Da ist ein Lichtschein am Ende des Tunnels…
Thema: Sanierung Neuhauser Tunnel
Das sang einst Wencke Myhre in Anlehnung an das Erfolgsmusical „Starlight Express“. Ein Licht am Ende des maroden Tunnels ist auch für die Eisenbahnunterführung in Neuhausen zu erkennen. 1902 wurde das heute mehr als unattraktive Bauwerk errichtet, also in einer Zeit, in der so gut wie keine Autos und deutlich weniger Züge unterwegs waren. Im Laufe der letzten Jahrzehnte entwickelte sich der 120 Meter lange Tunnel für alle Verkehrsteilnehmer zu einem regelrechten Ärgernis. Während die Fußgänger über die Düsternis und die schmalen Gehwege klagen, die immer wieder zu bedrohlichen Situationen führen, sind für Rad- und Autofahrer vor allem die zu schmale Straßenführung ein großes Hindernis. Wer kennt nicht die Situation, wenn er in den Tunnel hineinfährt und sich vor einem ein Radfahrer seinen Weg durch selbigen bahnt, während der entgegenkommende Verkehr bereits in Anfahrt ist. Die Folge ist eine oftmals unangenehme Stresssituation. Dies soll laut Oberbürgermeister Michael Kissel bald ein Ende haben. „Bald“ heißt in diesem Zusammenhang, dass 2019 eine Komplettsanierung angedacht ist. Nach intensiven Gesprächen mit der Bahn AG, die das Projekt zu erheblichen Teilen finanzieren muss, steht diese dem Vorhaben nun positiv gegenüber. Geplant sind derzeit eine Verbreiterung des Tunnels zur Entschärfung von Gefahrensituationen, sowie eine Verkürzung, da zukünftig ein Gleis abgetragen werden soll. 70 bis 80 Meter soll der sanierte Tunnel zukünftig messen. Zur Kostenfrage konnte sich Kissel noch nicht äußern, da die Planung jetzt erst beginnt und sich das Projekt wohl über einen Zeitraum von fünf bis acht Jahren ziehen wird. Zwar wird die Bahn, wie oben erwähnt, einen Teil der Kosten selbst stemmen müssen, die Folgekosten für die Stadt – durch eine mögliche Tieferlegung und neue Straßenanschlüsse – sind bisher nicht abschätzbar.
Wie man aus einem Brennpunkt einen Blickpunkt macht
Thema: Projekt „Grüne Schiene“
Ebenfalls von der Bahn abhängig ist das geplante Projekt „Grüne Schiene“, denn dem Unternehmen gehört ein Großteil der Grundstücke, die für dieses Stadtentwicklungsprojekt interessant wären. Nachdem das Vorhaben mit der Landesgartenschau vor dem Aus stand, da das Land Rheinland Pfalz dieses Projekt nicht mehr finanzieren möchte, orientierte sich die Stadt um und bewarb sich für das Projekt „Soziale Stadt – Investitionen im Quartier“. Im Dezember 2013 wurde das Wormser Vorhaben „Grüne Schiene“ in das Programm aufgenommen. Ziel des Projektes ist es, die Wohnareale in Worms-Neuhausen und im Wormser Norden entlang der Bahnstrecke aufzuwerten. „Die Entwicklungsperspektiven zielen insbesondere auf die energetische Sanierung des Wohnraums, die Verbesserung der Bildungschancen, die Stärkung der Identifikation mit dem Quartier, die Partizipation am Gemeinwesen und die funktionale Vernetzung mit der Gesamtstadt ab“, erläuterte Oberbürgermeister Michael Kissel. Unklar ist noch die Größe der Fläche, da die Bahn selbst derzeit Grundstücke auf dem freien Markt zum Verkauf anbietet. Nicht besonders amüsiert über diesen Umstand, adressierte die Stadt unlängst einen Beschwerdebrief an den Konzern, um Klarheit einzufordern. Zurzeit variiert die Größe des Projektes zwischen 23ha und 70ha, wobei die 23ha sich an dem vorgesehenen Landesgartenschau-Projekt orientieren. Finanziert werden soll das Projekt über Fördergelder des Landes Rheinland Pfalz. Als Investitionssumme sind für einen Zeitraum von maximal 12 Jahren 12 Millionen Euro vorgesehen, wovon die Stadt jährlich 200.000.