Stadt Worms stellt Auswertung der Umfrage „Sicherheit in Worms“ vor

Wie sicher ist Worms? Diese Frage und weitere stellte die Stadt im vergangenen Jahr allen Bürgerinnen und Bürger sowie Besuchern in Form eines Fragebogens. Rund 2.800 Bürgerinnen und Bürger nahmen teil, von welchen 2.230 gültige Fragebögen ausgewertet wurden. Elf Monate später, Anfang August, wurden die Ergebnisse in einem Pressegespräch vorgestellt.

„Unangenehme Klientel in der Innenstadt“

Insgesamt wurde der Fragebogen in drei große Themenblöcke unterteilt. Neben dem „Sicherheitsempfinden“ ging es in den weiteren Blöcken um „Sauberkeit und Ordnung“ sowie den „Verkehr“. Auch wenn ANGELIKA ZEZYK, Bereichsleiterin Sicherheit und Ordnung, zu Beginn der Präsentation im Ratssaal betonte, dass die Umfrage aufgrund der niedrigen Beteiligung keinen repräsentativen Charakter besitze, war das Ergebnis insbesondere im Bereich Sicherheit nicht wirklich überraschend. Gefragt nach dem Sicherheitsempfinden tagsüber und in der Nacht, erklärten rund 70 Prozent, dass sie am Tag gerne in Worms unterwegs sind. In der Nacht sieht das gänzlich anders aus. Satte 86 Prozent äußerten, dass sie sich nachts in Worms nicht wohl fühlen. Ebenso wenig überraschend fiel die Erkenntnis aus, dass viele Menschen insbesondere das Bahnhofsumfeld (400 Nennungen) und die angrenzende Wilhelm-Leuschner-Straße (991 Mal genannt) als Angstraum empfinden. Erstaunlich war indes, dass die Rheinstraße, trotz der dortigen schweren Auseinandersetzungen wenige Monate vor der Umfrage, gerade 102 Mal genannt wurde. Auf die Frage, warum die Befragten die Innenstadt als unangenehm empfinden, wurde überwiegend ein Gefühl der Unsicherheit genannt. Ebenso bezogen sich viele auf eine „unangenehme Klientel“, „herumlungernde Gruppen“ sowie einen „hohen Migrantenanteil“ und „Pöbeleien“. Rund 97 Teilnehmer erkannten eine „Gewaltbereitschaft“, während andere sich an der Verschmutzung (84) störten.

Zu viel Müll und zu wenig Parkraum

In den Blöcken „Sicherheit und Ordnung“ sowie „Verkehr“ differenzierte die Stadt zwischen Problemwahrnehmung Innenstadt und Stadtteile. Während im Bereich Innenstadt die Teilnehmenden das größte Problem im herumliegenden Müll sowie öffentlichem Alkohol- und Drogenkonsum erkannten, störte man sich in den Stadtteilen vor allem am nicht entfernten Hundekot, gefolgt von Müll und Lärmbelästigung, die im Bereich der Innenstadt erstaunlicherweise eher eine untergeordnete Rolle spielte. Gefragt danach, was die Stadt im Bereich Sicherheit und Ordnung tun könne, forderten 67 Prozent der Befragten eine Videoüberwachung öffentlicher Plätze, sowie mehr Straßenreinigung (57 Prozent) und eine bessere Beleuchtung (48 Prozent). Im Themenblock „Verkehr Innenstadt“ störten sich die meisten an rücksichtslosen Verkehrsteilnehmern (44 Prozent), wobei hier oftmals Fahrradfahrer auf dem Gehweg genannt wurden. Der Klassiker schlechthin ist jedoch für die meistern Wormserinnen und Wormser das Problem mangelnder Parkmöglichkeiten, dichtgefolgt von Falschparkern (44 Prozent). Verortet in den Stadtteilen sind es vor allem mangelnde Parkmöglichkeiten und Raser, die den Teilnehmenden Sorgen bereiten. In Bezug auf Raser bemerkte HANS-JOACHIM KOSUBEK, dass Verkehrsmessungen diese Kritik nicht stützen würden. Gefragt nach Lösungen, sprachen 67 Prozent sich dafür aus, dass mehr Parkraum geschaffen werden müsse. Ebenso forderten rund 61 Prozent mehr Verkehrskontrollen (ruhender Verkehr), während 59 Prozent sich für mehr und sicherere Radwege aussprachen.

Wie geht es weiter?

