08. Dezember 2015
Das Wormser Theater:

Tschaikowskis 1892 komponiertes Ballett „Der Nussknacker“ ist für die Theaterbühnen das, was „Ist das Leben nicht schön“ für das Fernsehen ist. Auch in der Wormser Adventszeit strömten die Zuschauer zahlreich herbei und bescherten dem Theater ein fast ausverkauftes Haus.

Basierend auf einer Geschichte des deutschen Autors E.T.A. Hoffmann, erzählt das Ballett die Geschichte der kleinen Clara, die von ihrem Onkel einen Nussknacker geschenkt bekommt. Dieser wird von ihrem Bruder kaputt gemacht. Untröstlich darüber, wiegt sie sich trotzdem mit ihm in den Schlaf. In ihrem Traum erlebt sie aufregende Abenteuer mit dem Nussknacker, der ein verzauberter Prinz ist und mit ihr eine wundersame Reise in das Königreich der Weihnachtsbäume unternimmt. Während viele Ballettinszenierungen heutzutage einen modernen Zugang wählen, entschied sich das Moldawische Nationalballett für eine betont klassische Lesart. Üppig thronte in der Bühnenmitte der übermächtige Weihnachtsbaum, während die klassizistischen Kostüme für eine bunte Vielfalt sorgten, die zuweilen einer Überzuckerung des Auges glich. Genau so oder zumindest so ähnlich, muss sich das der russische Komponist seinerzeit vorgestellt haben, denn Tschaikowskis Klangsprache ist nicht minder farbenprächtig. Schade, dass das Nationalballett auf Musik aus der Konserve zurückgriff. Als wahre Könner zeigten sich jedoch die zahlreichen Tänzer, die geradezu traumhaft leicht über die Bühne schwebten. Man mag sich nicht ausmalen, wie viel Schweiß hinter dieser scheinbaren Mühelosigkeit steckt. Der Komponist hätte wahrscheinlich seine helle Freude gehabt. Weniger erfreut hätte er sich jedoch an einzelnen Müttern, die offenbar kein Verständnis für ihre gelangweilten Kinder hatten und diese fröhlich weiter Unruhe im Theatersaal verbreiten ließen.

Fazit: Traumhaft getanztes Ballett, ganz in klassischer Manier. Die Musik kam zwar vom Band, aber auch das konnte der großartigen Komposition nur wenig anhaben. Einmal mehr zeigte sich, dass die Geschichte vom Kampf gegen den Mäusekönig ein unverzichtbarer Bestandteil der Adventszeit ist.