Ein Blick zurück auf das „Wormser Altstadtfest“

Es war ein gelungener Einstand für das erste Wormser Altstadtfest des ersten Altstadtfests des 21. Jahrhunderts. Zahlreiche neugierige Menschen bevölkerten die engen Gassen, um sich zu informieren, zu plaudern oder einfach nur unterhalten zu lassen.

Die Wormser Altstadt hatte in den letzten Jahren oftmals keinen guten Stand. Immer wieder geriet sie in den Fokus öffentlicher Diskussionen. Trauriger Höhepunkt dürfte zweifellos die gewalttätige Auseinandersetzung 2020 in der Rheinstraße gewesen sein. Dem gegenüber stehen wiederum die Bemühungen des Vereins Hamburger Tor e.V., der sich als Nachbarschaftsverein versteht und sich seit Jahren für ein besseres Zusammenleben in diesem Schmelztiegel der Kulturen einsetzt. Tatsächlich dürften in keinem anderen Bezirk der Stadt so viele unterschiedliche Kulturen zusammenleben wie in der Altstadt.  Gemeinsam mit der Kulturkoordination der Stadt Worms kam dem Verein nun die Aufgabe zu, mit dem Altstadtfest zu zeigen, dass die Altstadt mehr ist als ein Klischee.

Bevor das eigentliche Fest eröffnet wurde, lud ein Nachbarschaftsfloh- markt zum Stöbern. Das Angebot wurde sowohl von Besuchern als auch Anwohnern rege genutzt. Manche Anwohner hielten zudem noch eine kleine Überraschung parat. Neben einer spontanen Modenschau in der Bärengasse, sorgte K.J. Dallaway aus Trinidad mit seinem Flügelhorn für reichlich jazzige Töne an einem Verkaufsstand. Im Verlauf des Abends ging es für den Musiker noch auf die Bühne am Hamburger Tor, um gemeinsam mit der CRAZY ROOSTER GANG dem Publikum einzuheizen, ehe die DELI  BROTHERS  und schließlich der HOT CLUB WORMS übernahmen. Im Krappenbau war derweil ein Besuch durstiger Kehlen mit einer immensen Wartezeit verbunden. Tatsächlich waren die Betreiber Uwe und Robert geradezu überwältigt von dem Ansturm. Die Folge: Am nächsten Tag vermeldete das Team, dass man nicht öffnen könne, da man schlicht und er- greifend ausgetrunken sei. Wer schließlich eine kühlende Schorle ergattert hatte, konnte dem Singer Songwriter Blues Rock des Duos BANKERT UND KAFRUSE, hinter dem sich die Wormser Dirk Beiersdörfer und Alex Günther verbergen, genießen.

Neben Musik und Floh- markt gab es insbesondere tagsüber noch viel mehr zu entdecken. Die Ernst-Ludwig-Schule informierte über ihre vielfältigen Angebote, ebenso wie der Beirat für Migration und Integration oder der Interkulturelle runde Tisch. Die Familienweinkellerei TADEUS RAS lud tags- über Kinder dazu ein, Trauben zu Most zu pressen. Für die kleinen Altstadtfestbesucher gab es zudem mehrere Spiel- und Schminkangebote. Etwas abseits gelegen in der Judengasse wirkte der Jugendtreff, der ebenfalls geöffnet hatte, ein wenig verloren. Sehr zentral konnte sich indes das Klimabündnis Mittelhahntal im Vereinslokal des Hamburger Tors vorstellen. Die SPD Mitte versorgte Besucher in einem Innenhof mit wichtigen Informationen zur Mülltrennung und gleich noch mit gegrillten Würstchen. Bündnis 90/Die Grünen Worms begnügten sich wieder- um mit einem Parteiinformationsstand, was nicht allen Besuchern gefiel. Wünschenswert wäre es in diesem Zusammenhang sicherlich gewesen, wenn die Organisatoren zumindest den Innenstadtausschuss eingebunden hätten. Dieser setzt sich aus allen Stadtratsfraktionen zusammen und soll die politische Stimme der Innenstadt sein.

Fazit: Es war schlicht beeindruckend zu sehen, was die ehrenamtlichen Organisatoren gemeinsam auf die Beine gestellt haben. Insofern war und ist das Altstadtfest auch ein Beispiel dafür, wie Kultur und vor allem ein gemeinsames Ziel verbinden können. Eine Wiederholung ist in diesem Sinne sicherlich wünschenswert, wenn da nicht immer die Sache mit dem lieben Geld wäre. Denn Feste kosten Geld und Worms hat bekanntlich nicht viel davon. Ermöglicht wurde das Fest einmal mehr durch Fördergelder.

Text und Fotos: Dennis Dirigo