREAM bis dato für die beste Stimmung gesorgt hätten, bis dann gegen 21 Uhr der große Regen kam und drei Viertel der Besucher vorzeitig den Nachhauseweg antraten.
Mehr Glück mit dem Wetter hatten am 27.07. VIVA LA VIDA (Coldplay Coverband), die prompt auch den größten Publikumszuspruch erzielten (ca. 1.500) und hierbei auch für die beste Stimmung sorgten. Konnte man zunächst noch glauben, die gute Resonanz liege daran, da es sich um das letzte Konzert der „Worms rockt“ Reihe handelte, stellte sich schnell heraus, dass das Publikum gerade bei neueren Songs wie „Higher Power“ oder „A sky full of stars“ erstaunlich textsicher war. Wobei es dann doch wieder die alten Hymnen wie „Politik“, „In my Place“ oder “Yellow“ waren, die für die Höhepunkte sorgten, bis dann das grandiose „Fix you“ kurz vor zehn für das vorläufige Ende sorgte. Für drei Zugaben kam die Band noch einmal zurück, darunter „Viva la vida“ mit tausendfacher Unterstützung des Publikums und die immer noch großartige Ballade „The Scientist“ zum Abschluss. Als sich die Band mit den Worten „Danke Worms, es war wunderschön“ verabschiedete, klang das ausnahmsweise nicht wie eine reine Floskel, zumal man an anderer Stelle bereits bekannt hatte, dass man an einem Mittwochabend niemals mit einer solchen Resonanz gerechnet hätte. VIVA LA VIDA sorgten für den Höhe- punkt der „Worms rockt“ Reihe.
FAZIT: Die aufgetreten Bands gehören nicht zur Champions League, aber doch immerhin zur Bundesliga der weltweit agierenden Coverbands. Das Ganze bei freiem Eintritt – was will man mehr? Außer, dass noch mehr Wormser/innen erkennen, dass sie einfach nur ihren Allerwertesten auf den Festplatz bewegen müssen, um kostenlos hoch- wertige Musik hören zu können. Aufgrund der friedlichen Atmosphäre ohne negative Vorkommnisse (auch ohne Security!) ist „Worms rockt“ ein Festival, das hoffentlich auch in den nächsten Jahren auf dem Festplatz fortgesetzt wird.
Text & Fotos: Frank Fischer
Das Foto zeigt die Coverband Alex im Westerland beim Konzert auf der Kisselswiese