Mit der Lust am Gemetzel
2006 uraufgeführt, gehört das von Yasmina Reza verfasste Stück „Der Gott des Gemetzels“ zu den erfolgreichsten Theaterstücken weltweit. Zusätzliche Popularität erhielt es durch Roman Polanskis Verfilmung mit Jodie Foster und Christoph Waltz. Nun unterhielt die Burghofbühne Dinslaken mit ihrer Fassung dieser Gesellschaftssatire.
Die Geschichte ist im Grunde simpel. Zwei Ehepaare treffen sich in einer Wohnung, um über die Prügelei ihres Nachwuchses zu sprechen, bei dem einer zwei Zähne verlor. Schnell ist man sich einig. Die einen räumen die Schuld ihres Sohnes ein, während die anderen sich betont besonnen geben. Doch dann gibt ein Wort das andere und plötzlich ist man sich gar nicht mehr so einig. Dabei zeigt sich auch, dass Alkohol kein guter Ratgeber bei der Konfliktbewältigung ist. Angesiedelt im Bürgertum zwischen Birkenstockschuhträger und karriereorientiertem Anwalt, nebst vernachlässigter Frau, stehen die beiden Ehepaare für einen Großteil des an diesem Abend anwesenden Publikums. Dabei führten die Schauspieler mit Rezas geschliffenen Worten und engagiertem Spiel vor Augen, wie dünn die Grenze zwischen gespieltem Schein und tiefsitzenden Verunsicherungen ist. Die Fassaden bröckelten, während die Schauspieler sich im wahrsten Sinne scheinbar im Hamsterrad drehten, denn als solches wurde das Bühnenbild der Wohnung angelegt. Die Botschaft war klar! Allzu oft gelingt es uns nicht, über den Rand unseres eigenen Hamsterrades zu schauen.
Fazit: Die Kunst von Rezas knackigem Stück liegt darin, dass es ihr gelingt, das Publikum zu demaskieren und es dennoch zum Lachen zu bringen. Zugleich illustriert es auch die Abstiegsängste der Mittelschicht, was dem Stück in Zeiten der Wirtschaftskrise eine neue Dimension verleiht. Maßgeblich ist das Gelingen natürlich abhängig von den vier Darstellern, und die hatten scheinbar eine große Lust, dem Gott des Gemetzels auf der Bühne zu frönen.
Es spielte und inszenierte Burghofbühne Dinslaken
Text: Dennis Dirigo Foto: Andreas Stumpf