15. März 2014
Das Wormser Theater:
Es kommt nicht oft vor, dass im Theater sechs Männer im Anzug und eine Frau im Kleid die Bühne betreten und noch vor dem ersten Ton mit frenetischem Applaus begrüßt werden, als würden die Rolling Stones die Bühne betreten. Anlass für diesen begeisterten Empfang war das zweite Gastspiel des kultverdächtigen „Ukulele Orchestra of Great Britain“.
Ursprünglich für nur wenige Auftritte gegründet, etablierte sich die Band seit 1985 zu einer soliden britischen Entertainmentgröße und zum wichtigsten Botschafter dieses kleinen viersaitigen Instrumentes, das seinen Ursprung im Portugal des 19. Jahrhunderts fand und nach dessen Import nach Hawaii von den dortigen Inselbewohnern sofort ins Herz geschlossen wurde. Was man mit diesem vermeintlichen Spielzeug so alles anstellen kann, davon konnte man sich dank des britischen Kleinorchesters ein umfassendes Bild machen, zumal die hervorragenden Virtuosen keine Berührungsängste scheuten, verschiedenste musikalische Stile miteinander zu kreuzen. Da konnte es schon mal vorkommen, dass David Bowies 70er Jahre Hit „Life on Mars“ auf John Barrys Oscar-prämierten 60er Jahre Hit „Born Free“ traf oder „Love Story“, „Fly me to the moon“ und Frank Sinatras „My way“ in einem bunten Songmix miteinander konkurrierten. Zwar saß bei diesem mehrstimmigen Gesang nicht jeder Ton, das tat allerdings der Stimmung im mit 700 Zuschauern prall gefüllten Wormser Theater keinen Abbruch. Abgesehen davon machten die Briten mit ihrem mehr als trockenen Humor – auch abseits der Ukulele – eine gute Figur und wussten mit ihren ironisch augenzwinkernden Moderationen bestens zu unterhalten. Keine Miene verziehend sorgten sie mit ihren launischen Ansagen, bei denen auch die deutschen Baudebakel der letzten Jahre (Berliner Flughafen, Stuttgart 21, Elbphilharmonie) Erwähnung fanden, für so manchen herzerfrischenden Lacher. Im Mittelpunkt stand aber natürlich die Musik. Dass man aus einer Ukulele auch eine batteriebetriebene E-Gitarre basteln kann, führte eindrucksvoll Ukulele-Gentlemen George Hinchliffe vor und legte ein perfekt gespieltes Solo zu einer verschroben heiteren Version des Blur Klassikers „Song 2“ hin. Lohn für so viel Mühe war am Ende des Abends ein begeistertes Publikum, das sich mit stehenden Ovationen bedankte.
FAZIT: Erfrischend heiterer Abend, bei dem sieben versierte Musiker dem Publikum eindrücklich zeigten, was man mit einer Ukulele so alles anstellen kann. Frei nach dem Motto „Aller guten Dinge sind drei“ dürften die Briten auch ein weiteres Mal ein gern gesehener Gast in der Nibelungenstadt sein.