27. März 2015
Lincoln Theater in Worms:

Seit Jahren sorgt die BlueNite e.V. dafür, dass Wormser Jazzliebhaber mit aktuell angesagten Acts aus ganz Deutschland versorgt werden. Doch auch die Domstadt selbst verfügt über eine lebendige Jazz Szene. Zwei dieser „Eigengewächse“ verwandelten Ende März das Lincoln Theater für einen Abend in einen launigen Jazz Club.

Die erste Hälfte des mitunter anspruchsvollen Abends bestritt das „JOHANNES AMBROSIUS TRIO“. In der klassischen Besetzung „Klavier, Kontrabass und Schlagzeug“ spielte sich das Trio, in dem BlueNite-Kopf Volker Wengert hinter dem Schlagzeug zu finden war, durch ein unterhaltsames Set – irgendwo angesiedelt zwischen Modern Jazz und klassischem Jazz. Die Stücke rekrutierten sich aus einer Mischung aus Filmmusik-Adaptionen und Eigenkompositionen des Pianisten Johannes Ambrosius. Unter anderem brachten sie das verführerisch subtile „Lullaby“ des viel zu früh verstorbenen polnischen Komponisten Krystof Komeda aus dem Film „Rosemarys Baby“ zu Gehör. Einfühlsam schmeichelte sich das Klavier in die Gehörgänge, umgarnt vom rücksichtsvollen Kontrabass-Spiel Stefan Baloghs, dem Volker Wengert das Fundament ebnete. Spielend gelang den drei Herren der Wechsel zwischen lyrischen Klängen und fordernd dynamischem Spiel, wie es bei dem Tango aus „Der letzte Tango in Paris“ offeriert wurde. Den zweiten Teil des Abends bestritten ebenfalls drei Herren, doch deren Musik generierte sich gänzlich anders. Statt eines klaren Konzepts präsentierte das „PSYCHATRIO“ mehr eine improvisierte Probe. Im Mittelpunkt stand ganz klar der mehrfach preisgekrönte Saxofonist Gary Fuhrmann. Unterstützt wurde dessen exaltiertes Spiel von Michael Quast, der, umringt von einem eindrucksvollen technischen Equipment, mehr Erinnerungen an Techno denn an Jazz aufkommen ließ, sowie Philip Rehm am E-Bass. Da man in dieser Besetzung zum ersten Mal auf der Bühne stand und dem Publikum keine klaren Stücke präsentierte, gestaltete sich der Auftritt recht fordernd, was sich auch an dem nachlassenden Zuschauerzuspruch zeigte.

Fazit: Jazz ist schon eine Welt für sich. In seinen besten Momenten kann er umarmend, bewegend und einfach mitreißend und in seinen schwierigsten Momenten eigenwillig und fordernd sein. So auch an diesem Abend.