„WIR KÖNNEN ES ÄNDERN. ICH WILL!“
SchUM Kulturtage: Lesung und Gespräch mit Michel Friedmann

01. November 2025 | Das Wormser – Mozartsaal: Klütz in Mecklenburg-Vorpommern kannte bis vor wenigen Wochen niemand. Doch dann entschieden sich die Veranstalter einer Literaturveranstaltung dazu, den geplanten Gast Michel Friedmann wieder auszuladen. Der angezweifelte Grund? Man könne für seine Sicherheit nicht sorgen. In Worms sah das nun anders aus.Die Sicherheit war am 1. November gewährleistet und ein ausverkaufter Mozartsaal wartete auf den eloquenten, aber auch streitbaren Publizisten.
Im Rahmen der SchUM-Kulturtage lud die Kulturkoordination zu einer Lesung, die durch Gespräche mit Dr. David Maier ergänzt wurde. Zunächst las der prominente Publizist aus seinem im Dezember 2023 erschienenen Buch „Judenhass“, das geprägt ist von den Eindrücken des 7. Oktober. Jenem Tag, als die Hamas Israel überfiel und tausende Menschen ermordete. Friedmann beschäftigt sich indes mit den Auswirkungen in Deutschland. Und die beobachtet er mit großen Sorgen. So las er: „Die Würde des Men-schen ist unantastbar, doch die wurde in Bezug auf Juden immer wieder mit Füßen getreten“. Vertiefend im Gespräch verdeutlichte er, dass es in Deutschland – in Folge der israelischen Reaktion auf den Angriff – immer wieder zu klar antisemitischen Demonstrationen kam, ohne dass der Staat entsprechend eingriff. Dabei betonte er, dass der Rechtsstaat aus dem Blickwinkel von entsprechend antisemitisch geprägten Migranten als schwach gelte. „Man muss sich das vorstellen, die Polizei bewacht Schulen, weil ihnen jemand das Leben wegnehmen möchte“, machte er deutlich. Sorgen bereiten ihm aber nicht nur der Islamismus mit seinen Allmachtsfantasien, sondern auch der wachsende Rechtsextremismus. Als Ursachen erkannte er die aktuelle Politik, ebenso wie die Flut von Fake News, die unreflektiert konsumiert werden, aber auch den Umstand, dass Meinung Wissen zunehmend ersetze. „Was bedeutet es für eine Gesellschaft, wenn Wissenschaft egal ist und wie will man mit jemandem verhandeln, wenn Wissen nicht mehr akzeptiert ist?“ fragte Friedmann. All das bedrohe die Demokratie und fördere letztendlich die AfD. So mahnte Friedmann, dass er den Eindruck habe, dass viele sich bereits mit einer AfD als Exekutive arrangiert hätten und sich sagten, es würde schon nicht so schlimm kom-men. Am Ende erklärte er: „Es stellt sich die Frage, habe ich es in Freiheit besser als in Unfreiheit?“ Schmunzelnd ergänzte er: „Ich bin traurig, aber nicht hilflos. Wir können es ändern. Ich will!“
Fazit: Hochspannender Abend mit Michel Friedmann, der präzise, aber mitunter auch kontrovers das Zeitgeschehen kommentierte und diskutierte.
Text und Foto: Dennis Dirigo










