08. Dezember 2015
Das Wormser Theater:

Der Schauspieler Erol Sander war für eine kleine Rezitation von Oscar Wildes „Das Bildnis des Dorian Gray“ ins Wormser Theater gekommen. Wir haben uns das mal angehört.

Erschreckend wenig Publikum fand sich an diesem Tag im Wormser ein. Nicht einmal 100 Besucher waren in den Theatersaal gekommen, um den König Etzel der Nibelungen Festspiele 2014 zu sehen. Die Bühne war mit einem schlichten Tisch, einer riesigen Leinwand und einem hängenden Erol Sander Portrait relativ karg ausgestattet. Mehr braucht man für eine Lesung auch eigentlich nicht. Die Lesung an sich war aber eigentlich gar keine im klassischen Sinne. Mehr als die Hälfte der Zeit der knapp 70-minütigen Vorstellung bestand aus Videoeinspielern der Dorian Gray Verfilmung aus dem Jahre 2009 von Oliver Parker. Leider vermochte dieses Konzept, zwischen Filmclips und gelesenen Textausschnitten von Sander, nicht recht aufgehen. Zwar wurde auch dem Allerletzten im Publikum eine prima Inhaltsangabe geliefert, die man allerdings auch bei der normalen Lektüre des Buches erhält. Vielmehr fragte man sich die ganze Zeit über, was wohl die Haltung von Erol Sander zu dem Geschehen ist? Genau an diesem Punkt kam leider viel zu wenig, man darf leider nicht teilhaben an den Gedanken Sanders zur Handlung oder den Figuren. Es bleibt über die Gesamtzeit einfach etwas Vorgelesenes und wirkt deshalb für den Zuhörer einfach nur leer. Dass das Verbrennen des eigenen Portraits am Ende der Vorstellung eine Interpretation des Handelns der Hauptfigur des Romans zulässt, oder ob es einfach nur eine Anspielung darauf war, dass auch das Bildnis des Dorian Gray, das am Ende das zu abschreckender Hässlichkeit verfallene Gesicht des Hauptprotagonisten zeigt, in Flammen aufgeht, bleibt unklar.

Fazit: Für Erol Sander Fans bestimmt sehr nett, ihr Idol auf einer Bühne zu sehen. Ansonsten war das leider nix.