Festspiele stellen Ensemble für das Stück „Luther“ vor
Im letzten Jahr mussten die Nibelungen Festspiele aufgrund von Corona pausieren. Umso größer ist in diesem Jahr die Lust, wieder eindrucksvolles Theater vor der nicht minder eindrucksvollen Kulisse des Wormser Doms auf die Bühne zu bringen. Eine der spannendsten Fragen ist dabei, wer auf der Bühne stehen wird, um der von Lukas Bärfuss verfassten Vorlage Leben einzuhauchen?
Infos zu Tickets und dem Stück „Luther“ unter: www.nibelungenfestspiele.de
Jürgen Tarrach kehrt nach Worms zurück
Traditionell wird das Ensemble auf einer Pressekonferenz Anfang April der Öffentlichkeit vorgestellt, doch Corona sorgte in diesem Jahr dafür, dass die Bekanntgabe der Namen erst Ende Mai unspektakulär per Mail im Postfach von Deutschlands Redaktionen landete. Ein später Zeitpunkt, weil lange unklar war, wie und ob die Festspiele in diesem Jahr durchgeführt werden können. Das „wie“ ist zwar immer noch nicht ganz klar, aber der Wille ist auf jeden Fall vorhanden. Der dpa gegenüber erklärte der bekannte Filmproduzent und Festspiel Intendant NICO HOFMANN: „Alle wollen ein Signal setzen, dass Kultur in diesen Zeiten eine tragende Rolle spielt.“ Zugleich verkündete er in diesem Gespräch – kurz vor der offiziellen Pressemitteilung – bereits den bekanntesten Namen der diesjährigen Aufführung, nämlich den des Schauspielers JÜRGEN TARRACH. Der mehrfach mit Preisen ausgezeichnete sechzigjährige Schauspieler ist in Worms kein Unbekannter. Bereits 2011 spielte er unter der Regie Dieter Wedels bei den Nibelungen-Festspielen. Damals übernahm er die Rolle des egozentrischen Herzog Karl-Alexander in der Aufführung „Die Geschichte des Joseph Süß Oppenheimer, genannt Jud Süß“. Bereits 2013 war der renommierte Schauspieler, der auch an der Seite von Daniel Craig in dem Bond-Streifen „Ein Quantum Trost“ spielte, erneut Gast in der Nibelungenstadt. Damals begeisterte er im Kulturprogramm der Festspiele mit einer Auswahl seiner Lieblingschansons und zeigte auch als Sänger großes Talent. Zwar war zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses noch nicht klar, welche Rolle er in diesem Jahr übernehmen wird, allerdings kann man getrost davon ausgehen, dass er zumindest nicht singen wird.
Eine Frau wird zum Papst
Die einzige Darstellerin, die zum Zeitpunkt der Pressemitteilung bereits mit einer Rolle verknüpft ist, ist die in der Schweiz lebende Schauspielerin SUNNYI MELLES. Melles ist seit Anfang der 80er Jahre eine gleichermaßen im TV und Kino gefragte Schauspielerin. Ihren Leinwanddurchbruch feierte sie unter der Regie des renommierten Peter Zadek in dem Film „Die wilden 50er“, zu dem die legendäre Milva den erfolgreichen Titelsong „Hurra, wir leben noch“ beisteuerte. Seitdem spielte sie in zahlreichen Kinohits wie „Der Baader-Meinhof-Komplex“, „Falco – Verdammt, wir leben noch!“ oder der Komödie „Rubbeldiekatz“. Ebenso kann Melles auf Festspielerfahrung zurückgreifen, denn in den Jahren 1990 bis 1993 spielte sie bei den Salzburger Festspielen. Bei den Nibelungen-Festspielen wird sie in diesem Jahr die Rolle des Papst Leo X. übernehmen. Damit setzt sie die Festspieltradition vertauschter Geschlechterrollen fort. Zuletzt schlüpfte Lisa Hrdina in dem Stück „Überwältigung“ in die Rolle des Ortlieb, während Andreas Leupold die Königsmutter Ute spielte. Weitere bekannte Namen des aktuellen Ensembles sind der Hamburger Schauspieler JOHANNES KLAUSSNER, der regelmäßig erfolgreich zwischen Theaterbühne und Fernsehkamera (zuletzt „Ein starkes Team“ sowie „Nord Nord