Die Stärke einer Gesellschaft zeigt sich insbesondere in Krisenzeiten. Gemessen daran, scheint Worms auf einem guten Weg zu sein. Dabei drückte sich die Solidarität nicht nur gegenüber den viel gefeierten Helden des Alltags aus, die im Krankenhaus ihren Dienst versehen, sondern auch hinsichtlich besonders stark betroffener Berufsgruppen wie Soloselbständigen im Kulturbereich oder den Schaustellern. Wir stellen hier einige Initiativen vor, die in den letzten Wochen geholfen haben, wo es möglich war.

Unterstützung für Wormser Kulturschaffende
Am 1. April, also zwei Wochen nachdem der deutschlandweite Lockdown erfolgte und zahllose Künstler in eine ungewisse Zukunft schickte, initiierte eine kleine Gruppe von Privatpersonen (maßgeblich Petra Christina-Schmitt und Ralf Ruff) eine Spendenkampagne, die zusätzlich parteiübergreifend durch den Bundestagsabgeordneten Jan Metzler (CDU) sowie die Landtagsabgeordneten Stephanie Lohr (CDU) und Jens Guth (SPD) und der Kulturkoordination der Stadt Worms Unterstützung fand. Auf der Internetplattform www.gofundme.de kann man seit Anfang April Geldbeträge spenden. Nachdem das ursprüngliche Ziel 6.000 Euro geknackt wurde, hat man die Summe nochmal angehoben auf 8.000 Euro. Zum Stand 27. Mai konnten bisher 6.830 Euro, gespendet von 70 Personen, eingesammelt werden. Seit dem 21. April können Künstler und Kulturtreibende einen Antrag stellen, um eine finanzielle Zuwendung aus diesem Fonds zu bekommen. Eine Kommission unter dem Vorsitz des Kulturkoordinators Dr. David Maier prüft die Anträge auf Plausibilität und veranlasst die Überweisung an die entsprechenden Kulturschaffenden. Zur Kommission gehören neben David Maier noch Petra Simon von der Nibelungen Festspiele gGmbh, Lukas Nübling vom Kulturbüro Rheinland-Pfalz sowie Sascha Kaiser von der Kultur- und Veranstaltungs GmbH. Natürlich ist allen klar, dass die Summe, es werden pro Person 350 Euro ausgezahlt, nur ein Tropfen auf dem heißen Finanzstein ist, aber es ist ein Anfang und ein Ausdruck davon, dass vielen Menschen das Schicksal der Wormser Kulturszene nicht egal ist. In den nächsten Wochen soll Künstler auch durch den im Stadtrat verabschiedeten Hilfsfond unterstützt werden. Wer spenden möchte, kann sich über den Link https://www.gofundme.com/f/unterstutzung-fur-wormser-kulturschaffende informieren oder dies beim Besuch der CARantena Arena tun. Beim Kauf des Tickets kann man eine Spende abgegeben, die zu 100% in die Kampagne fließt.

Inner Wheel Club und Gegros unterstützen Wormser Schausteller
In einer üblen Situation befinden sich auch die Schausteller. Für viele Familien, in Worms gibt es rund 55 Schaustellerfamilien, war der Weihnachtsmarkt die letzte Gelegenheit, ihren Beruf auszuüben. Mittlerweile ermöglicht zwar der „Festplatz to Go“ auf dem Parkplatz der EWR Arena einigen Schaustellern, ihre Kassen etwas aufzubessern, profitieren können allerdings von dieser Idee nur jene, die Speisen und Getränke anbieten. Für Schausteller wie die Familie Göbel, die für das Riesenrad bekannt ist, oder die Familie Schweitzer, die ein Kinderkarussell betreibt, sieht die Perspektive im Moment nicht gut aus. Bis 31. August 2020 gibt es ein bundesweites Verbot für Großveranstaltungen. In Folge dessen wurden alle Volksfeste abgesagt, auch jene, die im September stattfinden (Oktoberfest, Wurstmarkt etc.). Für viele bleibt letztlich nur der Gang zum Amt, sobald die Rücklagen aufgebraucht sind. René Bauer, Vorsitzender des Wormser Schaustellerverbandes, erzählte Heidi Lammeyer, Inner Wheel Club Worms, vom Schicksal einzelner Familien. Ute Hornuf, ebenfalls Inner Wheel Club, erläuterte hierzu, dass vielen Wormsern nicht bewusst sei, dass der Schaustellerverein über Jahre hinweg durch ein ausgeprägtes soziales Engagement auffiel. Bauer bestätigte dies: „Wir haben immer an die gedacht, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Wir hätten niemals gedacht, dass uns ein Virus so schnell in die Knie zwingt.“ Berührt und betroffen von diesen Schilderungen beschlossen sie, im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu helfen. Der Inner Wheel Club sammelte 3.200 Euro, die schließlich von Michael Dieterich (Gegros) um 500 Euro aufgestockt wurden. Das Geld soll ausgewählten Familien, die es besonders hart getroffen hat, zugutekommen. Mit Blick in die Zukunft hoffen die Schausteller, dass im kommenden Winter wenigstens die Weihnachtsmärkte wieder ihre Pforten öffnen.

