Von außen fristet das ehemals beliebte Gasthaus „Krone“ in Herrnsheim scheinbar einen Dornröschenschlaf. Doch der Schein trügt. 2015 kaufte der Künstler Eckhard Schembs das geschichtsträchtige Gebäude, das 2009 seine Tore geschlossen hatte. Für den in Herrnsheim lebenden Schembs war das Gebäude nicht einfach eine Immobilie, vielmehr ist es für ihn und viele Herrnsheimer ein Ort der Erinnerungen, der erhalten werden muss.

„Nichts wäre für mich schlimmer gewesen als zu erleben, wie ein Stück Geschichte einfach so abgerissen wird, um Platz für einen Supermarkt oder seelenlose Reihenhäuser zu machen. Nur die Vorstellung daran verursachte in mir bereits körperliche Schmerzen“,

erklärt Schembs und erzählt davon, dass nahezu jeder gebürtige Herrnsheimer seine ganz persönliche Bindung zu dem 220 Jahre alten Gebäude hat. Von Anfang an als Gasthaus betrieben, war es immer ein Ort der Begegnungen, wo man gemeinsam lachte, tanzte und gut aß. Nach dem Krieg war die Krone zeitweise der einzige Ort in Worms, der über einen intakten Saal verfügte, in dem Konzerte und Tanzabende stattfanden. Das soll sich auch nicht ändern. Seit drei Jahren werkelt der Künstler gemeinsam mit einem festangestellten Handwerker an dem Wiedererblühen der Krone. Während die äußere Fassade noch von vergangenen Tagen zeugt, hat sich im Inneren jede Menge getan. 1200 Quadratmeter umfasst das Grundstück, zwei nutzbare Etagen, jede Menge kleinere Räume, einen verwinkelten Keller und natürlich den Krone Saal. Nahezu dreiviertel der Räume wurden bis heute in liebevoller Kleinarbeit wieder hergerichtet. Herzstück ist natürlich der ehemalige Gastraum, der kaum wiederzuerkennen ist. In früheren Zeiten lockte dieser mit biederem Landhausambiente. Dunkle Wände und klobige, schwere Tische ließen den zweigeteilten Raum kleiner erscheinen als er ist.
Heute wirken diese Räume wie die grenzenlose Spielwiese des Künstlers, der kaum Berührungsängste kennt, unterschiedlichste Stile miteinander zu kombinieren. Und doch ist es ein Ort, an dem man sich sofort wohl fühlt. Mittelpunkt ist eine Original Wurlitzer Jukebox, die selbstverständlich der Künstler höchst persönlich bestückt hat. Bilder von befreundeten Künstlern zieren wiederum die aufgehellten Wände. Darunter auch eine kleine Hall-of-Fame, in der Eckhard Schembs ganz besonders große Musiker verewigt hat, wie er schmunzelnd erzählt. Warum er schmunzelt, das zeigt sich schnell nach einem Blick auf diese Wand. Neben den verstorbenen Musikern David Bowie und John Lennon, gemeinsam mit Yoko Ono, hängt ein Portrait von Hans Pfaffenholz, dem vorherigen Besitzer der Krone, der zusammen mit Wolfgang Schall an diesem Ort auch Krone Concerts ins Leben rief. Ab 1985 arbeitete Pfaffenholz in der Gaststätte, die er später von seiner Mutter übernahm und bis zur Schließung im Jahre 2009 führte.

Noch heute lebt der rüstige Senior dort. Eckhard Schembs hat ihm eine frühere Gesindewohnung hergerichtet, die er sich mit seinem launischen Kater teilt. Die restlichen Räume wurden als Appartements hergerichtet. Selbstverständlich tragen sie alle die Handschrift des umtriebigen Künstlers. Benannt nach Ländern oder Kontinenten sind die bisher fertig restaurierten sechs Appartements jeweils individuell gestaltet. Während das „Holländische Zimmer“ mit nordischer Schlichtheit gefällt, lockt das „Afrikanische Zimmer“ mit seinen warmen Farben und einer faszinierend Mischung aus kolonialen Einflüssen und afrikanischer Kultur. Kernstück ist hier eine kupferne Badewanne, die geradezu zum Planschen einlädt und wie die meisten anderen Einrichtungsgegenstände ein Vorleben besitzt, denn der handwerklich begabte Künstler erwarb die Möbel auf Flohmärkten, Schrottplätzen oder bei Haushaltsauflösungen. Anschließend richtete er diese wieder her oder kombinierte sie mit anderen Stücken. Neu ist hingegen die Sauna, die man im ehemaligen Kühlhaus entdecken kann. Bisher nutzt Schembs die wiedererblühte Krone rein für private Zwecke, doch das soll sich ändern. Schembs möchte ein Gewerbe anmelden, um die Appartements vermieten zu können. Auch der Gastraum soll wieder zum Treffpunkt für alle Interessierten werden. In einem Raum, der den Geist von 220 Jahren Feiern in sich birgt, kann da sicherlich nichts schief laufen. Wer mehr erfahren möchte, kann Eckhard Schembs gerne unter der Telefonnumer 06241 58276 persönlich kontaktieren.