Neuordnung soll Wormser Wochenmarkt attraktiver machen
Seit dem 1. März müssen sich langjährige Kundeninnen und Kun- den auf dem Wormser Wochenmarkt neu orientieren, nachdem die Stadt diesen umgestaltete, um den zuletzt etwas ausgedünnten Markt wieder kompakter erscheinen zu lassen. Damit einhergehend die Hoffnung, mehr Menschen zum Bummeln einzuladen.
Immer wieder ist der Wochenmarkt in den letzten Jahren Gegenstand von Diskussionen. Besucher/innen und Marktbeschicker klagen über mangelnde Parkmöglichkeiten. Potentielle Kunden über zu teure Angebote und andere kritisieren das Flair von unter anderem wild par- kenden Autos direkt vor dem Rathaus. Zudem wurde der Markt in den vergangenen Monaten immer wieder vom Rückzug einzelner Händler/ innen gebeutelt. Insbesondere unter der Woche wirkt der Markt wie im Dämmerschlaf, da nur wenige Lebensmittelanbieter den Weg in die Stadt finden und dementsprechend die Kundenfrequenz eher bescheiden ist. Am Samstag hingegen ist der Zuspruch groß. Auftrieb er- hält der Markt zudem durch die Rückkehr der Marktwinzer. Profitieren dürften allerdings in erster Linie Anbieter von kleinen Speisen, wie das Catering Unternehmen Engelhardt mit seinen leckeren Saumagenburgern, und natürlich die Winzer. Ein weiterer Vorteil ist natürlich, dass rund um die Dreifaltigkeitskirche am Marktsamstag viel Leben herrscht, das wiederum auf Touristen attraktiv wirkt. Nach der Neuordnung des Marktes dürfen sie ein wenig näher an die protestantische Kirche heranrücken und verfügen somit über mehr Platz.
IST DER MARKPLATZ DER PERFEKTE STANDORT?
Im Innenstadtausschuss erklärte ANGELIKA ZEZYK, als Bereichsleiterin Sicherheit und Ordnung für den Markt zuständig, dass eine Neuordnung notwendig wurde, um dem Markt insbesondere in den Wintermonaten ein attraktiveres Antlitz zu verleihen. Denkbar sei auch, in dieser Zeit eine Attraktion – ähnlich dem Riesenrad der Familie Göbel – auf dem Marktplatz zu platzieren. Das größte Problem für den Markt dürf- te jedoch das veränderte Konsumverhalten der Menschen sein. Einer, der davon zu erzählen weiß, ist der Metzgermeister PETER HEBAUER, der seit 25 Jahren auf dem Wormser Wochenmarkt dreimal die Woche anzutreffen ist. Für Hebauer ist es, neben seinem Cateringservice, die einzige Anlaufstelle für seine Kunden. Über ein Ladengeschäft verfügt er nicht. Im Gespräch mit WO! begrüßt er die Neuordnung und betont, dass Stadt und Beschicker dies gemeinsam besprochen hätten. Etwas, was nicht immer so war und zuweilen zu Unmut führte. Gerade ein jah- relang etablierter Platz ist bares Geld, wie vor Jahren eine Händlerin gegenüber WO! erklärte, als sie mal wieder umziehen musste und im Anschluss ganz kündigte, um in eine Einkaufspassage am Ludwigsplatz zu ziehen. Angesprochen darauf, ob der Marktplatz trotz seines Namens der perfekte Standort ist, räumt Hebauer ein, dass viele Beschicker und auch er die Zeit Anfang der 2010er Jahre auf dem Ludwigsplatz sehr positiv erlebten und nichts gegen eine Rückkehr einzuwenden hätten. Durch die vorhandene Tiefgarage und der Nähe zur gut besuchten Kai- ser Passage hätten mehr Menschen den Weg auf den Markt gefunden. Dennoch dürfte eine Rückkehr eher unwahrscheinlich sein.
ZU WENIG PERSONAL FÜR DEN WOCHENMARKT
Ein Problem, das aber auch durch einen Standortwechsel nicht lösbar sei, ist schlicht und ergreifend der Personalmangel. So berichtet der stadtbekannte Metzger, dass es immer schwieriger sei, fachkundiges Personal zu finden. Das betrifft sowohl die Wurstproduktion, als auch den kräftezehrenden Verkauf, geht es doch schließlich schon um 7 Uhr morgens los. Jüngst erklärten genau aus diesem Grund STEPHAN und MARION KAISER, besser bekannt als Feinkost Kaiser, ihren Rückzug. Während für viele Stände kein Ersatz gefunden wird, haben Freunde des Feinkost Kaiser Glück, denn ein neuer Händler, Seelenfutter, stößt in die Lücke und verkauft deren Produkte weiter. Ein weiteres Problem ist natürlich der schmaler werdende Geldbeutel oder eine andere Wertschätzung gegenüber Lebensmitteln, die viele Menschen zum Discounter treibt. Zudem hat sich die Bevölkerungsstruktur in Worms stark verändert, sodass oftmals der Wochenmarkt wie ein Relikt aus vergangenen Tagen wirkt, als die Rheinelektra noch Schallplatten verkaufte und der Kaufhof schwarze Zahlen schrieb. Dennoch ist vielleicht genau aus diesem Grund der Wochenmarkt eine wichtige Tradition, die es zu erhalten gilt.
Text: Dennis Dirigo Foto: Andreas Stumpf (Wochenmarkt an einem Dienstag)