Getränkehandel Gegros unterstützt vielseitig!
Auch für den Getränkefachhandel sind die Zeiten alles andere als einfach, schließlich versorgt die Firma Gegros nicht nur Privatkunden, sondern beliefert zahlreiche Gastronomen und auch Schausteller. Da beide Branchen massiv durch die politischen Entscheidungen betroffen sind, bedeutet das auch Umsatzeinbußen für den Unternehmer Michael Dieterich, der seit 1985 das regional bekannte Unternehmen führt. Ganz im Sinne seines Profilmottos bei Facebook, „Du musst positiv denken!“, machte er aus der Not eine Tugend und erweiterte das Angebot um Desinfektionsmittel und Mund-Nasenschutzmasken. Zugleich nahm er dies zum Anlass, um etwas Gutes zu tun. Angeboten für zwei Euro pro Maske, teilte er umgehend mit, dass ein Euro an Wormser Einrichtungen geht, die ebenfalls unter der Krise leiden. Je 250 Euro bekamen so der Gnadenhof Worms, das Tierheim, der Tiergarten und das Lincoln Theater, das bis September keine Einnahmen haben wird. Einen weiteren Betrag spendete er im Zusammenschluss mit Inner Wheel Club an die Wormser Schausteller.

Maskenspende und ein ordentlicher Geldbetrag
Den meisten Wormsern dürfte das Unternehmen Flatlift TV Lift Systeme eher nicht bekannt sein, dabei ist das global operierende Unternehmen sogar Weltmarktführer in seinem Segment. Die Firma entwickelt Systeme, mit denen Flachbildfernseher in Möbelstücke verwandelt werden und in der Decke oder im Boden versenkt werden können. Auch Geschäftsführer Sascha Rissel spürt die Auswirkungen der weltweiten Krise. Wie die Firma Gegros erweiterte er kurzerhand sein Angebot und kaufte in China Masken ein, die er in Deutschland wiederum verkaufte. Einen Teil davon spendete er aber auch der Stadt Worms. Insgesamt 5.000 Masken überreichte er Oberbürgermeister Adolf Kessel. Die Masken werden wiederum Pflegeeinrichtungen zur Verfügung gestellt. Zusätzlich spendete der Unternehmer einen Betrag in Höhe von 5.000 Euro für den ASB Wünschewagen.

Gauß Gymnasium spendet Masken aus dem 3D-Drucker
Über Unterstützung ganz praktischer Art haben sich die Mitarbeiter der Praxis Dr. Hess in Worms gefreut. Sie wurden über ein Projekt der Forscherwerkstatt des Gauß-Gymnasium mit Face-Shields aus dem 3D-Drucker ausgestattet. Die Praxis führt als eine von zwei Praxen in der Stadt Corona-Tests durch und sieht ihre Mitarbeiter daher im Alltag besonderen Herausforderungen und Gefahren ausgesetzt. Das Projekt der Forscherwerkstatt des Gauß-Gymnasiums hat seit Beginn der Corona-Krise über 1.000 Menschen mit Face-Shields ausgestattet. Die Shields schützen als Ergänzung zum Mund-Nasen-Schutz vor einer Tröpfcheninfektion und wurden so beispielsweise an Kindergärten, Praxen, Pflegeheime, das Wormser Klinikum und andere Interessierte ausgeliefert.

Sparda Bank hilft Vereinen und Institutionen in der Region
Um schnell und unkompliziert helfen zu können, hat die Sparda Bank eine Online-Spendenaktion unter dem Namen „Spardahilft.de“ ins Leben gerufen, die zugleich eine „Soforthilfe“-Aktion ist. Für 150 Vereine, Einrichtungen und Projekte in Rheinland-Pfalz und im Saarland stellt der Gewinnsparverein der Sparda-Bank Südwest eG je 1.000 Euro zur Verfügung, insgesamt 150.000 Euro. Um von der Aktion zu profitieren, können sich z.B. Fördervereine von Schulen oder Kitas, Tierschutzvereine, Sport- und Musikvereine, sowie sonstige Vereine und Einrichtungen in Rheinland-Pfalz bewerben. Die genauen Teilnahmebedingungen finden Interessierte auf der Internetseite www.spardahilft.de/spenden-corona Nach Prüfung durch eine Jury werden die Spenden schnellstmöglich an den Verein ausgezahlt. In Worms profitierten bisher der Poseidon Schwimmclub e.V. sowie Sternengeflüster e.V. von dieser Aktion.

Timbra Group sorgt für erholsame Momente
Um Berufstätigen, die in derzeit besonders stressigen Berufen arbeiten, eine Atempause zu verschaffen, spendete die Timbra Group für die ersten Veranstaltungen in der CARantena Arena jeweils zehn Eintrittskarten, für jeweils ein Auto einlösbar. Verteilt wurden gleichberechtig 140 Karten an Mitarbeiter des Wormser Klinikums, der Pflegeeinrichtungen Pro Seniore, an Kinder der ALISA-Stiftung und an die Stiftung KulturLeben Rheinhessen, die die Karten an diverse soziale Projekte und Institutionen der Region vermittelt.