Mord“) pendelt und zudem der Sohn des großen Burghart Klaußner („Die fetten Jahre sind vorbei“, „Bridge of Spies“) ist. Eine ebenso erfolgreiche Pendlerin zwischen den Schauspielwelten ist JULISCHKA EICHEL. Eichel war Ensemblemitglied u. a. am Berliner Maxim Gorki Theater, am Schauspiel Köln und am Schauspielhaus Stuttgart. Vor der Kamera spielte sie unter anderem in dem erfolgreichen Film „Toni Erdmann“ und ist gerngesehener Gast in erfolgreichen Krimiformaten wie „Tatort“ oder „Soko“. Die Heimat von KONSTANTIN BÜHLER ist die Theaterbühne. Seit er 2007 zum Nachwuchsschauspieler des Jahres gewählt wurde, war er auf zahlreichen Bühnen in Deutschland zuhause. Zuletzt spielte er unter der Regie von PETER HANDTKE („Die Unschuldigen, ich und die Unbekannte am Rand der Landstraße“) am Staatstheater Braunschweig. Bühler ist auch ein gern gebuchter Sprecher für Hörspiele. Neben diesen renommierten Theaterschauspielern aus dem deutschsprachigen Raum wird das Ensemble durch eine Reihe ungarischer Schauspieler komplettiert. Die Auswahl hängt mit der ungarischen Regisseurin ILDIKÓ GÁSPÁR zusammen. Die Regisseurin gehört zu den wichtigsten Vertreterinnen der ungarischen Theaterszene. Gáspár ist aber auch in anderen Ländern sehr gefragt und inszenierte unter anderem in Schweden, Litauen, Serbien und Deutschland.
Ein starkes Zeichen für Kunst und Kultur
Intendant Hofmann zeigt sich angesichts des internationalen Teams auf der Bühne und hinter der Bühne begeistert: „Mit dem Regieteam um Ildikó Gáspár und dem tollen Ensemble, das sie aus Budapest mitbringt, gehen die Nibelungen-Festspiele im Lutherjahr einen großen Schritt in Richtung Internationalität. Ein starkes Zeichen für die Bedeutung von Kunst und Kultur in diesen Zeiten – über alle Grenzen hinweg!“ Die Festspiele sind in diesem Jahr nicht nur ein wichtiges Signal für die Kulturszene, sondern auch der Höhepunkt des Jubiläumsjahres rund um 500 Jahre Luther und die Folgen seines Auftritts vor dem Wormser Reichstag. Der erfolgreiche Schweizer Autor LUKAS BÄRFUSS schrieb die dramaturgische Vorlage. Das Stück erzählt den Fall „Luther“ als hochspannende Staatsaffäre zwischen Machtintrige und Religionskampf. THOMAS LAUE, Künstlerischer Leiter der Nibelungen-Festspiele, erklärt hierzu: „Der Preisträger des Georg-Büchner-Preises Lukas Bärfuss hat ein politisches Stück über Luther geschrieben, das die Regisseurin Ildikó Gáspár mit einem scharfen Blick auf die Bedeutung von Freiheit und der Macht des Wortes inszeniert.“ Zudem betont Laue: „Die Festspiele in diesem Jahr versprechen ein Ereignis zu werden, nicht nur, weil nach langer Zeit endlich wieder Theater gespielt wird, sondern auch, weil zum Jubiläumsjahr des Wormser Reichstages der historischen Figur Luther und ihrem Wirken bis in die Gegenwart auf besondere Weise Rechnung getragen wird“
Probenbeginn 1. Juni
Die Proben zu dem Stück beginnen am 1. Juni zunächst auf der Hinterbühne des Wormser Theaters. Ende Juni folgt schließlich der Wechsel auf die Freiluftbühne vor dem Wormser Dom. Die Festspiele finden in der Zeit vom 16. Juli bis zum 1. August 2021 statt. Aktuell ist das Besucherkontingent Corona bedingt auf 530 Plätze begrenzt. Das bedeutet, dass 870 Plätze aktuell nicht besetzt werden können. Unklar ist derzeit, wie sich die Corona Situation bis zum Beginn der Festspiele in Worms entwickeln wird. Klar ist aber, dass die Nibelungen-Festspiele mit Hochdruck daran arbeiten, die Aufführung des Luther-Stückes mit umsichtigen Maßnahmen und einem umfassenden Hygienekonzept möglich zu machen.