Kritik zur Theateraufführung „Chocolat“
06. Dezember 2024 | Das Wormser Theater: Einmal mehr sorgte ein bekannter Name für ein volles Theaterhaus. Basierend auf dem 1999 veröffentlichten Roman „Chocolat“ von Joanne Harris, war es der 2000 entstandene gleichnamige Spielfilm, der „Chocolat“ weltberühmt machte.
Erzählt wird die Geschichte von Vianne Rocher. Die eröffnet in einem kleinen französischen Dorf mitten in der Karwoche eine Schokoliere. Das ruft wiederum den örtlichen Pfarrer Francis Reynaud auf den Plan, der diese Art von süßer Verführung nicht gutheißen kann. Vielmehr sieht er darin ein Werk des Teufels. Verstärkt wird seine Haltung durch die Anwesenheit von Manouches, einer Gruppe von Musikern aus dem Kulturkreis der Sinti. Da der Pfarrer sowohl in der Musik als auch in der süßen Verführung eine ernsthafte Gefahr sieht, verbietet er seiner Gemeinde in seinen Gottesdiensten den Um- gang mit der jungen, alleinerziehenden Mutter. Im Grunde ist „Chocolat“ ein modernes Märhen mit ernsten Themen. Die Angst vor dem Fremden, Misogynie und Genuss als Symbol der Zügellosigkeit stehen im Zentrum. Die Kunst des Films ist es wiederum, diese ernsten Töne in eine einnehmende, märchenhafte Inszenierung einzubinden. Die Theateradaption beschränkte sich wiederum auf eine Art szenische Lesung, in der es vor allem um die Konfrontation zwischen Pfarrer und Vianne Rocher ging. Gespielt von dem bekannten Schauspielerehepaar Ann-Kathrin Kramer und Harald Krassnitzer zeigte dieses zwar eine starke Bühnenpräsenz, dennoch wirkte die Erzählung in diesem reduzierten Setting austauschbar. Dabei ist es gerade die Stärke von Harris‘ Erzählung, komplexe Themen verführerisch zu verpacken.
FAZIT: Die Idee, die Szenenwechsel mit Hilfe einer verschiebbaren Leinwand zu betonen, hatte seinen Reiz, wirkte auf Dauer aber redundant, ähnlich wie der Lesungscharakter, der dem eigentlich lustvollen Plot roh und nüchtern gegenüberstand.
Text: Dennis Dirigo, Foto: Andreas Stumpf