Mein Plan war es, die Dezember-Kolumne zum Thema Feminismus aufzubauen. Die ursprüngliche Überschrift sollte lauten: „Ein Mann ein Wort, eine Frau ein Wörterbuch.“ Doch dann kam eine Meldung zu Edward Snowden dazwischen. Er wurde gerade erst in Stuttgart geehrt und gewann einen Friedenpreis für widerständiges Handeln. Das gefiel mir besser.
Edward Snowden ist immer noch in Russland. Und das ist mittlerweile auch gut so. Denn in den Vereinigten Staaten säße er längst hinter Gitter – womöglich in einer Einzelzelle. Vielleicht würde er nicht mehr am Leben sein?! Eine weitere „gute Nachricht“: Seit Juli ist Snowden nicht mehr einsam in Putins Reich und teilt mit seiner Lebensgefährtin Lindsay Mills die Zeit im Exil. Die Tatsache, dass die USA behaupten, das Snowden sein Land gefährdet habe, weil er Geheimnisse veröffentlichte, ist längst revidiert worden. Fakt ist, Snowden hat nichts anderes getan, als „geheime“ Informationen der NSA an die Presse zu leiten. Er hat das Material Journalisten übergeben und diese haben angeblich vor dem Druck alles mit der Regierung abgesprochen. So what?! Der Whistleblower hat nach wie vor nicht an Faszination verloren. Seine Messages kommen an. „Wenn wir in einer freien Gesellschaft leben wollen, müssen wir diese Rechte verteidigen“ oder „Regierung und Gesellschaft sind auf Vertrauen aufgebaut.“ Dieses Vertrauen bröckelt ganz offensichtlich nicht nur in den U.S.A. Der Rest der Welt scheint seit den Abhöraffären der NSA an nichts mehr glauben zu können. Überall herrschen die gleichen Miseren. Themen wie Freihandelsabkommen (TTIP), Bankendesaster, Kriege, Spionage (das bei uns liebevoll benannte Neuland) – all das beschäftigt die Welt mehr denn je. Ein gutes Jahr ist es nun her, als bekannt wurde, dass das Telefon unserer Bundeskanzlerin vom amerikanischen Freund abgehört werde. Was hat sich genau verändert?! Soweit wir das überblicken können: Nichts. Frau Merkel hat im Laufe der letzten zwölf Monate brav Obamas Händchen geschüttelt, so als sei niemals etwas gewesen. Von Vertrauensbruch keine Spur. Ansonsten verhielt sich Angela Merkel wie gewohnt recht ruhig. Schickt Gabriel, Schäuble, Steinbrück, Frau von der Leyen und weitere Geschichtenerzähler nach vorne, um Deutschland zu vertreten. Nur zur WM hat man sie live jubeln sehen. Das freut den gefälligen, deutschen Bürger – unsere Angela, da schau wie Sie mitfiebert. In einem Interview erklärte die Kanzlerin einst, sie bekenne, dass sie sich für Entscheidungen lange Zeit nimmt. Einmal entschieden, müsse Sie dann aber auch nicht mehr hadern: „Dann wird der Weg gegangen“ und „Ich bin mit mir im Reinen.“ So sei das auch zur Finanzhilfe in Griechenland gewesen. Wie es den griechischen Landsleuten bis heute geht, ist kein Geheimnis… und den Spaniern, Italienern, Franzosen, Portugiesen,… alles blabla,… mich regt’s einfach nur auf, das ganze Gebabbel. Mit ihr an der Spitze der Regierung scheint alles nur noch eine Aneinanderreihung schlechter Erfahrungen zu sein. Sensible, feinfühlige und gute Beobachter wissen all das längst. Deutschland und die Welt scheinen in einer einzigen Krise….
Wen ich in letzten Monat ebenso faszinierend wie Snwoden fand, war Helmut Dietl. Da stand er beim Bambi und nahm den Preis für sein Lebenswerk entgegen. Erzählte über die letzten Jahrzehnte im Filmgeschäft, über seine Frauen und Kinder. Dietl haben wir grandiose Filme wie „Schtonk!“, „Kir Royal“, „Rossini“, „Vom Suchen und Finden der Liebe“ oder „Zettl“ zu verdanken. Wunderbare Werke. Jedes einzelne akribisch, pedantisch und legendär. Seine realistische Wahrnehmung des Lebens ist erfrischend und klar. Er sagt Dinge wie: „Glück ist nichts anderes als die Abwesenheit vom Unglück“ oder „Krisen brauche ich nicht, sie rauben das Kreative“. Niemand in Deutschland hat brillantere Dialoge geschrieben wie er. Viele davon sind bis heute bei uns hängen geblieben. Seit Kir Royal hat München bis heute seinen Ruf weg. Sprüche wie „a bisserl was geht immer“ gehören zum festen bayrischen Wortschatz. Ich gebe zu, ich verehre ihn sehr. Er sagt was er denkt und fühlt. Er lehnt sich auf und ist auch mal beleidigt. Einer von uns. Einer wie du und ich. Einer, der sich nix gefallen lässt. Der grade ist und dabei menschlich bleibt. Zu schade, dass diese Eigenschaft einem Großteil unserer Politiker abgeht. Ich sehe da weder Menschlichkeit, noch den Blick fürs Wesentliche. Wir sind weit entfernt von Nachhaltigkeit, erst recht, wenn die geplante Form des TTIP-Abkommens zwischen Europa und den U.S.A. in Kraft tritt. Passend hierzu gibt es einen Spruch, der immer und ganz besonders hierfür gilt: Der Fisch stinkt vom Kopf her. Diese, mir aus Hamburg bekannte Redensart gebe ich von Rheinhessen mal weiter Richtung Berlin. Auch wenn es eventuell nur wenig helfen mag, ich habe es versucht und ich werde auch nicht damit aufhören, euch immer wieder nahe zu legen: Steht für Gerechtigkeit ein, für Fair Play und ein gesundes und respektvolles Miteinander. Denn wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht! (Berthold Brecht)
In diesem Sinne,… euch allen eine besinnliche und liebevolle Weihnachtszeit.