- Euro tragen muss. Vor kurzem verkündete Bundestagsabgeordneter Marcus Held (SPD), dass auch Bund und die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) mit neuen, vielfältigen Förderprogrammen künftig öffentliche Sanierungsprojekte unterstützen wollen. Zur weiteren Planung des Projektes erklärte Stadtvorsteher Kissel, dass es erweiterte Workshops zu dem Vorhaben geben soll, sowie Bürgerausschüsse in den Stadtteilen entstehen sollen. Kissel selbst sieht in dem Projekt Parallelen zur Entwicklung des Liebenauer Feldes. Zur sozialen Förderung gesellt sich mittlerweile auch der Wunsch nach einem Jugendkultur- und Begegnungszentrum, wie ihn Timo Horst äußerte. Grundsätzlich ist das Vorhaben des Projektes eine begrüßenswerte Angelegenheit, allerdings ist trotz der geplanten Fördersummen nicht absehbar, was die „Grüne Schiene“ tatsächlich den Steuerzahler kosten wird. Und vor allem: wie hoch die Folgekosten sein werden.
Und der Verkehr, der rollt
Thema: Stadtentwicklungskonzept Mobilität
Dass der Verkehr dichter wird und es zunehmend stressiger sein kann, die Nibelungenstadt zu durchqueren, ist kein Geheimnis. Umso wichtiger ist es für eine Stadt, einen Generalsverkehrsplan zu haben. Der letzte Plan stammt noch aus den 70er Jahren. Aus diesem Grund hat Michael Kissel die Entwicklung eines zukunftsfähigen Verkehrsplans auf seine Agenda geschrieben und möchte diesen mit einem Grundsatzbeschluss vorantreiben. Wohin der Verkehrsplan der Zukunft weisen wird, ist natürlich noch nicht klar. In einem Gespräch erklärte der Stadtboss, dass es darum ginge, verschiedene Elemente miteinander zu verbinden. Das könnte eine bessere Abstimmung von Bus und Bahnfahrpläne genauso betreffen, wie auch das Initiieren eines Fahrradleihsystems nach Mainzer Vorbild, wobei Kissel schon klar ist, dass Mainz natürlich eine gänzlich andere Struktur und Klientel hat. Für Worms stellt er sich in diesem Zusammenhang vor, dass dieses System, statt von Studenten, vorrangig von Pendlern genutzt werden sollte. Das klingt noch ein wenig nach Zukunftsmusik, zumal die Stadt Worms – entgegen der ausgewiesenen Fahrradfreundlichkeit – in der Realität noch ein Stückchen davon entfernt ist. Zumindest räumte auch Kissel ein, dass hier noch erheblicher Verbesserungsbedarf besteht. Klar ist derzeit, dass der Individualverkehr immer noch zunimmt. Kontraproduktiv sind dann natürlich Maßnahmen wie die Streichung einer IC Haltestelle in Worms, der über Jahre hinweg viele Pendler nach Frankfurt brachte. Das ist ein Punkt, für den die Stadtverantwortlichen allerdings nichts können. Etwas konkreter ist zurzeit die Auseinandersetzung mit dem enorm belastenden LKW Verkehr. Derweil rollen ca. 500 Brummis durch die idyllische Stadt am Rhein und belasten damit nicht nur den Verkehr, sondern auch die Lebensqualität vieler Anwohner. Aus diesem Grund wird derzeit ein Durchfahrtsverbot geprüft. Natürlich betreffe das nicht den Lastverkehr der alltäglichen Versorgung, sondern lediglich jene Fahrer, die die Stadt als willkommene Abkürzung betrachten. Bereits in diesem Herbst könnte es zu einem Verbot für so manchen Brummi kommen.