Einen sympathischen Weltstar, eine crowdsurfende Silbermond-Frontfrau und einen Geheimtipp namens Whiskydenker konnten die Besucher des Jazz & Joy Festivals am Freitag erleben.

Nachdem traditionell die Jazz and Joy-Band PRIVATE SELECTION mit jazzigen Tönen die 31. Auflage des Festivals eröffnete, gehörte die Bühne im Anschluss dem Musiker mit dem Gentleman Etikett, CURTIS STIGERS. Dem Schmuseruf des Musikers folgten zahlreiche Jazz & Joy Flaneure, sodass bereits kurz nach Beginn des Konzerts kein Vordringen zur Bühne mehr möglich war. Musikalisch unsterblich wurde der Sänger mit der Ballade „I wonder why“. Die durfte natürlich auch in Worms nicht fehlen. Darüber hinaus zeigte er sich als humorvoller Moderator seines Konzerts und begeisterte mit Verweisen auf die älteste Stadt. Die Kunst des sympathischen Sängers bestand schließlich darin, den gesamten Weckerlingplatz in einen Ort der Harmonie zu verwandeln und seinen Zuhörern einfach eine gute Zeit zu schenken. Eine gute Zeit konnte man auch mit der Band WHISKYDENKER verbringen. Im Gegensatz zu den ruhigen Tönen eines Stigers zelebrierte der scheppernde Swing der Berliner Band die musikalische Kraft des Lebens. Als wäre man inmitten eines Tanzes auf dem Vulkan in den wilden 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts, hatten die Musiker mit ihrem mitreißenden Sound die Zuhörer mit jedem Takt fest im Griff. In der Besetzung Gesang, Trompete, Schlagzeug und einem eindrucksvollen Kontrabass Saxofon angetreten, zeigten sie, dass Jazz nicht immer akademischer Natur sein muss, sondern auch geradezu vor Lebensfreude bersten kann. Ganz im Sinne der eingängigen Musik des Quartetts heißt das aktuelle Album dann auch „Gassenhauer“. Mit Titeln wie „Ich wäre so gern wie du“ oder „Schwing 13“ sorgten sie dafür, dass der ein oder andere Zuhörer nicht anders konnte, als eine flotte Sohle auf das steinerne Parkett vor der Jugend- herberge zu legen.

Knapp 2.000 Besucher fanden sich derweil zu dem Sonderkonzert von SILBERMOND auf dem Marktplatz ein. Zwar waren es hauptsächlich Balladen, die Silbermond im Laufe der Jahre die größten Hits einbrachten, aber dass die Band gerade auch bei ihren Livekonzerten zu rocken weiß, zeigte sich ab dem Opener „Wenn was beginnt“. Zu einer gut eingespielten Band kam eine bestens aufgelegte Frontfrau, die vom ersten Moment an sympathisch rüberkam, was nicht nur daran lag, dass sie sich vorab bestens über Worms informiert hatte. Stefanie Kloß bedauerte es in ihrer Begrüßung, dass man Worms als Partnerstadt ihrer Heimat Bautzen zwar immer auf dem Schirm hatte, aber trotzdem noch nie hier war. Im Laufe des Abends berichtete Kloß auch von den Geheimtipps, die man im Vorfeld des Konzertes erhalten hätte, zum Beispiel, dass es hier nicht nur das beste Eis, sondern ebenso eine urige Kneipe namens Funzel geben würde, in der man sogar noch rauchen dürfe. Vor allem aber hatten Silbermond ein gutes Dutzend Songs am Start, die jeder irgend- wie schon mal gehört hat. Im ersten Block überzeugten besonders „Meer sein“, „Irgendwas bleibt“ und „Krieger des Lichts“, ehe die Band für einen Akustikblock aus vier Songs auf eine kleine Bühne in der Mitte des Markplatzes wechselte. Hierbei sorgte „Das Beste“ mit tausendfacher Unterstützung des Publikums für einen Gänsehautmoment. Anschließend ging es für die Band zurück auf die Hauptbühne, außer für Frontfrau Steffi, die es sich auch in Worms nicht nehmen ließ, sich von der Menge zurück zur Bühne tragen zu lassen. Crowdsurfing beim Jazz & Joy 2022? Sie haben richtig gehört. Zuletzt gab es das 2008 bei den Fantastischen Vier auf dem Platz der Partnerschaft, als sich seinerzeit Smudo wagemutig in die Menge stürzte. Auf der Hauptbühne spielten Silbermond noch „Indigo“, „Symphonie“ und „Genauso“, um dann nach ziemlich genau 90 Minuten den Zugabenblock, bestehend aus vier Songs, einzuleiten. Nach „Leichtes Gepäck“, dem immer noch famosen ersten großen Hit „Durch die Nacht“ und „Machen wir das Beste draus“ endete ein Sonderkonzert, das als eines der besseren in die Geschichte des Festivals eingehen wird. Denn was erwartet man von einem Sonderkonzert bei Jazz & Joy? Es sollte kurzweilig und mit vielen Hits bestückt sein und man will Denkwürdiges erlebt haben, über das man noch lange spricht. All diese Anforderungen haben Silbermond erfüllt.

Text: Frank Fischer, Dennis Dirigo

Foto Whiskydenker: Andreas Stumpf