22. bis 24. Mai 2015
Mannheim Reitsportgelände:
Als vor fünf Jahren der Musiker und Pop Akademie Absolvent Timo Kumpf das Maifeld Derby Open Air aus der Taufe hob, konnte er wohl kaum ahnen, dass es sich innerhalb kürzester Zeit zu einem Aushängeschild in unserer Region entwickeln würde. Oberbürgermeister Peter Kurz geht sogar noch weiter und sieht das gerne als „Entdeckerfestival“ bezeichnete 3 Tages Open Air bei der Eröffnungsrede bereits fest verwurzelt mit der deutschen „Pop Hauptstadt“. Tatsächlich wäre es im Jahre fünf etwas untertrieben, das Maifield Derby noch als „Geheimtipp“ zu bezeichnen.
Auch in diesem Jahr fanden sich 13.000 musikbegeisterte Menschen auf dem Reitsportgelände in direkter Nachbarschaft zum Maimarkt ein, um neben Indielegenden wie MOGWAI und ARCHIVE auch Nachwuchsbands wie die Mannheimer Formation CLAYD zu entdecken. 80 Künstler gaben sich an drei Tagen auf vier Bühnen die Mics in die Hand. Drei Tage, an denen allerhand exquisiter Lärm zu hören war, ebenso wie luftige zarte Klänge, die zumeist auf dem Parcours d’Amour stattfanden. Solch eine Künstlerin war die gerade mal 18-jährige SOAK, die mit ihren gefühlvollen Balladen über das Erwachsenwerden mitten ins Herz traf. Eine Musikerin, von der man sicherlich noch mehr hören wird. Auch eine Entdeckung wert war der Musiker Tobi Siebert, der unter dem Namen THE GOLDEN CHOIR auf selbiger Bühne als „Ein-Mann-Band“ mit einem opulenten Sound, der irgendwo zwischen Filmmusik, Gospel und Indie Rock rangierte, zu begeistern wusste. Erster Tageshöhepunkt an diesem Eröffnungsfreitag war sicherlich der Auftritt des gefeierten deutschen Singer Songwriters GISBERT ZU KNYPHAUSEN, der verstärkt wurde durch die Kid Kopphausen Band. Anspruchsvolle Texte, raffinierte Melodien und eine bestens aufgelegte Band sorgten für ein tolles Konzerterlebnis, das Großes für Tag zwei erwarten ließ. Am Samstag war es besonders die Vorfreude auf die britischen Indie Rocker von Archive, die viele elektrisiert in das Palastzelt strömen ließ. Archive belohnten diese Erwartungshaltung mit einem mächtigen Soundgewitter, das erstaunlicherweise niemals breiig abgemischt war und stattdessen ehrfurchtsvolle Schauer über den Rücken jagte. „Ja, ich war dabei, als ARCHIVE ein musikalisches Monument schufen“, konnte man danach allen stolz erzählen, die zu diesem Zeitpunkt dem gelungenen Singer Songwriter Pop CHARLIE CUNNINGHAM auf dem Parcours d’Amour lauschten. Auf der großen Fackelbühne im Freien ging es schließlich mit den Indie Stars von FOXGEN weiter. Es war eine wahrhafte Freude, den Kaliforniern bei ihrem dynamischen Retro Sound zuzuhören und zuzuschauen, wie sie untereinander fröhlich die Instrumente tauschten. Offenbar angetreten mit dem Anspruch, aus dem Palastzelt so etwas wie eine Kathedrale des apokalyptischen Untergangssounds zu verwandeln, gab es bei der kultig verehrten Britband MOGWAI mächtig was auf die Soundglocke. Nachbarn sollen noch kilometerweit entfernt in ihren Betten wachgerüttelt worden sein. Nach diesem furiosen Outro war es eine durchaus berechtigte Frage, ob dieser Samstag vom letzten Festivaltag noch getoppt werden könnte. Aber eigentlich wäre man schon zufrieden, wenn das Niveau gehalten werden könnte. Tatsächlich wusste auch der letzte Tag mit einigen gelungenen Auftritten zu gefallen. So musste sich die dänische Band MEW mit ihrem beeindruckenden Klangteppich hinter Mogwai nicht verstecken. Derweil konnte die derzeit angesagteste österreichische Band WANDA mit ihrer Mischung, irgendwo zwischen Falco und der Hamburger Schule, viele neue Fans für sich gewinnen. Für einen würdigen Abschluss dieser mehr als gelungenen fünften Auflage sorgte die irische Sängerin RÓISÍN MURPHY. Mit großer Stimmgewalt und einer Band, die spielte, als würde es kein Morgen geben, verpasste sie dem Palastzelt ein beeindruckend passendes Soundkleid und verwandelte phasenweise jenes Zelt in einen Dancefloor, nur um am Ende mit einer gefühlvollen Version des italienischen Chansons „Non credere“ dem verzückten Publikum noch einmal Gänsehaut auf die verschwitzten Körper zu zaubern.
Fazit: Drei Tage Maifeld Derby hießen einmal mehr drei Tage eine vielfältige Auswahl an guten bis herausragenden Bands. Enttäuschungen Fehlanzeige, zumindest was die besuchten Konzerte des anwesenden WO! Teams anging.