Natürlich ist eine Umfrage nur sinnvoll, wenn man einen Plan hat, wie es weitergeht. Und so räumte DIETMAR HALLER, ehemaliger stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Worms und nun Sicherheitsexperte, auf Nachfrage unseres Magazins ein, dass dies eine sehr gute Frage sei, um jedoch gleich zu betonen, dass viele Themen, die angesprochen wurden, in die Verantwortlichkeit der Polizei fallen. Sprich, wir nehmen dies zur Kenntnis, aber können nichts machen. So zum Beispiel bei den Problemfeldern Bahnhofsumfeld und Fußgängerzone. Oberbürgermeister ADOLF KESSEL betonte jedoch in diesem Zusammenhang, dass die objektive Gefährdungslage in Worms nicht besonders negativ sei. Was die Verkehrssituation in Bezug auf überhöhte Geschwindigkeiten anging, so verwies Bürgermeister Kosubek auf den jüngst angeschafften mobilen Blitzer. Für viel Geld geleast, zeigte dieser bereits erste Erfolge in der Von-Steuben-Straße und zuletzt im Industriegebiet Nord. Ein Raser mit einer mehr als unangemessenen Geschwindigkeit fuhr im August in der Cornelius-Heyl-Straße mit satten 168 km/h durch die Radarfalle und darf nun mit Punkten und Fahrverbot rechnen.

Arbeitsgruppen als Teil der Lösung

Als wesentliches Element auf dem Weg zu mehr Sicherheit sehen die städtischen Verantwortlichen indes Arbeitsgruppen, in denen sich die Bürgerschaft einbringen soll. Die geplanten Arbeitsgruppen sollen vier unterschiedliche Schwerpunkte haben: „Maßnahmenanalyse“, „Regeltreue“, „Kontrolle und Präsenz“ und „Attraktivität der Stadt“. Dort erarbeiten dann fachkundige Experten unter der Leitung von DIETMAR HALLER – gemeinsam mit den Bürgern – aus den Ergebnissen der Befragung Lösungsvorschläge für das geplante Sicherheits- und Präventionskonzept. Im ersten Schritt sollen die „Akteure“ analysieren, was in Sachen Sicherheit und Ordnung, Sauberkeit und Prävention in den letzten Jahren in Worms bereits passiert ist und welche Erfolge dies hatte. In der Gruppe „Regeltreue“ sollen die bestehenden Ordnungsregeln unter die Lupe genommen werden. Die Teilnehmenden benennen, quantifizieren und priorisieren zunächst die aktuellen Verstöße, um dann darauf zu blicken, wie die Bürgerschaft sich künftig besser an die Regeln halten kann. Haller appellierte in diesem Zusammenhang an mehr Zivilcourage und nahm als Beispiel, dass man Menschen beim Verstoß gegen die Maskenpflicht eigenständig auffordern solle, diese einzuhalten. In Anbetracht dessen, dass im vergangenen Jahr ein Polizist in der Wilhelm-Leuschner-Straße bereits eine schmerzhafte Erfahrung mit einer solchen Aufforderung machte, vielleicht nicht unbedingt das beste Beispiel, um Bürger zu mehr Zivilcourage zu ermuntern. In der Gruppe „Kontrolle und Präsenz“ soll der Bedarf an sichtbarer Kontrolle und Präsenz in Worms erörtert werden. Insbesondere für die Gegenden, die bei der Bürgerschaft laut der Befragung besonderes Unbehagen auslösen. In der Vergangenheit wurden die gemeinsamen Kontrollgänge zwischen Stadt und Polizei von vielen Bürgerinnen und Bürgern positiv aufgenommen. Allerdings wurden diese Kontrollen im Laufe der Zeit zunehmend zur Einhaltung von Corona-Regeln genutzt. So bemerkten in jüngster Zeit einige Wormser, dass insbesondere an konfliktbeladenen Orten, wie dem Bahnhofsvorplatz, Ludwigsplatz und Lutherplatz, zwischenzeitlich gar keine Kontrollen mehr stattfinden. Eine vierte Gruppe soll sich wiederum mit dem Thema „Attraktivität der Stadt“ beschäftigen. Hier ist der Wunsch, dass eine attraktive Innenstadt auch das Selbstverständnis der Bürgerinnen und Bürger fördert, was letztlich zu einem besseren Image und womöglich mehr Sicherheit führt.


WO! meint:

Es wurden im Laufe der letzten Jahre zahlreiche Arbeitsgruppen gegründet. In der Praxis zeigte sich dabei, dass vieles, was gemeinsam mühsam erarbeitet wurde, dann doch nicht umgesetzt wurde. Gerade im Zusammenhang mit den Themen Sicherheit und Ordnung wäre es verhängnisvoll, wenn sich das Thema Arbeitsgruppe erneut lediglich als zahnloser Tiger entpuppt, die das Papier nicht wert wäre. Das Bewusstsein der Bürgerinnen und Bürger für die geschichtsträchtige Stadt ist groß, die Stimmung indes schlecht. Um Worms für das Ziel einer attraktiven Wohn- und Touristenstadt fit zu machen, gilt es insbesondere, wieder mehr Bürgerstolz zu vermitteln. Das aber funktioniert nur, wenn die Ergebnisse von Arbeitsgruppen auch später mit Leben gefüllt werden und nicht auf den Sankt Nimmerleinstag verschoben werden.


Wer selbst an den Themen Sicherheit und Ordnung mitarbeiten möchte, kann sich unter Angabe seines Namens, seiner Telefonnummer und der bevorzugten Arbeitsgruppe per E-Mail an praevention@worms.de wenden.