Das Leben schreibt immer noch die besten Geschichten, scheint sich womöglich der Autor Albert Ostermaier gedacht zu haben, als er auf die wahre Geschichte des Hauptmanns Fritz Klein stieß. Kühn verwob er reale Ereignisse während des Ersten Weltkriegs mit dem Nibelungenlied, was zu dem diesjährigen Festspielstück „Glut. Siegfried von Arabien“ führte. Bei Ostermaier ist Klein gleichgesetzt mit der Figur des Hagen. Doch wer war der echte Fritz Klein?
Klein wurde 1877 als Sohn einer industriellen Familie im bürgerlichen Siegerland geboren. Doch schon früh zog es ihn in die Welt hinaus. Schließlich verpflichtete er sich für den Militärdienst, was ihn zu dem Auftrag führte, dessen Geschichte in diesem Jahr erzählt wird. Ende 1914 brachte er sich selbst für eine Mission ins Gespräch, die das Ziel hatte, mit Hilfe arabischer Stämme, die Ölpipelines der Briten in die Luft zu sprengen, um die Treibstoffzufuhr für die Briten zu kappen. Ganz nebenbei sollte er auch noch den Heiligen Krieg nach Persien hineintragen. Sozusagen als Geschenk für das Osmanische Reich, das vom Kaiserreich unterstützt wurde und selbst Machtansprüche an die Region stellte.
Hauptmann Fritz Klein reiste zu Beginn der Mission, getarnt als Major des Osmanischen Reichs, und wurde begleitet von zivilen Spezialisten. In Konstantinopel stießen schließlich Adjutant Edgar Stern (im Stück Leutnant Stern), sowie 300 muslimische Kriegsgefangene, getarnt als Wanderzirkus, zu der Truppe. Klein begann Gespräche mit schiitischen Glaubensvertretern aufzunehmen, um sie auch auf den Krieg einzustimmen. Nach zähen Verhandlungen und einer Zahlung von 50.000 Reichsmark schlossen sich die Schiiten dem Heiligen Krieg an. In den folgenden Wochen unternahmen die Stämme unter deutscher Regie zahlreiche Anschläge auf die rund 350 Kilometer lange Pipeline. Ein Teil der Gruppe geriet jedoch bald in die Defensive. Mehr als 100 Kilometer legten die Kumpane in dem fremden Land zurück und überlebten. Klein setzte seine Arbeit in Persien fort und suchte weiterhin den Kontakt zu persischen Demokraten, die nicht viel von der Idee des Heiligen Krieges hielten. Letztlich gelang es dem deutschen Kaiserreich nicht, die Perser auf die Seite der Militärmächte zu ziehen. Die deutschen „Gotteskrieger“ kehrten schließlich wieder in die Heimat zurück.
Die Erlebnisse dieser Zeit prägten Klein und Stern nachhaltig. Stern wendete sich einer journalistischen Karriere dem legendären Ullstein-Verlag zu, während Klein sich zurück zog und philosophische Werke verfasste. Er wurde zum Brückenbauer zwischen Orient und Okzident und erkannte, dass der Heilige Krieg ein scheinheiliger Krieg war, der auch massiv wegen wirtschaftlicher Interessen forciert wurde.
„…ich glaube an die immanenten Werte vom Orient, mit denen wir zwar keine militärischen Erfolge erzielen werden, die aber auf irgendeine Weise auch einmal zur Geltung kommen werden. Orient und Okzident sind eine Einheit und beide Teile müssen sich wechselweise ergänzen und befruchten.“
Es war seine Überzeugung, dass Kapitalismus und Imperialismus zum Scheitern verurteilt waren. Weit entfernt vom Denken eines Hagen. Fritz Klein starb 1958 im Alter von 81 Jahren.